Wer die Leute nach dem Wert ihrer Geschenke beurteilt, ist dumm.
-Lü Bu We (auch Lü Bu-wei, Lü Puwei, Lü Buwei oder Lü Pu-wei, chinesischer Kaufmann, Politiker und Philosoph, Freitod im Kerker)
Ich beobachte Lorcan, der schlafend in meinem Bett liegt. Olivia hatte mir auf getragen, ihn in unser Bett zu legen, damit er die giftigen dämpfe nicht einatmet. Seit drei Tagen schläft er schon, immer wieder spritzen wir ihm Schmerzmittel und sorgen dafür, dass er sauberere Kleidung trägt. Olivia hat sich voll und ganz auf sein Zimmer gestützt, es von unten bis oben renoviert. Ich bin mir nicht einmal sicher, ob der Junge damit glücklich sein wird. Sie hat nicht nur sein Zimmer umdekoriert sondern auch unsers. Neue Wand Farbe, neue Möbel und Dekoration. Es sieht hier kunterbunt aus. Ich verabscheue es nicht, aber ich hätte es auch nicht so farbenfroh eingerichtet. Vielleicht hätte ich öfter Nein sagen sollen, aber es hätte bestimmt nicht geholfen. Sie hat das berücksichtigt wonach ich verlangt hatte. Meine Gefährtin hat weder meine Waffensammlung noch das Badezimmer verändert. Obwohl ich nicht sagen kann, dass sie es nicht versucht hat. Immer wieder hat sie geschmollt oder aber mit ihren Wimpern geklimpert. Ich konnte aber nicht anders als ja zu sagen, zu den Handtüchern. Sie hat sich wenigstens auf einfarbige Handtücher beschränkt, nicht die gestreiften oder Regenbogenfarbenen.
»Hunter?«, erkundigt Olivia sich, berührt mich am Oberarm und sieht mich fragend an. »Was hällst du jetzt von meiner Idee? Du hast mich die letzten Minuten ignoriert. Ich weiß wirklich nicht was ich davon halten soll. Ich will deine Meinung, du hast Testosteron. Na gut, mehr als ich. Außerdem hast du mehr Zeit mit Lorcan verbracht!«
Das Zimmer. Sie meint Lorcans Schlafzimmer. Ich folge meiner Gefährtin in Lorcans Zimmer, zur Sicherheit lasse ich unsere Schlafzimmertür auf. Das Zimmer ist anders. Ganz anders. Es wirkt wie ein Heim, ein Zuhause für Lorcan. Ob er überhaupt noch hier bleiben möchte? Ich sehe mir das Zimmer an. Eine kunterbunte Persönlichkeit, wie meine Elfe wird sich hier wohlfühlen, aber ein Junge kurz nach der Pubertät? Lorcan hat sich in den wichtigsten Jahren seines Lebens, nicht einmal selbst entdecken können. Dafür ist die Pubertät da und gegen die Eltern zu rebellieren. Er rebelliert nicht einmal gegen mich. Vielleicht sollte Lorcan in ein anderes Rudel gebracht werden. Eins das medizinisch darauf ausgelegt ist, eins das weiß wie es mit opfern Umgehen muss, eins das nicht so chaotisch ist wie unsers und eins das ihn akzeptieren wird.
»Du weißt aber schon dass kein Hobby zu erkennen ist.«, erkundige ich mich bei meiner liebreizenden Gefährtin. »Ich dachte, du wolltest Ihn stimulieren, dass er sich eins Sucht.«
»Werde ich auch, keine Sorge. Aber er trainiert sowieso schon mit dir, Hobby Nummer eins. Und es gibt ein Fitnessstudio bei euch, ich hab den Raum gesehen. Zweitens, mag er deine Waffensammlung. Nicht das ich das befürworte und drittens, will er überhaupt hier bleiben?«
Schweigend sehe ich meine Gefährtin an. Olivia hat recht. Ihr gehen die gleichen Gedanken und Sorgen durch den Kopf, wie mir. Wir wissen beide, das Lorcan es hier nicht leicht hatte. Vielleicht ist es besser, wenn er nicht bei uns wohnen bleibt. Ob Marcus ihm folgen wird? Er schaut genauso oft nach Lorcan, wie wir es tun. Ich kann meine Gefährtin nicht einmal die Last nehmen, ich trage die gleiche noch kann ich sie beruhigen.
