⛈ 𝘥𝘦𝘶𝘹 ⛈

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Nachdem ich etwas besänftigt durch den Stress, den Jungkook jetzt hoffentlich dank mir hatte auflegte, seufzte ich einmal tief und rieb mir die Augen.

Ich fühlte mich erschöpft.
Die letzten Tage hatte ich noch ziemlich viel zu erledigen gehabt und wenig geschlafen.
Lag es daran, dass ich mich so ausgelaugt fühlte? Normalerweise schadete mir sowas auch nicht, ich war es gewohnt bis tief in die Nacht zu lernen.

Wäre ich dazu nicht fähig, hätte ich das Stipendium für die Universität in Bristol garantiert nicht bekommen. Ich hatte mir all das hart erarbeitet.
Aber wieso fühlte ich mich dann jetzt so schlapp?
Einen Moment lang stand ich einfach nur da und starrte ins Leere.
Dann raffte ich mich zusammen, fuhr mir durch die wilden, heute noch nicht gekämmten Haare und tapste zu Jungkooks Bett, um das in meiner Wut geschleuderte Geschirrtuch einzusammeln.

Heute sollten wir auch mal wieder unsere Bettwäsche waschen, das machten wir eigentlich viel zu selten.
Jungkooks schwarze Decke lag zusammengeknüllt auf der dunkelgrauen Matratze, im Kissen konnte man noch den Abdruck seines Kopfes erkennen.

Mein Bett mit den Himmelblauen Bezügen und hellgrauer Tagesdecke dagegen war wie immer ordentlich gerichtet.
Seltsamerweise symbolisierten unsere Betten unsere Persönlichkeit irritierend gut.
Kurz starrte ich zwischen den zwei Betten hin und her, bis ich mich aus meiner Trance riss. Ich fühlte mich wirklich ein bisschen seltsam heute.

Es war wirklich ein Wunder, dass wir es überhaupt miteinander aushielten, oder besser gesagt, ich es mit ihm.
Er hatte keinerlei Grund sich zu beschweren, schließlich machte er mich quasi zu seiner persönlichen Bedienung.

Verächtlich schnaubte ich. Hoffentlich fiel er in seiner Hektik und Angst, dass ich meine Drohung wahr machen würde und seinen heißgeliebten Overwatchaccount löschen könnte, ein bisschen auf die Schnauze.

Nicht schlimm, dass er hätte er dann auch nicht verdient. Nur ein bisschen, sodass die Knie wehtaten.
In Gedanken versunken zog ich unsere Betten ab und warf die Bezüge in einen Wäschekorb, die Daunendecken und Kissen hängte ich so übers Fenstersims, dass sie gut auslüften konnten.

Ungeduldig sah ich auf die Uhr.
Sieben Minuten noch. Sollte ich seinen Account wirklich löschen, wenn er es nicht schaffte? Verdient hätte er es ja... ich beschloss, dass ich es wenn er über 10 Minuten zu spät kam, tun würde. Das war doch mehr als fair.

In diesem Moment hörte ich, wie etwas an der Wohnungstür polterte, die Schlüssel hektisch ins Schloss gefriemelt wurden und im nächsten Moment stolperte ein abgehetzter Jungkook in den Raum, warf einen schnellen Blick zwischen mir und der unangerührten Playstation hin und her, bevor er erleichtert seine Jacke in eine Ecke schmiss.

"Ich wusste, du würdest es nicht tun", grinste er außer Atem und schnürte seine schwarzen Stiefel auf.
"Ich hätte es getan, aber du bist leider, leider rechtzeitig gekommen", knurrte ich.

"Och Taetae, hast du schlechte Laune? Ich bin doch jetzt da, um dir zu helfen", neckte Jungkook mich.
"Mal sehen, ob du dieses Mal auch tatsächlich was machst. Heb die Jacke auf."
Jungkook lachte nur amüsiert, was mich noch wütender machte als eine freche Antwort, hob aber tatsächlich seine schwarze Jeansjacke auf und hängte sie an die Kleiderhaken hinter der Tür.

"Hier, trag die Bettwäsche mal in den Waschraum. Aber die Maschine noch nicht anmachen, meine Klamotten kommen noch."
Ein 'Bitte' sparte ich mir, man durfte nicht zu freundlich zu Jungkook sein, sonst dachte er sofort man würde es nicht ernst meinen.

Gemütlich kam Jungkook näher, um unsere zerknüllte Bettwäsche im Korb zu beäugen, bevor er sich auf sein (unbezogenes, Herrgott) Bett plumpsen ließ und mich anschaute.
"Zu Befehl, Captain", schnurrte er.

