Die Zeit vernarbt die Wunde.
-Euripides (griechischer Tragödiendichter)
»Bist du sicher, dass das eine gute Idee ist. Sie ist ein Mensch. Vielleicht versteht sie es falsch.«
»Falsch? Was ist daran Falsch zu verstehen, Charlie?«, erkundigt sich eine Frau aufgebracht mit hell braunem Haar, welches sie zu einem Pferdeschwanz zusammen gebunden hat. Es stehen fünf Frauen in der Küche zusammen und diskutieren über mich. Und das ich ein Mensch bin. Ich kenne einige Namen, kann sie aber nicht den Gesichtern zu ordnen. Trotzdem reden die über mich, obwohl sie mich genauso wenig kennen wie ich sie.
»Olivia ist ein Mensch und kennt sich in unserer Welt nicht aus. Sie hat sogar gesagt, dass sie nichts mehr mit Hunter und Lorcan zu tun haben wollte. Es wäre-«
»Charlie, sie war verärgert und verängstigt. In solch einer Situation hätte ich das gleiche gesagt und bestimmt noch mehr.«, hält die erste Frau dagegen. Ich beiße mir auf die Lippe, soll ich weiter lauschen oder gehen? Ich will wissen, was sie über mich sagen und gleichzeitig, will ich es nicht hören. Sie reden über mich und wenn ich weiter lausche, kann ich sie nicht mehr ansehen ohne das mir alles wieder einfällt. Trotzdem ist die Küche nicht abgeschlossen und ich kann nichts dafür wenn ich sie hören kann. Es ist und bleibt unverschämt über eine Person zu reden die man weder kennt noch sich selbst verteidigen kann.
»Aber eine Zurückweisung-«
»Geht euch nichts an.«, ertönt eine Stimme hinter mir während sich eine Hand auf meine Schulter legt. Verlegen sehe ich hinter mir. Marcus' Hand liegt auf meiner Schulter und er drückt sie sanft. »Hunter ist bestimmt nicht erfreut, dass Ihr so über seine Gefährtin redet. Vor allem wenn sie euch hören kann.«
»Olivia-«
»Eine Entschuldigung bringt auch nichts mehr. Sie kennt euren Standpunkt bereits.«, unterbricht Marcus Charlie scharf. Er drängt mich in die Küche, seine Hand liegt immer noch auf meiner Schulter. Seine Berührung fühlt sich auf eine Weise gut an, als wäre ich ein Teil seiner Familie. Ein großer Bruder der auf seine jüngere Schwester aufpasst. »Benutz wenigstens eure Nasen und eurer Gehör. Wir sind immer noch Werwölfe und auf seine Umgebung zu achten, ist nicht zu viel verlangt. Ich dachte, dass Gefährtinnen immer zusammen halten? Kameradschaft ist hier aber nicht wirklich vorhanden. Mir gefällt dieses Rudel immer weniger.«
»Marcus, klappe. Es reicht. Sie wissen wie du dazu stehst. Wir alle.«, brummt Hunter. Grinsend drehe ich zu Ihm um. Streife Marcus Hand von meiner Schulter und umarme Hunter.
»Du hast mich alleine gelassen. Kannst du dir eigentlich vorstellen, wie ich mich gefühlt habe als ich alleine Aufgewacht bin? Kannst du nicht wenigsten eine Nachricht hinterlassen? Es ist wirklich nicht zu viel verlangt und jetzt erzähl mir von eurem Plan. Ich hoffe Ihr habt einen. Kannst du mir eigentlich sagen, wieso dein Zimmer so aussieht? Ein Hotelzimmer ist gemütlicher. Ich meine, wie kannst du da schlafen? Also ich finde es ziemlich schrecklich. Es ist ein wunder, dass es noch so existiert. Ich finde, du solltest wirklich darüber nachdenken es zu streichen, neue Möbel und Dekoration. Bei deiner Kleidung und deinem Badezimmer fange ich erst gar nicht an. Ich werde dir auf jeden Fall Gardinen nähen. Und nicht nur ein paar. Du brauchst für jede Saison ein paar und lass uns nicht die Feiertagsgardienen vergessen.«, sage ich aufgebracht, lasse Hunter los und stemme meine Hände auf meine Huften. Belustigt grinst er auf mich herab. »Hör auf zu grinsen! Dein Zimmer ist wirklich eine Schande. Es kann-«
»Elfchen, ich lasse dir freie Wahl bei der Dekoration und sogar das Zimmer von Lorcan kannst du, nach deinem Geschmack umdekorieren. Wir werden heute Nacht noch gehen und ihn befreien. Vielleicht willst du Marcus Zimmer auch dekorieren? Solange er hier wohnt. Er hat das Zimmer gegenüber von Rowan.«
Schmollend sehe ich Hunter an. Er ist sich auf jeden Fall mehr Mals durch die Haare gefahren, so wie die Abstehen und er sieht erschöpft aus. Marcus sieht nicht besser aus als mein Gefährte.
