Anhaltendes Gewitter

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Manuel hatte noch immer seinen Griff fest um meine Hand und zog mich durch den dunklen Wald. "Wo willst du hin?", brüllte ich durch das Grollen einer Wolke. "Weiter!", schrie Manuel zurück. Der Regen drang schon nach paar Meter durch unsere Kleidung hindurch. "Manuel, das ist doch wahn..." In dem Augenblick stolperte ich. Meine nasse Hand rutschte aus Manuels und ich landete, mit dem Gesicht voran, auf dem schlammigen Weg. Manuel stoppte und sah augenverdrehend auf mich runter. "Wieso immer ich", seufzte ich und wischte mir den Schlamm aus dem Gesicht, sogut es ging. "Du hast es nicht so mit laufen, habe ich recht?" Manuel reichte mir seine Hand und half mir auf die Beine. Dabei zog er mich kurz dicht an sich heran, als hätte er es drauf abgesehen. Doch er trat von mir ab, als ich ihm starr in die Augen sah. "Du siehst aus wie ein Schwein", grinste er dann. Ich sah auf mich herab. "Meine Kleidung", und seufzte. "Wenn es nicht mehr regnet, nehmen wir ein Bad. Dort wo ich hin möchte, gibt es einen kleinen Teich. Dort kannst du dich waschen. Aber wir müssen weiter. Vielleicht spült der Regen dich auch ein wenig sauber."
Wieder lächelte er mich auf eine sanfte Art und Weise an. Ich nickte. "Bestimmt fall ich nach dem Waschen eh wieder in den Dreck." Zusammen gingen wir los. Dieses mal achtete ich auf den Boden vor mir. Wurzeln der großen Bäume traten weit hervor und ergaben stolperfallen.

Je tiefer wir in den Wald gingen, desto dürrer wurde es. Das grüne Geäst der Bäume wurde kahler und toter, bis nur noch Morsche, abgestorbene Bäume übrig blieben. "Wir gehen jetzt ein Stück durch den Rand des Waldes", sagte Manuel. "Eigentlich gehen wir gerade nur paar Meter von deiner Welt entfernt", erzählte er weiter und deutete dabei zu unserer Rechten. Ich konnte es nicht glauben, da es so aussah, als würde der Wald unendlich sein. "Sicher?", fragte ich. Manuel nickte. "Wer weiß ob deine Freunde sich dahinter verbergen. Hinter dem Nebel, der von außen sichtbar ist und von innen das Ende nicht zeigt." Sehnsüchtig sah Manuel in den unendlichen Wald hinein.

"Würdest du den Wald verlassen wenn du könntest?" Ich war neugierig. Und wenn ich das alles überlebte, würde ich ihn gerne wiedersehen. Aber den Wald nochmal betreten, davor grauste es mir.
Manuel schien zu überlegen, bevor er auf mich sah und lächelte. "Vielleicht. Aber nur um etwas anderes als Bäume zu sehen. Mal einen Himmel, ohne die Äste davor. Die Berge sehen, die so wunderschön sind." In meinem Kopf legte sich das Bild unserer Umgebung. So wunderschön. Und ich vermisste sie, obwohl ich noch nicht so lange im Kältewald gefangen war.

"Aber die Menschen würden unseren Anblick sicher nicht verkraften. Sie denken wir sind Gestalten aus Büchern. Wenn sie herausfinden, dass es uns wirklich gibt, kann ich mir vorstellen, dass die uns jagen und gefangen nehmen. Uns wie Trophäen ausstellen wollen. Zu schau stellen wollen. Wie Circustiere." Manuel schnaufte.

Überlegend sah ich in an. "Und wenn wir uns wiedersehen wollen?" Auf meine Frage drehte er seinen Kopf zu mir. Er schien erstaunt über diese Frage. "Wiedersehen?" Ich nickte. "Wollen wir das?", fragte er nur zurück und sah daraufhin wieder nach vorn. Ich schluckte und tat das gleiche. In mir breitete sich ein dumpfer Schmerz aus, der durch die direkte Ablehnung von Manuel ausgelöst wurde. Traurig sah ich auf den Boden und trottete neben ihm her, durch den kalten Regen.

.......

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Der Wald der Elfen || KürbistumorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt