"Jeon Jungkook, du faule Ratte", zischte ich aufgebracht und griff wütend nach dem dreckigen Topf, um ihn ins Spülbecken zu stellen.
Mein Mitbewohner war einer der faulsten Menschen, die mir je untergekommen waren.
Bis nachts Anime schauen und mich mit dem Licht seines PCs wach zu halten, verbissen auf dem freien Platz zwischen unseren Betten Liegestütze und Planks machen oder mit seinen Freunden in irgendwelchen zwielichtigen Bars rumhängen, all das beherrschte er perfekt.Aber um einen kleinen, benutzten Topf mit Ramen sauber zu machen, schien sein IQ nicht auszureichen.
Immer blieb alles an mir hängen.
Er nutzte mich total aus! Ich hatte es mir anstrengend mit ihm vorgestellt, aber nicht so, dass er mich zu seiner persönlichen Putze machte.Er wusste ganz genau, dass ich Unordnung nicht ausstehen konnte und mich sein herumstehendes Geschirr und die überall verteilten Kleidungstücke so fuchsteufelswild machten, dass ich sie lieber selbst aufräumte, bevor ich ihn tagelang dazu zwingen musste.
Er saß all seine Pflichten standhaft aus, da sie früher oder später sowieso ich erledigen würde, weil es mich so sehr aufregte.Aggressiv packte ich ein Geschirrtuch und schleuderte es in Richtung seines Bettes.
Wo war der Hund eigentlich schon wieder? Samstag, genauer gesagt Samstagvormittag, war unser Putztag. Diese Tradition hatte ich gleich am zweiten Tag eingeführt, als mir klar wurde, was für ein Messie diese Person war.Eigentlich hatte ich damit bezwecken wollen, dass Jungkook gezwungen war, mir wenigstens einmal die Woche zu helfen.
Meistens - ich war beinahe schon stolz auf ihn - konnte ich ihn sogar dazu bewegen, sich Samstagmorgens aus dem Bett zu hieven und wenigstens zu staubsaugen oder den Abwasch zu machen.
Aber an solchen Wochenenden wie diesem, die Abgaben waren vorbei, die Semesterferien standen bevor, kam es nicht selten vor, dass er sich nicht vor dem frühen Abend zeigte nachdem er die ganze Freitagnacht sonst wo herumgehangen hatte.Gestern Nacht hatten Hoseok und Yoongi, zwei Viertsemesterstudenten aus der Chemiefakultät mit ebenfalls koreanischen Wurzeln eine Party geschmissen.
Da sie zu Jungkooks besten Freunden zählten, tippte ich mal stark darauf, dass er bei ihnen übernachtet hatte.
Auch mich hatten sie überreden wollen, zu kommen, aber ich war kein großer Partyfan. Zu viele betrunkene Arschlöcher.Hoseok war mir zwar ziemlich sympathisch, er behandelte mich im Gegensatz zu Jungkook und den meisten seiner älteren Freunde wie einen Gleichaltrigen, aber wie er sich betrunken verhielt, wusste ich auch nicht.
Wie Jungkook sich benahm, wenn er dicht war, wusste ich leider nur zu gut. Nicht selten ließ er sich nach einer langen Partynacht einfach auf mein Bett plumpsen, als wäre es genau so sein Eigentum wie sein eigenes.Letztes Wochenende hatte ich sogar echte Schwierigkeiten gehabt, ihn in sein Bett zu schubsen, da er sich wie ein Koala an meine Hüfte geklammert hatte.
Seufzend dachte ich daran zurück. Wenn er betrunken war, war Jungkook noch anhänglicher als sonst.
Nüchtern wollte er mich zwar auch ab und zu aus dem nichts umarmen oder nervte mich mit überflüssigem Körperkontakt beim Lernen, aber wenn er voll war, nahm das Ganze neue Ausmaße an.Ich war mir sicher, dass Jungkook mich eigentlich ziemlich gern hatte. Obwohl er mich nur zu gern ärgerte, unseren Altersunterschied von zwei Jahren hervorhob und sich als großer Bruder aufspielte, mich nach meinen Vorlesungen abfing um mein liebevoll hergerichtetes Frühstück zu geiern oder meine Geduld mit seiner Unordnung bis aufs Letzte ausreizte, so war er noch nie richtig böse zu mir gewesen.
Er sah das ganze wohl eher als Freizeitbeschäftigung an.
Und in manchen Momenten, wenn wir ausnahmsweise mal ganz friedlich einen Film schauten, zusammen aßen oder einkaufen gingen, war er sogar richtig fürsorglich.
Nicht dass ich ihn dafür mochte oder so.Er ging mir trotz diesen zugebenermaßen angenehmen Momenten in 90% der Fällen total auf den Keks.
Ich hielt ziemlich sicher weniger Sympathie für ihn bereit als er für mich, aber da war er selbst dran schuld. Außer zickigen Bemerkungen oder Wutausbrüchen aufgrund seiner Unordentlichkeit tat ich ihm ja nichts. Ich war nunmal sturer Natur und daran würde auch er nichts ändern können.Und außerdem kochte ich ziemlich oft für ihn, half ihm sogar manchmal beim Organisieren seines Lernstoffes oder wusch in ganz friedlichen Zeiten sogar das ein oder andere Mal seine Wäsche.
Er konnte sich also nicht beschweren, ich war sicher ein angenehmerer Mitbewohner als er.
In den 8 Monaten, in denen wir nun schon zusammenwohnten, hatte ich ihn wohl oder über ganz gut kennengelernt, und musste zugeben, dass er an sich eine gute Person war.
Irgendwo hatte ich ihn ja auch ein wenig gern, aber in Momenten wie diesen war ich mir dessen nicht so ganz sicher.Sauer schnappte ich mein Hände von der Anrichte und suchte seine Nummer heraus.
"Fauler Pabo JK", zuletzt online gestern um 22:17 Uhr.
Vermutlich pennte er gerade, neben ihm eines von diesen notgeilen Mädchen, die seinem attraktiven Äußeren und seiner zugegebenermaßen charmanten Ausstrahlung nur zu gern verfielen.Ich war heilfroh, dass er noch nie eine mit aufs Zimmer gebracht hatte.
Gut, er war sich sicher bewusst dass ich ihm dafür die Eier abschneiden würde, aber ich hatte auch so absolut keine Lust, herauszufinden mit wem er es trieb und noch weniger wollte ich ungewollt dabei sein, wenn sie zu dicht waren um mich zu bemerken.Mit zusammengezogenen Brauen hielt ich mein Smartphone ans Ohr und wartete darauf, dass er abhob. Beim Gedanken daran, wie der schrille Klingelton ihn gerade hoffentlich nicht gerade sanft weckte und ihm im besten Fall fette Kopfschmerzen bescherte, musste ich diabolisch grinsen.
Irgendwie gönnte ich es ihm ja.Einige Sekunden wartete ich, tippte ungeduldig mit meinen Fingern auf das Holz unserer Anrichte.
Dann hörte das Tüten endlich abrupt auf und es rauschte kurz.
"Taetae, was ist los?", schnurrte mir Jungkook mit verschlafener Stimme entgegen."Nichts da, Taetae! Hör auf dich mit diesem Namen einzuschleimen, du weißt ganz genau was los ist! Wo bleibst du?", zischte ich ihn an.
"Oh, fuck", murmelte er.
"Ganz recht", grummelte ich, "Du bewegst deinen Arsch besser in der nächsten halben Stunde hier her oder ich lösche deinen Overwatchaccount!"
Jungkook lachte leise."Das würdest du nicht tun."
"Ich glaube nicht, dass du das herausfinden möchtest. Jetzt beeil dich oder ich tu es."So langsam schien Jungkook zu merken, dass ich es dieses Mal wirklich ernst meinte.
"Taehyung", eindringlich redete er auf mich ein, "Ich warne dich. Wenn du das machst-""Die Zeit läuft. Ich hab mir einen Timer gestellt, du hast genau", ich warf einen schnellen Blick aufs Display, "29 Minuten und 56 Sekunden ab jetzt."
"Du kleiner-", zischte Jungkook, ich konnte hören wie ein Bett knarrte, sehr gut.
"Verschwende deine Zeit nicht, Jungkook. Bis in einer halben Stunde, hoffe ich für dich", triumphierte ich und legte auf, das leise Fluchen aus dem Handy ignorierend.
DU LIEST GERADE
𝙨𝙩𝙪𝙗𝙗𝙤𝙧𝙣 | 𝙩𝙖𝙚𝙠𝙤𝙤𝙠
Fanfiction𝘵𝘢𝘦𝘬𝘰𝘰𝘬 ; 𝘴𝘩𝘰𝘳𝘵 𝘴𝘵𝘰𝘳𝘺 | 𝘧𝘪𝘯𝘪𝘴𝘩𝘦𝘥 ─── ・ 。゚☆: *.☽ .* :☆゚. ─── Taehyung, koreanischer Neustudent an einer englischen Universität, hat schon genug Dinge, die ihn beanspruchen. Das neue Land, die neue Sprache, das Studium. Wen er...