"Setz dich nicht aufs unbezogene Bett, das wird dreckig, das weiß doch jedes Kleinkind!", wies ich ihn genervt an.

Statt einer Antwort blickte Jungkook mich stirnrunzelnd an.
Er schien mein Gesicht von oben nach unten abzuscannen, was mich irgendwie nervös machte.
Gerade wollte ich ihn dafür anfahren, als er mich ansprich.

"Sag mal, wieso ist dein Kopf so rot? Hast du Spaß mit dir selbst gehabt, bevor ich gekommen bin?", fragte er interessiert und grinste mich schelmisch an.

Sofort spürte ich, wie meine Wangen heiß wurden und holte halblebig aus, um einen Schlag anzutäuschen.
Wenn er auf solche Dinge anspielte, machte er mich jedes Mal total unangenehm verlegen, und er wusste es ganz genau.
Er hielt mich wohl für verklemmt und hatte allen Spaß daran, mich damit aufzuziehen.

Dabei ging ihn sowas einfach nichts an, weder meine Sexualität, noch mein Liebesleben, noch wann, wie und wo ich 'Stress abbaute'.

"Natürlich nicht", zischte ich an und drehte mich schnell weg um in meinem Nachttisch herumzukrusteln, damit er nicht sah, wie peinlich mir seine Bemerkung war.

"Aber im Ernst jetzt, du siehst nicht gut aus", beschwichtigte Jungkook mich und stand auf.

Er trat hinter mich, fasste an meine Schulter und drehte mich um. Wenn er so dicht vor mir stand war er schon ein Stückchen größer als ich, allerdings kamen wir uns nicht oft so nah, was mir auch ganz recht war. Die Nähe verwirrte mich, löste irgendwas in mir aus, was mir ganz und gar nicht gefiel.
Schnell hob er die Hand und berührte meine Stirn. Irritiert zog ich meinen Kopf weg und machte zwei Stücke zurück.

"Geh weg", murmelte ich und wollte mich wieder umdrehen.
Jungkook jedoch hielt mich wieder an der Schulter fest und starrte mich kritisch an, fast schon besorgt.

"Du hast einen ganz heißen Kopf, Taehyung... geht's dir gut?"
Unwillig nickte ich.

"Sicher? Deine Augen sind auch ganz glasig...", murmelte er und verhakte unsere Blicke ineinander.
Für einen kleinen Moment starrten wir uns an, seine Zartbitteraugen hielten mich seltsam gefangen.
Nach ein paar Sekunden riss ich mich zum Glück los und wischte seine Hand von meiner Schulter.

"Alles okay. Ich fühl mich nur nicht so gut heute."

"Hast du vielleicht Fieber? Warte, ich hol schnell das Fieberthermometer!", schon drehte er sich um und schlüpfte in unser kleines Bad.

Genervt verdrehte ich die Augen. Mir war nur ein bisschen unwohl, kein Grund, so ein Drama zu veranstalten.
Mit einem Seufzer begann ich, unsere Klamotten (oder eher Jungkooks) einzusammeln.

Schon stand der Dunkelhaarige wieder vor mir und streckte mir das Thermometer entgegen.
Missmutig griff ich danach und schob es mir unter den Arm.
Bis es piepste, standen wir beide einfach nur etwas dumm in der Gegend herum.
Ich zählte innerlich die Sachen auf, die heute noch erledigt werden mussten, während Jungkook gebannt auf das Fieberthermometer starrte, als wäre es eine Granate.

Schließlich ertönte der schrille Ton und bevor ich einen Blick darauf werden konnte, hatte Jungkook sich das Teil geschnappt.

"37,9°... hm. Ist das jetzt schon Fieber?", fragend schaute er mich an, worauf ich nur mit den Schultern zuckte. Ich studierte Architektur, nicht Medizin, woher sollte ich sowas wissen?
Schnell griff er nach seinem Handy und tippte eifrig darauf herum.

"Also... du hast nur erhöhte Temperatur. Das heißt nicht, dass du gesund bist, du solltest dich etwas schonen.", erklärte er mir wichtigtuerisch.
"Ja, ja", schnaubte ich herablassend.

"Du kannst mich ja mal schön schonen indem du die Wäsche runterbringst, Herr Doktor."

𝙨𝙩𝙪𝙗𝙗𝙤𝙧𝙣 | 𝙩𝙖𝙚𝙠𝙤𝙤𝙠Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt