That Girl

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-Niall's POV-

Sieh dich doch mal an Niall. Wo bist du nur gelandet? In einer verdammten Bahn, in einer fahrenden, Massen von Menschen transportierenden Blechbüchse. Mein Vater hatte Recht, wäre ich nicht so rasend schnell mit meinem Auto gefahren, dann hätte ich jetzt noch mein Lappen. Wie soll ich das durchhalten? Einen Monat lang mit einer Bahn durch die Gegend zu fahren? Einen Monat! Ist nicht gerade das Wahre. Das Schlimmste: So kann man keine Mädchen aufreißen. Ich lehne mich zurück in meinen Sitz und wende meinen Blick von dem Mädchen ab, dass vor mir sitzt. Der Typ neben mir riecht widerlich, nach etwas verfaultem und als ob das nicht genügt nippt er ständig an seiner Bierflasche. Ich greife in meine Hosentasche und betatsche es nach einem Schein. Ich weiß zu Hundert Prozent, dass ich den Schein heute morgen noch reingestopft habe, bevor ich los gehetzt bin. Und tatsächlich, heute ist sein Glückstag, aus meiner Hose ziehe ich ein 20er raus. Ich halte ihm den Schein hin und rate ihm, sich etwas vernünftiges von dem Geld zu kaufen.

Er schaut mich anfangs verwirrt an und als sein Gehirn anscheinend das Geld gescannt hat, leuchten seine Augen wie eine Glühbirne auf. Dann schnappt er nach dem Schein und hält es in das Licht, welches uns die grell flackernde Neonröhre  bietet.

"Danke Junge! Vielen Dank!" Ich schenke ihm ein breites, etwas gequältes Lächeln. Kein Mensch hat es verdient von der Außenwelt nicht akzeptiert zu werden. Auch wenn ich ein Arsch bin, was ich von vielen Menschen -größtenteils Mädchen zu hören kriege-, habe ich doch ein Herz für Benachteiligte. Mein Blick schweift wieder durch die Gegend aber aus irgendeinem Grund, bleibt es ständig an ihr kleben. Sie scheint so abwesend. Als sie mir vorhin in die Augen geschaut hat, habe ich eine gewisse Kälte wahrgenommen.  Vielleicht ist es verrückt aber ich habe es genau gespürt. Sie ist anders. Trotz ihrer gepflegten Kleidung verrät ihr Gesicht mir eine andere Geschichte. Sie wirkt erschöpft und dunkle Augenringe zieren ihre Haselnussbraunen Augen. Ihre Locken sind in allen Richtungen zerzaust aber trotzdem machen sie ihr Gesicht komplett. Wie kann es sein, dass ein Mädchen die so erledigt von der Welt aussieht,  schöner ist als die meisten Mädchen die mir nächtlich in mein Bett hüpfen? Ich schrecke aus meiner Starre und schaue auf die Anzeigetafel. Fast wäre ich an meiner Station vorbeigefahren, ich darf es mir nicht erlauben zu spät zur Arbeit zu kommen. Ich rappele mich auf und gehe auf den Ausgang zu. Die Bahn hält mit einem Ruck an und ich werfe einen letzten Blick auf das Mädchen, dass immer noch abwesend aus dem Fenster schaut. Sie hat mein Blick nicht ein einziges Mal bemerkt und ein kleines Schmunzeln breitet sich auf meinem Gesicht aus. Während ich aussteige steht mein Entschluss fest. Ich, Niall Horan, Sohn eines angesehenen Marketingunternehmers, kriege alle Mädchen rum. Und dieses wunderhübsche Ding wird ihre Ignoranz auch noch ablegen und mir ganz bald zu Füßen liegen. Die kriege ich auch noch um den Finger. Ganz bestimmt. So ist es doch immer.

+

Bevor ich ins Gebäude gehe, richte ich mir vorher noch mein Hemd und setze mein umwerfendes Lächeln auf. Mit lässigem Schritt gehe ich dann auf die Sekretärin zu, die ein Ordner etwas unbeholfen auf die Seite legt.

Ich merke wie ihre Wangen sich etwas rötlich verfärben als ich auf sie zugehe.

,, Guten Morgen, Mister Horan Junior. Kann ich Ihnen be-behilflich sein?" fragt die junge Frau mich und setzt hastig ihre Brille ab.

,, Morgen. Ist Post für irgendwen auf unserer Etage angekommen? Und wenn Sie mich bitte schon oben ankündigen würden. Das wäre nett, danke."

,, L-logisch. Wird gemacht. Einen Moment... Bitte sehr. Dieser Brief ist an Sie adressiert." Ich nehme den Umschlag entgegen und tue so, als wäre er mir gleichgültig, doch so war es nicht.

,, Danke. Ich wünsche noch einen angenehmen Tag."

,, J-ja, auch so!" ich zwinker ihr zu und schenke ihr ein unwiderstehliches Lächeln.

Mit grossen Schritten lasse ich die verwirrte, rot angelaufene Sekretärin hinter mir und gehe schnurstracks auf die Aufzüge zu. Einer kommt auch sofort und während ich nach oben fahre, öffne ich voller Erwartung den Umschlag und ziehe ein Blatt Papier heraus.

Gold gedruckte Ranken am Rand des weissen Blatt Papiers lassen es edel erscheinen.

Wieder nur eine Einladung zur After-Show Party irgendeiner Gala. Mit einem seufzen stecke ich das stück Papier zurück in den Umschlag.

Ich hatte so sehr auf eine Zusage für meine Bewerbung an Harvard gehofft. Ich sollte dort Marketing studieren, bevor ich das Unternehmen meines Vaters übernehme.

Im Moment bin ich in einer Ausbildung hier und springe von einer Abteilung in die nächste. Man könnte von einem Azubi mit Vorzügen sprechen.

Mit einem 'Pling' hält der Aufzug und ich steige auf meiner Etage aus. Einmal quer durch den Flur und ich klopfe bei meinem Vater im Büro an.

,,Herein!"

Ich trete ein und begrüße ihn mit einem ,,Hallo Papa."

,,Hallo, mein Sohn."

,,Wo bin ich heute eingeteilt?"

,,Zu deinem Glück heute mal bei mir."

Innerlich sinkt mein Herz und meine Laune in die Hose.

+

,, Niall! Jetzt hör doch mal zu! Du bist heute so abwesend. Zum Teufel nochmal, du bist zu nichts zu gebrauchen! Konzentrier dich!"

In der Tat sind meine Gedanken nicht völlig auf die Arbeit oder das konzentriert, was mein Vater mir die ganze Zeit einbläuen will. Ich muss immer zu an dieses Mädchen aus der Bahn denken, es hatte es mir geradezu angetan. Jedes Mal läuft mir ein Schauer über den Rücken, wenn ich an ihre abweisende Haltung denke. Ich kannte  kaum ein Mädchen, welches sich so gleichgültig gegenüber Jungs und seinen Mitmenschen verhielt, als sie. Ich brauche nur einmal zu schnippen und schon standen 3 Mädchen mir zu Verfügung, aber sie? Sie würdigte mir keines Blickes.

Sie... wirkte irgendwie geheimnisvoll. Irgendwas verbarg sie.

Mein innerer Ehrgeiz wurde in dem Moment geweckt, als ich aus dem Zug gestiegen bin. Ich will sie haben. Niemand kommt mir so einfach davon. Komme was wolle.

,, Niall! Das ist schon wieder falsch! Was machst du denn da?!"

,, Entschuldige, Dad. Kannst du mir heute eine leichtere Aufgabe geben? Ich bin heute etwas durch den Wind."

Er grummelt etwas aber nickt mir doch verständnisvoll zu "aber nur heute Sohnemann!"

Broken BeginningWo Geschichten leben. Entdecke jetzt