"Hey" begrüßte ich Cole, der wie jeden morgen schon auf der Bank an der Haltestelle saß.
"Sorry, dass ich gestern einfach abgehauen bin, aber ich hatte einen Politiktest in den ersten beiden Stunden und ich war eh schon spät dran." sagte ich entschuldigend und setzte mich auf den freien Platz neben ihm.
"Alles gut. Ich kann es ja verstehen" antwortete er grinsend.
"Ich bin übrigens Cole" fuhr er fort und streckte eine Hand aus.
"Ich bin Lisa" grinsend nahm ich seine Hand an und drückte sie einmal kräftig.
"Ich weiß, immerhin bist du seit gestern keine Unbekannte mehr an unserer Schule"
"Wegen dem Streit, nicht wahr?" fragend zogen sich meine Augenbrauen zusammen. Zeitgleich fuhr der Bus vor. Zischend öffnete sich die Türen. Der Busfahrer sah uns, wie jeden morgen, finster entgegen. Wir beide standen auf und stiegen in den Bus ein. Mittlerweile mussten wir keine Fahrkarte mehr vorzeigen, da uns der Busfahrer schon kannte.
Zusammen setzten wir uns in einen Zweisitzer im hinteren Teil des Busses.
"Um deine Frage zu beantworten" griff Cole das Gespräch wieder auf "Ja, es saßen ja alle in der Cafeteria und leise wart ihr auch nicht gerade"
Schuldbewusst und beschämt ließ ich meinen Blick zu meinen Schuhen wandern. Ich wusste ja, dass jeder diese Auseinandersetzung mitbekommen hatte, aber es nocheinmal von einer außenstehenden Person zu hören, war viel nieder schmettender. Das einzige, dass ich durch den Schulwechsel erreichen wollte, war mein früheres unsichtbare Leben wieder zu bekommen. Ich wollte nicht im Mittelpunkt stehen. Ich wollte keinen fetten Stempel auf die Stirn geklatscht bekommen, aber es hatte keine drei Wochen gedauert, da hatte ich schon wieder einen schlechten Ruf.
"Gibt es Gerüchte?" fragte ich zaghaft, ohne meinen Blick zu heben.
"Lisa ich glaub nicht das du das hör-"
"Bitte Cole, ich komm schon klar" unterbrach ich ihn harsch und traute mich das erstemal, ihm wieder direkt ins Gesicht zu schauen. Seine Augen musterten mich einfühlsam. Man merkte ihm an wie sehr er mit sich zu kämpften hatte.
"E-es geht halt eine Menge rum. Es gibt viele Gerüchte." gab er zu, während er seine Hände knetete.
"Aber ich glaub nicht daran" beteuerte er schnell und hob schützend seine Hände.
"Keine Sorge ich glaub dir." beruhigte ich ihn.
Es herrschte Stille.
"Was sagen die Gerüchte?" hakte ich weiter nach.
"Lisa-" seuftzte er, doch ich unterbrach ihn erneut.
"Ich komm damit klar. Ehrlich. Ich will nur wissen was mich da gleich erwartet" mit dem Finger zeigte ich auf unsere Schule, die nun schon in Sichtweite war.
Er seuftze geschlagen.
"Es wird halt gesagt, dass du mit Nico im Bett warst, während dieser Pijamaparty und ihm dann eingeredet hast, dass er sich von Ayleen trennen soll." murmelte er. Verstehend nickte ich und sah aus der Frontscheibe. Mit einem Ruck blieb der Bus stehen. Wieder öffnete sich die Türen zischend.
"Danke" mit einem schwachen Lächeln, sah ich Cole an und stand auf.
"Bis morgen" mit diesen Worten und dem Wissen, dass mich alle für eine Schlampe hielten, verabschiedete ich mich von ihm und verließ den Bus. Schlurftend ging ich auf die Schule zu. Immerwieder kickte ich einen Kieselstein mit meinem Fuß weg. Meine Arme hingen schlaff an meinen Körper herunter. Den Blick hatte ich durchgehend auf den Boden gerichtet. Schüler liefen immerwieder an mir vorbei. Derem Blicke brannten sich jedesmal auf meine Haut, wie ein kleines Barndmal.
Als ich die Hälfte des Schulhofs geschafft hatte, tauchten zwei Beine neben mir auf. Zögerlich sah ich an der Person hoch. Ich wanderte von den weißen Sneakern, über seine schwarze Jeans, zu seinem weißen lockeren T-shirt, bis zu dem Gesicht von Nico. Mit seinen weißen Zähnen Zähnen strahlte er mir entgegen.
"Hey. Na, wie gehts dir?" fragte er fröhlich. Er legte einen Arm um meine Schultern und zog mich mit seiner Hand zu sich. Mein Augen ließen von seinem Gesicht ab und wanderten zu seiner Hand auf meiner Schulter.
Mit meiner Hand schob ich seinen Arm von mir und brachte wieder etwas Abstand zwischen uns.
Verdutzt blieb er stehen. Ignorierend lief ich weiter, bis mein Handgelenk fest gehalten wurde. Überwältigt stolperte ein paar Meter zurück, sodass ich fast gegen Nicos Brust stieß. Erneut brachte ich Abstand zwischen uns. Seine Hand verweilte an meinem Handgelenk und hinterließ eine angenehme Wärme.
"Was ist los?" fragte er geradeheraus.
Unwohlsein machte sich in mir breit und kroch in jede Faser meines Körpers. Mit meiner freien Hand schob ich seine Hand weg von mir. Sofort wurde mir kalt und der Wind des beginnenden Herbstes fegte um mich. Wärmend zog ich die Ärmel meines Shirts über meine Hände und veschränkte meine Arme vor meinem Bauch.
"Ich hab nur einen schlechten Tag" nuschelte ich und sah überall hin, außer in seine stechenden grauen Augen.
Seinen Zeigefinger legte er unter mein Kinn und schob es nach oben.
"Was ist los?" fragte er nun mit mehr Nachdruck.
Erneut machte ich einen Schritt zurück und funkelte ihn diesmal genervt an.
"Ich hab einen schlechten Tag, verstanden!?" keifte ich ihn an. Gestresst fuhr ich mir durch meine Haare und schloss die Augen. Nico sah mir verwirrt entgegen. Man sah ihm deutlich an, wie überrumpelt und überfordert er war.
"E-es tut mir leid, ich brauch einfach etwas Abstand." ein entschuldigender Blick huschte ein letztes mal über ihn, bevor ich schnell zum Schulgebäude lief.
~882 Wörter
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Task
Teen FictionTask Ein Spiel über einen gewissen Zeitraum. Ein Zeitraum, der von der einen Party bis zu der anderen Party reicht. Ein Spiel, in dem du eine Aufgabe eines anderen Partygasts erfüllen musst, und dabei ist es verdammt egal, wie peinlich oder unangene...