15. Kapitel

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Anmerkung: Macht euch bereit für das mit 5262 Wörtern längste Kapitel, das ich bisher geschrieben habe^^"

Eigentlich hätte die Höhle, in der Doom das Lager seiner Gruppe eingerichtet hatte, genug Platz, um alle Pokémon zu beherbergen, ohne dass man viel von ihrer Anwesenheit mitbekam: Selbst im dunklen Schummerlicht hatte ich schon beim ersten Betreten erkennen können, dass die Wände rau und zerkluftet waren und wohl mehrere komplexe Höhlen beinhalteten. 

Dennoch, und das konnte ich sagen, obwohl ich nicht wusste, wie viele Pokémon Dooms Rudel eigentlich beinhaltete, schienen sich nun alle Anwesenden in der mittleren Höhle versammelt zu haben. In kleinen Gruppen hockten die Pokémon zusammen, tuschelten miteinander und die Luft war so angespannt, dass man beinahe meinte, einen Stromschlag bekommen zu können. Die meisten hatten in winzigen Versammlungen die Köpfe zusammengesteckt und warfen immer wieder nervöse Blicke in die Richtung, in die Doom mit seinen Anhängern verschwunden war.

Mit flackernden Pupillen ließ ich meinen Blick über die versammelte Menge schweifen. Das Hundemon hatte nicht den Eindruck gemacht, als würde er sonderlich viel Wert darauf legen, gestört zu werden, also kam es für mich wohl nicht in Frage, in naher Zukunft nach meiner Gefährtin sehen zu können. Auch ein Gespräch mit Sylv oder Espasa schien erst einmal ausgeschlossen - es gab also nur eine Sache, die es nun für mich zu tun galt.

Am Rande der versammelten Gruppe erblickte ich ein Pokemon mit einer auffällig imposanten, dunkelblauen Mähne, rot glühenden Augen und einem Stern am Schweif. Der kräftige Körper war von pelzigem Fell in dem gleichen Blauton wie die Mähne bedeckt, es gab aber auch hellere Stellen.
Es war ein Luxtra, und aus meiner bisherigen Erfahrung wusste ich, dass diese Art der Pokémon gerne etwas schroff und aufbrausend waren, allerdings immer sehr gewissenhaft und bereit, zu helfen, wo sie denn konnten.

Vorsichtig tappte ich also zu dem mir fremden Pokémon hinüber. Es war ein Weibchen, wie ich feststellte, und trotz ihrer guten Augen schien sie mich nicht zu bemerken. Ihr Fokus lag noch fest auf einer Gruppe Feuer-Pokémon, die einige Meter entfernt beieinander saßen und sich hitzig debattierten. Mit jeder Bewegung, die sie taten, huschten die Pupillen des Luxtras wild hin und her. 

"Entschuldigung?"
Das Elektro-Pokémon zuckte zusammen, als ich sie auf einmal aus dem Nichts heraus ansprach. Sie warf ihren Kopf herum und ich rechnete schon fast damit, wütend angefahren zu werden, doch nichts dergleichen war der Fall. Das Luxtra stieß lediglich einmal laut Luft aus, senkte den Blick zu sah hinab auf ihre Pfoten.
"Verzeih mir", murmelte sie, "Ich habe dich nicht kommen hören. Was gibt's?"
"Kein Problem. Ähm..." Ein wenig überwältigt versuchte ich, einen halbwegs geraden Satz zu bilden. "... wo bringt man denn hier Pokémon hin, die sich verletzt haben? Meine Tochter dürfte dort sein..."
"Pokémon, die sich verletzt haben?", wiederholte sie und dachte einen Moment nach, "Zu Simia, ganz klar. Sie ist hier die einzige, die sich mit Kräutern und so auskennt. Wenn... wenn du möchtest, dann bringe ich dich hin."
"Das wäre ganz lieb", dankbar neigte ich den Kopf und legte die Ohren an.

Das Luxtra erhob sich auf die Pfoten, warf mir einen auffordernden Blick zu und tapste los. Ich wurde das Gefühl nicht los, dass sie sich auf dem felsigen Untergrund nicht ganz wohlfühlte.

Unser Weg führte uns einmal quer durch die versammelten Pokémon, zu allen Seiten Entschuldigungen murmelnd schlängelten wir uns hindurch, zu einem Spalt in der gegenüberliegenden Wand. Dahinter ließ sich eine Höhle erkennen, in welcher der Boden leicht absank, die Decke allerdings hob sich schräg an. In der Ferne meinte ich sogar, einen schmalen Streifen Tageslicht zu erkennen, so leicht war das aber nicht zu sagen. Der Grund dafür war, dass der Gang, der zu der vermeidlichen Öffnung führte, komplett von dünnen Rauchschwaden zugenebelt war. 
Rechts und links vom Eingang zogen sich zwei Rillen im Boden an den Wänden entlang. In ihnen stapelten sich trockene Gräser und Äste, die leise knisternd brannten und die Höhle mit warmen, flackerndem Licht fluteten. Aus ihnen stammte auch der Qualm, der nach oben stieg. 
Weiter hinten, vom Eingang entfernt, hatte irgendjemand zahlreiche Nester aus fest geflochtenem Stroh ausgebreitet, in manchen erkannte ich die Körper von schlafenden oder verletzten Pokémon. Ein Schauer lief durch meinen Körper, als mein Blick über ein sandfarbenes Pokémon mit auffälligen Stacheln auf dem Rücken und langen Krallen an den Händen streifte - Shrewy. Er war also auch hier gelandet. 

Rise of Darkness (Pokémon FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt