15. Türchen

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Katja war heute Morgen gekommen, ich war zur Arbeit gefahren, nach Hause gekommen, hatte Essen gemacht, hatte mit Mina und Katja gegessen, also nichts Besonderes.

Nun stand ich mit Mina in der Küche und backte Lebkuchen. “Mama, guck mal!“, schrie sie und deutete auf einen Lebkuchenmann. „Schön“, sagte ich, obwohl er ETWAS komisch aussah mit einem Bein und auf der anderen Seite wo das zweite Bein normal hingehörte war der Kopf. Ich stach eigentlich nur Rechtecke aus und dekorierte sie mit Mandeln, Mina hingegen ließ ihrer Fantasie freien Lauf.

Sie hatte einige Sterne die einem Vollbart sehr ähnlich waren und Herzen die aussahen wie eine Tulpe mit Wachsstörungen. Aber im Großen und Ganzen ging es ja darum wie es schmeckte.

Als wir ein halbes Blech voll mit meinen Rechtecken und die andere Hälfte mit Minas Kreation voll hatten schob ich das Blech in den Ofen.

Mina und ich waren schon wieder beim Ausstechen als ich einen lauten Knall hinter mir hörte. Wir zuckten beide zusammen und blieben für einen Moment stat. Danach wagte ich es mich umzudrehen.

Ich erwartete eine geplatzte Popcorntüte oder so was. Stattessen sah ich schwarz. Einfach nur schwarz.

Nein. Ich hab nicht mein Bewusstsein verloren.

Es roch leicht verbrannt. Ich rannte schnell zu einem Fenster und öffnete es.

Langsam wurde meine Sicht wieder heller und ich konnte wieder etwas sehen. Doch das was ich sah erfreute mich recht wenig. Die Kekse waren alle schwarz, aus dem Ofen kamen immer noch schwarze Wölkchen und Mina stand da und hielt sich die Ohren zu.

Warum eigentlich die Ohren? Sie müsste sich eigentlich die Nase zu halten oder von mir aus die Augen da der Anblick so scheußlich war.

“Sicher einen Nebenwirkung des Krebses“, dachte ich mir, schob den Gedanken, aber schnell wieder zur Seite.

Als ich genauer auf den Ofen sah, merkte ich, dass die schwarzen Wölkchen nicht von den Keksen kamen sondern wirklich AUS dem Ofen. Er rauchte schwarze Wolken aus der Lüftung heraus. “Oh, oh, das sieht ja mal gar nicht gut aus…“, dachte ich mir und wedelte mit der Hand in der Luft herum.

 Ich ging zum Backofen und holte erstmals das Blech mit den verbrannten Lebkuchen heraus. Die sahen echt nicht mehr zu retten aus. Der Ofen noch viel weniger.

Ich wollte mich gerade zum Backrohr hinunter beugen und gucken was da los ist, als ich nochmal kurz zu Mina sah. Sie hatte noch immer die Finger in den Ohren.

Ich guckte sie ein wenig verblödet an, stand aber dann doch auf und nahm ihr die Finger aus den Ohren.

Sie lächelte leicht und ging anschließend ins Wohnzimmer.

Ähm.. okay?!

Ich widmete mich wieder dem Ofen, aber ich konnte leider nichts erkennen, da ich wieder nur schwarzsah.

Ich schmiss meine Schürze wütend zur Seite und ging in den Flur wo das Telefon stand und rief den Mechaniker an.

Er meinte er sei in einer halben Stunde hier und ich legte auf.

Er wusste schon auswendig wo wir wohnten. Bei uns passierte andauernd etwas. Letztens wollte ich eine Glühbirne wechseln und Mina hatte irgendwie Kaugummi in die Fassung gebracht, oder einmal hatte sie die Kabeln vom Fernseher durchgeschnitten, aber der Burner blieb, dass ich einmal mit ihr gestritten hatte und dann ging sie wütend in mein Büro. Dort hatte sie sich dann mit voller Wucht auf meinen Schreibtisch gesetzt und er ist durchgebrochen! Wie sie das geschafft hatte blieb mir bis heute ein Rätsel.

Matthias, der Mechaniker und Elektriker, kannte, glaube ich, sogar schon den Hausbrauch. Er wusste wo der Staubsauger stand und wo er Wischlappen finden konnte.

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