Kapitel 8 - Überarbeitet

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Wer seinem Bruder eine Grube gräbt, fällt selbst hinein.

-Mohammed (arabisch: der Gepriesene, auch Mahomed, eigentlich Abul Kasim Muhammad Ibn Abdallah, arabischer Begründer des Islam)

»Wow. Sie verstehen wirklich etwas von Ihrer Arbeit.«, lobt Frau Benet begeistert.

»Ich verwirkliche nur Ihre Vorstellungen, Frau Benet.«, sage ich sanft und zupfe Ihr Kleid zurecht. Sie steht vor einem Ganzkörperspiegel. Frau Benet wollte eine Art Lolita Kleid in einem Kimono Stil. Ihre Vorstellungen waren ziemlich klar und auch Ihre Zeichnungen haben mir geholfen. Trotzdem bin ich stolz auf mich selber. Ich kann ein Lächeln nicht unterdrücken. »Es steht Ihnen wirklich gut. Und Sie haben eine passende Perücke? Sie wollten Ihre Haare nicht färben oder?«

»Ja, ich habe die Perücke in Auftrag gegeben. Ich bin mir nur nicht mehr sicher, ob die Farbe die ich gewählt habe passt. Lavendelfarben.«, gesteht Frau Benet mir. Ihre Augen hat sie immer noch nicht von dem Kleid abgewendet.

»Lavendelfarben passt, solange es pastellfarben ist und nicht die Aufmerksamkeit auf sich lenkt. Das Kleid selber ist in Pastellblau und weis gehalten. Sie haben den Sonnenschirm vom letzten Outfit noch oder, Frau Benet?«

»Natürlich, Olivia. Ich werfe nichts weg, was Sie mir schneidern.«, verspricht Frau Benet mir. Sie ist eine Art Langzeit Kundin. Ein oder Zwei Mal im Jahr erteilt sie mir einen Auftrag. Meist reicht sie detailliere Texte und Zeichnungen ein. Im Gegensatz zu anderen Kunden, ist Sie mir immer Dankbar und sieht bei den Änderungen gerne zu. Sie ist weder zu nervig noch zu hilfsbereit. Das kommt daher, dass Ihr Ehemann die Kleider sponsort und es kein Limit gibt bei den Ausgaben. Es ist wohl Ihre Belohnung dafür, dass sie eine vorzeige Ehefrau ist, immer hübsch lächelt und ohne zu zögern an jede Veranstaltung teilnimmt die ihr Ehemann besuchen muss.

»Ich glaube, dann ist Ihr Kleid fertig, Frau Benet oder wünschen Sie eine Änderung?«, erkundige ich mich und sehe mir das Kleid an. Es sitzt perfekt. Die Frau nimmt kein Kilo zu und keines ab. Seit über fünf Jahren hat sie die gleichen Maße. »Mit dem Sonnenschirm und der Perücke werden Sie hinreißt aussehen. Herr Benet kann sich wirklich glücklich schätzen.«

»Das tut er schon, Olivia.«, lächelt Frau Benet und seufzt zufrieden. »Sie sind wirklich, wirklich gut. Ich hoffe, dass Sie mir in einem halben Jahr das gleiche Resultat präsentieren. Ich werde die gewünschte Summe auf Ihr Konto umbuchen lassen.«, verabschiedet Frau Benet sich und zieht Ihre Jacke über das Kleid. Sie lässt es an? Ungewöhnlich. Bisher hat sie jedes Ihrer Kleider wieder ausgezogen und ich habe es dann für sie in einen großen Karton eingepackt mit einer schönen farblich passenden schleife.

»Bis in einem halben Jahr.«, verabschiedet Frau Benet sich als ich Sie zur Tür begleitet habe. Vor dem Haus steht Ihr üblicher schwarzer Wagen mit einem Chauffeur, der dazu bezahlt wird auf Sie zu warten. Ihr Ehemann scheucht sich nicht um die Kosten.

Ich sammel die leeren Tassen ein und bringe sie zur Spüle. Ich kann nicht aufhören zu grinsen. Ihr gefällt das Kleid, und sie kommt wieder. Frau Benet hat mir schon einige Kunden beschert, da sie nicht oft die Arbeit von jemanden lobt. Zumindest habe ich mir das sagen lassen. Die gespülten Tassen stelle ich auf die anrichte hin, zum trocken als mein Handy klingelt.

»Olivia Hanson.«, spreche ich in die Muschel. »Wie kann ich Ihnen weiter helfen?«

»Frau Hanson. Es freut mich Ihre Bekanntschaft zu machen. Die Umstände tun mir wirklich leid. Sie sehen in ihm Grünen Kleid wirklich gut aus. Ich kann verstehen, wieso er die Finger nicht von Sie lassen konnte.«

»Wer sind sie?«, frage ich den Mann panisch. Woher weiß er das ich ein grünen Kleid trage? Beobachtet er mich? Warum beobachtet er mich? Und von wem spricht er? Wer konnte die Finger nicht von mir lassen? Hunter?

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