10. Türchen

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Mina hatte mich noch nicht aufgeweckt. Gut. Dachte ich mir. Doch dann fiel mir ein, dass Mina ja heute nicht in den Kindergarten musste. Deshlab ließ ich mich wieder müde ins Kissen zurück fallen. Genau so schnell wie ich mich hingelegt hatte setzte ich mich auch schon wieder auf und nahm mein Handy vom Nachttisch. 7:34 zeigten die Zahlen auf dem Sperrbildschirm an. Oh nein.

Ich wählte die Nummer meines Chef's. Tuut. Tuut. Ich wartete ungeduldig.

"Guten Morgen", meldete er sich zu Wort. "Hallo. Ich kann heute leider nicht in die Arbeit kommen. Meine Tochter ist krank.", sagte ich knapp. "Sie wissen, dass es in der Firma im Moment drunter und drüber geht! Sorgen sie schleunigst um ein Kindermädchen. Ich erwarte sie morgen um acht Uhr an ihrer Arbeitsstelle. Auf Wiederhören.", sagte er schroff und legte auf.

"Ich bin doch gar nicht krank!", hörte ich eine Stimme hinter mir rufen. Schlargartig veränderte sich meine Mine und ich sah direkt ins Gesicht meiner Tochter. "Ähm.. nein.. ja... doch.. vielleicht", stotterte ich, "Doktor Martini meinte du soltest zu Hause bleiben, weil du ähm... vielleicht die... ähm Masern. -Genau Masern!- bekommen wirst!" Mina sah mich immer noch an.

"Komm' gehen wir frühstücken", brach ich die unangenehme Stille. Mina nickte nur und folgte mir gähnend in die Küche.

"Wir brauchen für dich ein Kindermädchen...", sagte ich nur so nebenbei. "Was?! Nein!", entfuhr es Mina. "Ich muss morgen wieder arbeiten und du kannst nicht alleine zu Hause bleiben", erklärte ich ihr. "Aber es gibt noch den Kindergarten", sagte sie und machte komische Handbewegungen. "Es gibt auch noch die Masern", sagte ich und machte ihre Handbewegungen nach. Mina verschränkte die Arme vor der Brust, aber sie wusste kein Argument mehr darauf.

XXX

Inzwischen hatten wir schon gefrühstückt und ich saß mit Mina am Laptop und wir suchten ein Kindermädchen. Wir hatten die Website einer 'Agentur' von uns in der Nähe geöffnet und scrollten die Gesichter der Babysitter nach unten.

Fast ganz unten war ein Gesicht von einem Mädchen mit braunen Haaren und ein paar Sommersprossen abgebildet. "Die sieht nett aus!", sagte Mina und zeigte auf genau dieses Gesicht. Darunter stand, "Katja, Montags- Freitags, nur Vormittags" Perfekt. Ich wählte die Nummer der Agentur.

Am anderen Ende der Leitung meldete sich eine freundliche Frau, "Guten Tag, kann ich etwas für sie tun?" "Ja, und zwar suche ich einen Babysitter für meine Tochter. Wir haben uns auf der Website schon umgesehen und hätten uns für Katja entschieden!", sagte ich zu ihr. "Katja! Ja die ist erst seit kurzem hier. Ich hol' sie schnell"

Es wurde kurz still und dann meldetet sich eine junge Dame, ich schätzte sie so auf 18, "Hallo! Hier ist Katja!", sagte sie freundlich. Ich unterhielt mich noch ein wenig mit ihr über Mina und das Wesentliche.  Mina war ,Gott sei Dank, schon wieder in ihr Zimmer gegangen, also konnte ich Katja auch über das Thema Krebs aufklären.

Eigentlich hätte ich erwartet, dass Katja zurückschreckte oder womöglich noch Mitleid mit mir hatte.

Doch Katja war anders.

"Meine Schwester hatte auch Krebs. Sie war ein Jahr älter als ich. Sie hat es überlebt.", plapperte sie einfach darauf los. WOW. Damit hatte ich jetzt nicht gerechnet. Sie redete weiter,

"Viele Leute erschaudern wenn sie das Wort 'Krebs' hören. Krebs ist ein Tier und ein Sternzeichen. Diese Krankheit hat nur den Namen 'Krebs' bekommen, da man sofort an festhalten und nie wieder loslassen denkt. Krebs hat die Möglichkeit zu töten. Doch genau das will man nicht. Deshalb zieht einen der  Name 'Krebs' nur noch mehr runter"

Ich ließ die Worte kurz an mir wirken und spürte wie ich Gänsehaut bekam. So hatte ich noch nie gedacht.

"Aber angenommen irgendjemand würde jetzt beschließen 'Krebs' auf 'Hase' umtaufen würden wir im Hinterkopf immer noch an 'Krebs' denken, deshalb wird Krebs nie seine Bedeutung verlieren.", sagte Katja."WOW, Katja an so was hatte ich noch nie gedacht...", sagte ich, noch immer ganz baff.

"Das ist ist das Problem. Leute laufen, taub, blind und ohne nach zu denken durchs Leben und lassen alles über sich ergehen. Niemand wehrt sich.", flüsterte Katja, "Auf Wiedersehen"

Nun hatte sie aufgelegt. Noch nie hatte jemand so etwas zu mir gesagt. Die Worte waren mehr als war. Alles.

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SORRY.

Gestern hat es aber mein WLAN nicht für nötig gehalten, das Kapitel zu speichern  geschweige denn es zu veröffentlichen. Bahhhh.

Also falls heute das 11. nicht kommt wisst ihr was passiert ist ;)

Love u guys

Jul

24 daysWo Geschichten leben. Entdecke jetzt