»Ich kann es dir nicht sagen, Olivia. Ich wünsche es mir, dass er hier bleibt aber ich werde Lorcan nicht dazu zwingen.«, gestehe ich. Verständnisvoll sieht sie mich an, ihre Karamellbraunen Augen sind feucht. Olivia nickt leicht, bevor sie sich in meine Arme wirft. Ich drücke ihren Körper an den meinen, genieße das Kribbeln das sich in meinen Gliedern verbreitet.
»Ich will nicht das er unglücklich wird. Lorcan ist mir ans Herz gewachsen so wie du.«, beichtet meine Gefährtin. »Ich hoffe bloß das er, wenn er geht, noch Kontakt zu uns halten wird.«
»Das wird ganz allein seine Entscheidung sein.«, erwidre ich bloß. Ich möchte gar nicht daran denken, wie mein Herz zerbrechen wird, sollte Lorcan keinen Kontakt zu uns wollen. Olivia hat recht, er ist uns beiden sehr wichtig geworden. Jedoch wird er dieses Haus erst verlassen, wenn er ganz geheilt ist und keine Sekunde früher. Er sollte nicht unter Schmerzen seinen Platz in der Welt finden. »Wir sollten essen gehen, danach werde ich Ihm in sein Bett zurück tragen.«
»Hunter, warte!«, schreit Rowan hinter uns. Er steht auf der Treppe, bekleidet mit einer Sporthose und um seine Schultern liegt ein Handtuch. Von hier aus kann ich erkennen, das seine Haare noch Nass sind und er seine Hose falschrum angezogen hat. Immerhin sollte das Etikett nicht sichtbar sein, vor allem nicht vorne. Ich kann mir ein Grinsen nicht verkneifen. Rowan ist einfach zu verpeilt in mancher Hinsicht. »Geht Ihr in die Stadt? Kannst du mir süßes mitbringen?«
»Ja.«, beantworte ich seine Frage. »Aber du hast einen Wagen. Du weißt schon, das blaue oder hast du Schlüssel verloren?«
»Was? Nein habe ich nicht. Glaube ich.«, erwidert Rowan und flüstert den letzten Teil nachdenklich. Peinlich berührt lächelt er Olivia an. »Das war einmal, versprochen. Aber die halten mir das alle immer noch vor. Jeder verlegt seine Autoschlüssel doch mal. Also geht ihr in die Stadt und kannst du mir welche mitbringen? Bitte, bitte, bitte.«
»Was willst du haben? Wir kaufen eh welche für Lorcan, da macht es nichts aus welche für dich mit zu kaufen.«, beschwichtigt meine Gefährtin. »Aber wird nicht generell für alle eingekauft? Hunter meinte er arbeitet eine Liste ab. Kannst du deine Süßigkeiten nicht auch darauf auflisten oder holst du sie dir immer selber?«
»Doch, schon aber, wir holen unsere Süßigkeiten bei einem Familienbetrieb, eine Confiserie. Vor Ort werden dort die Süßigkeiten hergestellt und soweit ich weiß, geben die auch Kurse zur Süßigkeiten Herstellung. Sie sind teurer aber es ist es wirklich Wert, jeden einzelnen Euro. Also bringt ihr mir jetzt Lutscher mit?«
»Natürlich, habe ich doch gesagt. Welche Geschmacksrichtung?«
»Egal, Hauptsache es ist ein Lutscher und nicht die wo Kaugummi drin ist.«, lacht Rowan bevor er uns alleine lässt.
»Hätten wir ihn auf seine Hose aufmerksam machen sollen?«, erkundigt meine Gefährtin sich als ich Ihre Tür öffne. »Es ist doch ein wenig Peinlich, die Hose auf Links zu tragen.«
»Nein, er zieht sie gleich aus. Rowan wollte mit Finn und Casper trainieren.«, brumme ich und starte den Wagen.
Eure Linkszanne
Dienstag, der 1 Juni 2021
(Sonntag, der 4 Oktober 2020)
DU LIEST GERADE
Rudelliebe
WilkołakiSie lebt Ihr Leben, bis sie Ihn kennen lernt und es kein Zurück gibt. Er hat einen Jungen bei sich aufgenommen und dabei seine Familie gegen sich aufgebracht. Durch Ihn Gerät Sie in seine Welt und wird nicht lebend entkommen können. Er wollte Sie au...