8. Türchen

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Ich bin gestern noch bis spät in die Nacht wachgeblieben und habe geheult. Mir wurde bewusst, dass 10% Überlebenschance nicht gerade viel war und das Doktor Martini mit dem 'Mina wird sterben' durchaus Recht haben könnte.

Ich spürte wie mir schon wieder Tränen in die Augen stiegen. Im Moment lag ich in meinem Bett und starrte zur Decke. Ich wusste nicht wie spät es war, aber anscheinend nicht so früh, da Mina's Vater nichtmehr neben mir lag, und auch nicht zu spät, weil Mina mich noch nicht aufgeweckt hatte. Ich lag einfach nur so da und dachte nach.

Mina machte mir Sorgen. Nein, keine Sorgen. Ich hatte richtig Angst um sie. Mina durfte mir nicht weggenommen werden! Sie können mir alles wegnehmen, mein Haus, mein Auto und meine Arbeit, aber nicht Mina.

"Denk' über etwas anderes nach!" ,befahl ich mir. "Ich habe noch Cupcakes!", war mein nächster Gedanke. Also stand ich leise auf und tapste in die Küche. Ich fühlte mich wie ein kleines Kind das gerade dabei war Süßigkeiten zu klauen. Ich sah in alle Richtungen, ob mir niemand zuguckte, und schnappte dann zwei Cupcakes aus der Dose. Mit denen machte ich mir es auf dem Sofa bequem.

Ich fragte mich warum ich so plötzlich so viel Freizeit hatte. Schließlich hatte sich in den letzten Tagen nicht wirklich viel geändert. Okay, gut, schon. Aber normalerweise müsste ich gleich wenig Freizeit wie vorhin haben. Ich denke eindeutig zu viel nach.

Genüsslich biss ich in den ersten Cupcake hinein. Yummy! Ich liebe sie. Ich ließ die Rose aus Marzipan, mit der ich den Cupcake verziert hatte, auf meiner Zunge zergehen.

Ich fühlte mich wie im besten Moment meines Lebens.

Hört sich jetzt wahrscheinlich komisch an, aber ist so.

Einfach mal alles vergessen und Cupcakes essen.

Als ich die Cupcakes gegessen hatte sah ich auf die Uhr. 9 Uhr. Ich drehte den Radio auf und da lief gerade mein Lieblingssong 'What's up' .

" And I say: Hey yeah yeaaah! Hey yeah yeah. I said hey, What's going on?", sang ich den Refrain mit und tanzte dazu durchs Wohnzimmer und 'performte' den Song. Ich steckte meine volle Energie hinein. " And I say: Hey yeah yeaaah! Hey yeah yeah. I said hey,What's going on?", sang ich zum zweiten Mal. Ich singe für mein Leben. Den Mina und singen sind zwei der wenigen Sachen die mich am Leben hielten. Eigentlich war ich sehr zufrieden mit meinem Leben. Aber es war nichts wert. Ich machte genau das in meinem Leben was viele andere auch machten.

" And I try Oh my god do I try I try all the time In this institution", sang ich weiter. Das Gesamtpaket von diesem Lied stimmte einfach. Man wurde automatisch glücklich und wenn man es hörte vergaß alles um sich herum. " And I pray Oh my god do I pray I pray every single day For a revolution.",  sang ich tief aus meinen inneren heraus. Alles was ich konnte steckte ich in diese Zeile. Ich schüttete den Song praktisch mein Herz aus.

Dadurch erschrak ich um so mehr als mich Mina mit großen Augen anstarrte. "M-m-ina", stotterte ich. "Mama...", sagte sie sprachlos und starrte mich immernoch an. Damit hatte ich nicht gerechnet. Mina sah mich singen. Wie ich meiner Leidenschaft nachging. Sie wusste nichtmal wie sehr ich singen liebte. "Du-Du bist mega gut!", sagte sie und starrte mich immer noch ungläubig an. Ich wollte 'Danke' sagen, doch ich konnte nicht.

Mina fiel mir in die Arme und ich konnte diese Umarmung nur erwidern. Ich spürte wie Mina zu schluchzen anfing. Hatte ich was falsch gemacht? Oder warum weinte sie? Beruhigend strich ich ihr über den Rücken. So saß ich da, mit meiner krebskranken, weinenden Tochter im Arm.

"Was ist los Mina?", fragte ich sie flüsternd.

"N-N-ichts", schluchzte sie. "Du kannst mir alles erzählen", flüsterte ich und sah ihr in ihre hasselnussbraunen Augen. Sie schniefte kurz und sagte, "Du bist so glücklich wenn du singst. Wenn wir etwas zusammen machen, was wir so oft tun, lächelst du zwar aber ich habe jetzt gespürt, dass diese 'Lächeln' nicht echt war. Ich mache nur Probleme. Singen ist deine Leidenschaft und bis jetzt wusste ich nicht, dass du die überhaupt hast. Weil du viel zu viel Zeit mit mir verbringst."

Oh oh. Damit hatte ich nicht gerechnet. Ganz und garnicht. Das musste ich schnellstens wieder gerade biegen. Aber eine weinende Tochter vor sich zu haben, die dir viel über dich erzählt von Sachen die du selbst nichtmal richtig über dich wusstest, ist es schwer ins Gesicht zu lügen. Und die komplette Wahrheit? Niemals.

"Mina, ich verbringe gerne Zeit mit dir, klar habe ich nicht mehr so viel Zeit für mich, aber ich mache es gerne. Die Zeit die ich mit dir verbringe ist eine schöne Zeit, und die muss ich ausnutzen. Die Zeit vergeht schnell, draum muss man alles genießen und die schönen Momente um so mehr", sagte ich zu ihr, und es war alles nur die Warheit.

"Wirklich?", fragte mich Mina und wischte sie eine Träne weg. "Wirklich.", sagte ich darauf und nahm ihre Hand. " And I say: Hey yeah yeaaah! Hey yeah yeah. I said hey,What's going on?", sang ich und tanze mit Mina durch den Raum. Ich grinste dabei und sang zu Mina hinunter. Nun fing auchMina wieder zu lächeln an.

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Ich hab' keine Ahnung wie lang' das Kapitel ist, aber ich hoffe nicht zu kurz :D Hattet ihr heute auch frei?

ES HAT HEUTE ENDLICH ANGEFANGEN ZU SCHNEIEN! Bei euch auch?

Love u guys

Jul

24 daysWo Geschichten leben. Entdecke jetzt