»Ihr geht heute Nacht noch? Ist die Besprechung zu Ende oder holt ihr nur Nachschlag?«, erkundigt Charlie sich. Ich hatte die Damen völlig ausgeblendet.
»Zu Ende. Der Rest hat nur nicht die Eier, sich in die Küche zu trauen.«
»Marcus!«, ermahne ich den Werwolf, boxe ihn in den Bauch. Lachend hält er sich den Bauch. Mein Schmollmund lässt ihn noch lauter lachen. Ich weiß doch, dass ich ihm keine Schmerzen zugefügt habe. »Lachst du mich etwa aus?«
»Nein, das würde ich nie wagen, Olivia.«
»Tust du aber!«
»Elfe das tue ich wirklich, kümmere dich lieber um deinen Gefährten. Ich möchte den nächsten Morgen noch erleben.«
»Das wirst aber nicht, wenn du so weiter machst. Sie ist Mein und ich teile nicht, Marcus.«, die Drohung ist kaum zu überhören. Vorsichtig sehe ich Hunter an. Ich wusste gar nicht das er so eifersüchtig ist. Obwohl seine Eifersucht mir schmeichelt, wäre es mir lieber, es wäre nicht mit so einer Drohung verbunden. Ich hoffe doch, dass er Lorcan nicht so bedroht hat oder wird. Ich habe es zwar noch nicht gesehen, aber ich sollte es auf jeden Fall erwähnen. Ich werde nicht zulassen, dass er den Jungen so bedroht!
»Du hast mich absichtlich abgelenkt!«, brumme ich irritiert und zeige mit dem Finger auf meinen Gefährten. »Ich habe dich nach eurem Plan gefragt und du hast die einfach ignoriert! Ich will wissen, wie euer Plan aussieht und was danach mit Lorcan geschieht! Ich werde den jungen nicht abstehen. In keinster Weise. Ich mag ihn und ich weiß, dass du Ihn auch leiden kannst. Also? Sag schon.«
»Elfe, der Junge bleibt erst mal hier genauso wie Marcus.«, verspricht Hunter mir. »Beide wissen sehr viel über unseren Feind, und das sollten wir uns zunutze machen. Sie jetzt weg zu schicken wäre eine Verschwendung von Ressourcen. Lian und Sergio haben sich bereit erklärt, dass beide bleiben dürfen unter einigen Bedingungen. Ich erzähle dir den Rest im Schlafzimmer, in Ordnung?«
Ohne auf meine Antwort zu warten führt Hunter mich aus der Küche, den Flur entlang und die Treppe hinauf. »Er wird eine simple Mission, die kann nicht schieflaufen. Wir werden sein Versteck stürmen, alle befreien und wieder verschwinden. Sollten wir Glück haben, werden wir entweder Jules Ferana gefangen nehmen oder aber Ihn töten. Das wird im Kampf entschieden. Es-«
»Das hört sich aber nicht Idiotensicher an, Hunter. Der Plan hat so viele Löcher wie ein Schweizerkäse. Ich will dich aber nicht verlieren!«, unterbreche ich meinen Gefährten, sehe in seine blaugrauen Augen und wende mich ab. Mit verschränkten Armen sehe ich aus dem Fenster in der ersten Etage. Bäume, das ist alles was ich erkennen kann. Laub und Nadel. Ich unterdrücke meine Tränen. Bei dem doofen Plan könnte so viel schief gehen. Es kann doch nur schief gehen. Sollte ich Ihn bitten, nicht in den Kampf zu ziehen? Darf ich so selbstsüchtig sein?
»Olivia?«, flüstert Hunter meinen Namen, seine Hände berühren leicht meine Schulter. »Dieser Plan ist besser als die meisten die wir hatten. Wir können den Plan nach Bedarf ändern. Etwas was wichtig ist, wir wissen nicht in welchen Zustand wir Lorcan finden werden. Lebend. Tod. Komatös.«
Ich beiße mir auf die Unterlippe. Ich weiß doch, das Lorcan in solchen zuständen befreit werden kann. Ich will es mir trotzdem nicht ausmalen. Ich will einfach nicht wahr haben, dass man so etwas grausames seinen eigenen Sohn antun würde. Sein eigen Fleisch und Blut. »Olivia, wir werden ihn befreien, egal was es kostet. Warte einfach hier und du wirst sehen, das wir Lorcan befreien werden.«
»Versprochen?«
»Ja, Versprochen, meine Elfe und jetzt lass uns lieber über etwas anderes reden.«
Eure Linkszanne
Dienstag, der 1 Juni 2021
(Freitag, der 31 Juli 2020)
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Rudelliebe
Hombres LoboSie lebt Ihr Leben, bis sie Ihn kennen lernt und es kein Zurück gibt. Er hat einen Jungen bei sich aufgenommen und dabei seine Familie gegen sich aufgebracht. Durch Ihn Gerät Sie in seine Welt und wird nicht lebend entkommen können. Er wollte Sie au...