Kapitel 10 - Überarbeitet

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In den glänzendsten Taten liegt nicht allemal eine Anzeige von Tugend oder Laster, im Gegenteil verrät oft eine unbedeutende Handlung, eine Rede oder ein Scherz den Charakter des Menschen viel deutlicher als die blutigsten Gefechte, als die größten Schlachten.

Plutarch von Chäronea (griechischer Philosoph, Historiker und Konsul von Griechenland)

Ich starre in meine Teetasse, schweigend. Minze mit Honig, meine Lieblingssorte. Obwohl ich trinke gerne Tee, daher habe ich nicht wirklich eine lieblings-Lieblingssorte. Mir ist es nicht erlaubt zu gehen. Als würde mich das davon abhalten. Es ist eher meine Angst die mich davon abhält. Ich weiß nicht einmal wo ich rein geraten bin. Lorcan hat sich in einen Wolf verwandelt. In einen echten Wolf, mit allem Drum und Dran. Vier Pfoten. Eine Schnauze. Reißzähne. Einen Schwanz. Fell, Schwarz wie Ebenholz. Ich hätte nie zulassen sollen, dass er es mir beweist.

»Ich will das du mich in Ruhe lässt, Lorcan. Ihr beide habt mich angelogen und jetzt spielt jeder dieses Spiel mit. Es ist ja sehr schön, dass Ihr Menschen gefunden habt, die an das gleiche glauben. Aber das ändert nichts daran, dass es eine psychische Krankheit ist! Und ich will damit nichts zu tun haben!«, feixe ich und starre den Jungen an. »Dich für einen Werwolf zu halten? Ich bitte dich! Außerdem, Gefährtin? Ja, wir hatten Sex, aber das heißt noch lange nicht, dass ich seine Gefährtin bin! Das kannst du Hunter auch Ausrichten. Ich will euch nie wieder sehen und auch keine Nachrichten von euch bekommen. Wir werden uns nie wieder sehen!«

»Olivia, bitte. Ich flehe dich an! Ich kann es beweisen. Lass mir wenigstens das. Ansonsten wird Hunter mich bestimmt Umbringen.«, fleht Lorcan mit weinerlicher Stimme.

»Beweisen? Wie willst du das denn beweisen? Ist es etwa schon Vollmond? Glaube nicht, es ist gerade mal Fünf Uhr am Nachmittag. Aber los, beweise es mir.«, sage ich zweifelhaft, mit schüttelndem Kopf zu ihm und mache eine Abfälle Bewegung mit meinen Händen.

»Junge, wenn du das machst bist du Tod. Du verstößt gegen das Gesetz und Sie hat Hunter gerade vor uns zurückgewiesen.«

»Hat Sie nicht. Olivia ist nur aufgebracht, dann sagen Frauen dinge die sie nicht meinen.«, protestiert Lorcan als er sich zu dem Typen umgedreht hat. Er ist meine Inoffizielle Wache seit ich das Herrenhaus betreten habe. »Du wirst mich aber nicht umbringen, solange Jules keine Forderungen gestellt hat. Was ist wenn er sein Experiment wieder haben möchte? Probanden sind schwer zu finden, vor allem da alle Rudel einen Brief des Königs erhalten haben. Olivia? Du darfst aber nicht ausflippen.«

Ich sehe dabei zu wie Lorcan sein T-Shirt auszieht, seine Brust ist mit Narben übersaht. Danach kommen die Schuhe und seine Socken bevor er die Sporthose fallen lässt. Wenigstens hat er sich nicht ganz entblößt. Gebannt sehe ich dabei zu wie seine Knochen brechen, wie Fell sich aus seiner Haut drückt bis ein Wolf da steht. Ein Wolf. Ein riesiger Wolf. Ein richtiger Wolf. Ein Lebendiger Wolf. Werwolf.

»Verdammt! Lorcan? Ich glaube mir wird schlecht. Verdammt. Ich muss hieraus.«

»Lorcan!«

»Olivia?«, holt mich eine Stimme aus meinen Gedanken. Ich sehe Roscoe an, zumindest hat er sich mit dem Namen vorgestellt. »Alles in Ordnung? Willst du eine neue Tasse mit Tee oder lieber etwas anderes? Wir haben auch etwas stärkeres anbieten. Kamillentee mit Honig und Whiskey?«

»Wie wäre es wenn du den Stubenarrest aufhebst?«

»Für dich oder für den Jungen?«

»Er hat einen Namen, Lorcan. Benutze ihn. Kein Wunder, dass Hunter Ihn überall mit hingenommen hat. Das würde ich genauso tun. Es ist ein wunder, dass die beiden noch hier Leben. Ich wäre schon längst ausgezogen. Jetzt verstehe ich seine Bemerkung auch.«, mein ich abfällig zu Roscoe und lehne mich zurück.

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