Das Essen war wirklich lecker, es erinnerte mich tatsächlich an richtiges koreanisches von Zuhause. Wir saßen beide an unseren kleinen Schreibtischen, Jungkook hatte seinen Stuhl so gedreht, dass wir uns halbwegs sehen konnten.
Reden taten wir trotzdem nicht. In stiller Eintracht verputzten wir die Leckereien. Zufrieden schob ich mir Japchae und Kimchi in den Mund, Jungkook hatte sich noch eine Flasche Bier geöffnet.
Ein Gespräch anzufangen traute ich mich nicht so recht, jedes Mal, wenn ich ihn anschaute, schämte ich mich von neuem.Wieso musste sowas peinliches denn auch immer mir passieren? Mit einem lautlosen Seufzer langte ich über den Tisch nach meinem Wasserglas und trank ein paar Schlucke, als Jungkook sich räusperte.
"Taehyung", meinte er, in einer Tonlage, die mir gar nicht gefiel.
Nein, nein, nein. Ich wollte dieses Thema nicht anfangen! Ich spürte schon wieder, wie meine Wangen etwas rot wurden und ließ meinen Teller sinken. Mit einem unwohlen Brummen machte ich klar, dass ich ihn gehört hatte, er schien auf eine Reaktion zu warten.
"Mhhhh..?"
"Wegen eben."
Neiiiiiiiin... bitte nicht, schickte ich ein Stoßgebet gen Himmel, aber Gott schien meine missliche Lage mal wieder nicht zu interessieren, auf den war echt kein Verlass."Ich seh doch ganz genau, dass dich das beschäftigt."
Beschäftigt, das konnte er laut sagen. Ich schämte mich unglaublich und würde am liebsten im Erdboden versinken, also konnte man wohl sagen, dass es mich beschäftigte.
Wie ein geprügelter Hund den Kopf senkend wartete ich auf die erste dumme Bemerkung. Doch gegen meine Erwartung sprach der Ältere nicht wie gewohnt in einem herablassenden, spöttischen Ton und machte sich über mich lustig, sondern klang fast schon beschwichtigend."Das muss dir überhaupt nicht so peinlich sein, ist doch ganz normal", meinte er, ich erkannte aus dem Augenwinkel, dass er mich dabei ansah.
Unwillig schüttelte ich den Kopf. "D-das... natürlich ist das peinlich, dass du reingekommen bist!"
Ärgerlicherweise nahm meine sonst eher dunkle Stimme einen aufgeregten, fast schon piepsigen Klang an. Ich wollte mich weiter verteidigen, aber Jungkook schnitt mir das Wort ab."Kann ja mal passieren, außerdem bin ich doch auch ein Mann, da stört das doch keinen." Wütend und mit glühenden Wangen schaffte ich es endlich, ihm in die Augen zu schauen.
"Doch, mich!", ereiferte ich mich, "Was wäre denn, wenn es anders rum passieren würde, wenn ich bei deinen Beschäftigungen reinplatzen würde?"
Schon in der Sekunde nachdem ich es ausgesprochen hatte, bereute ich es, da sich auf Jungkooks Gesicht wieder das altbekannte, überlegene Grinsen schlich."Naja... schlimm fände ich das jetzt nicht", meinte er, sein Grinsen nahm fast schon dreckige Ausmaße an, herausfordernd zog er eine Augenbraue hoch. Sofort wurde ich noch röter, als ich begriff, auf was er da anspielte. Himmel, nein... bloß kein Kopfkino. Doch Jungkook ließ nicht locker.
"Zu zweit macht doch alles mehr Spaß...", Jungkooks Stimme triefte fast schon vor Anzüglichkeit.
Mein Gesicht glühte jetzt noch mehr, wenn es überhaupt noch möglich war, und aus irgendeinem Grund begann mein Herz schneller zu klopfen, was mich noch wütender machte. Schnell griff ich nach einer zusammengeknüllten Serviette und schmiss sie ihn seine Richtung, verfehlte ihn aber kläglich.
"Du bist so ein Idiot", knurrte ich und schnappte fast schon aggressiv meine Stäbchen, um mir schnell eine Ladung Japchae in den Mund zu schieben.
Jungkook lachte leise, machte aber überraschenderweise nicht weiter, sondern widmete sich ebenfalls wieder seinem Essen.
Wieso spielte mein beknacktes Herz denn jetzt so verrückt? Ich hasste mich so sehr dafür, dass ich bei solchen Pedo-Bemerkungen seinerseits so idiotisch reagierte. Als wäre ich genau so notgeil wie eine seiner One-Night-Stands.Auch wenn der Dunkelhaarige zugegebenermaßen ziemlich attraktiv war und ich mir meiner Bisexualität nicht bewusst war, war es doch total unter meiner Würde, mir wegen so einer Bemerkung, die mich lediglich auf die Palme bringen sollte solche Gedanken zu machen!
Schließlich war Jungkook ein Arsch, das stand fest.
Manchmal war er zwar auszuhalten, aber es wäre unglaublich dumm, für ihn Gefühle zu haben, denn, wie schon gesagt, er war ein Arsch und wollte mich nur ärgern.Das Schlimme war ja, dass ich befürchtete, dass er wusste, dass ich nicht nur auf Frauen stand und das bei Gelegenheit ausnutzte, um mich in die Ecke zu treiben.
Wenn ich jemals zugeben sollte, dass ich ihn eigentlich manchmal gar nicht so zum Kotzen und seinen Körper sogar ziemlich cool fand, hatte ich verloren.Der Rest des Essens verlief ruhig, Jungkook machte keine Witze mehr und auch "der Vorfall" kam Gott sei Dank nicht mehr zum Gespräch.
Ich versuchte krampfhaft nicht mehr daran und meine unerfreuliche Reaktion auf Jungkooks anzüglichen Witz zu denken, was mehr oder weniger gut klappte.
Als er fertig mit essen war, ich löffelte noch den Rest meines Reis, schob der Ältere sein Geschirr unachtsam zur Seite und stand auf, um sich zu strecken. Dass sein Shirt dabei ein kleines Stück hochrutschte und ein wenig seiner gebräunten Haut zum Vorschein kam, ignorierte ich kramphaft."Jungkook", stöhnte ich genervt. "Jetzt ist doch endlich mal alles sauber hier, da müssen wir das dreckige Geschirr auch wegräumen!"
Jungkook schnaubte unwillig und warf einen missmutigen Blick auf seine Teller."Hast du eigentlich schon geduscht?", ich verlieh meiner Stimme extra einen tadelnden Klang, als würde er stinken und ich wollte ihn darauf hinweisen.
Ich musste wieder beweisen, dass ich auch zurückschießen konnte und etwas zu sagen hatte.
"Vorhin, als du geschlafen hast", grinste Jungkook, "Aber ich geh jetzt mal auf die Toilette, und dann such ich einen guten Film raus."
Mit langen Schritten ging er zum Bad, das Geschirr nahm er natürlich nicht mit."Und deine Teller?", rief ich ihm hinterher. Ohne zu antworten schloss er die Tür hinter sich. Das war ja klar gewesen.
Ich beschloss, heute mal darüber hinwegzusehen und sie für ihn mit zu waschen, schließlich hatte er das Essen besorgt und seine Idee mit dem gemeinsamen Filmabend war ja auch ganz nett. Außerdem würde er es selbst heute eh nicht mehr aufräumen, wenn ich es nicht tat, dann stand es eben noch wer weiß wie lange hier herum.
DU LIEST GERADE
𝙨𝙩𝙪𝙗𝙗𝙤𝙧𝙣 | 𝙩𝙖𝙚𝙠𝙤𝙤𝙠
Fanfiction𝘵𝘢𝘦𝘬𝘰𝘰𝘬 ; 𝘴𝘩𝘰𝘳𝘵 𝘴𝘵𝘰𝘳𝘺 | 𝘧𝘪𝘯𝘪𝘴𝘩𝘦𝘥 ─── ・ 。゚☆: *.☽ .* :☆゚. ─── Taehyung, koreanischer Neustudent an einer englischen Universität, hat schon genug Dinge, die ihn beanspruchen. Das neue Land, die neue Sprache, das Studium. Wen er...