Kapitel 1

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Die Tanzfläche des großen Ballsaales füllte sich. Es war schon fast Mitternacht und die Hochzeitsfeier meiner besten Freundin Minako erreichte allmälich ihren Höhepunkt. Ausgelassen tanzten die Paare auf dem Parkettboden zur Musik der Band, die ich extra für den heutigen Abend gebucht hatte. Von meinem Platz aus beobachtete ich Minako, wie sie fröhlich mit ihrem nun Ehemann Koushi unter dem prächtigen Kronleuchter tanzte. Unweit von ihr entfernt tanzte auch Hina mit ihrem Mann Kenji. Sie presste ihren Kopf an seine Schulter und lachte dabei herzlich.

Alle waren gut gelaunt und hatten eine Menge Spaß. Ich hingegen saß an einem Tisch für zwei und trank Sake, abseits vom ganzen Trubel - alleine. Meine Gedanken kreisten wieder um das eine leidige Thema. Aus unserem Dreiergespann war ich nun die, die übrig geblieben war. Nicht mal eine Begleitung für diese Hochzeit gelang es mir aufzutreiben. Es war deprimierend.

Da ich niemanden die Stimmung vermiesen wollte, musste ich mich selbst trösten – und zwar mit Sake und trank mehr, als ich mir vorgenommen hatte. Ich sah in mein leeres Sakeschälchen und überlegte, ob es klug wäre noch weiter zu trinken. Als ich den Blick wieder hob, saß mir Jiraiya gegenüber. Er hing lässig auf dem Stuhl und grinste mich breit an.

„Naaaa...Genug Mädels für heute angegraben?", fragte ich in einem verstimmten Tonfall und versuchte erst gar nicht meine schlechte Laune vor ihm zu verbergen.

„Fürs Erste...", antwortete er und schenkte uns beiden Sake ein. „Weshalb bist du denn so trübseelig? Die Stimmung hier könnte doch nicht besser sein..."

Er ließ den Blick durch die Menge schweifen und blieb mit den Augen auf dem Hinterteil einer jungen Frau hängen.

„Zum Wohle.", sagte er und wir beide hoben unsere Schälchen.

Ich wollte mich nicht länger zurückhalten.

Seitdem er sich in unser Wohnheim einquartiert hatte, um von dort aus, wie wir erst viel zu spät herausfanden, seine „Recherche" zu betreiben, entwickelte sich eine besondere Freundschaft zwischen uns. Wir hatten oft bei dem ein oder anderen Gläschen Hochprozentigem persönliche Gespräche geführt, doch bisher sagte ich ihm nichts von meiner sich anbahnenden Depression, weil ich nun als einzige in meinem Freundeskreis unverheiratet war.

„Sag mal, wird die Protagonistin deiner Bücher auch als einzige unverheiratet bleiben?", fragte ich und sah wieder in mein Becherchen.

Er sah mich nun an und hob amüsiert die Augenbrauen.

„Das ist es also? Deshalb die schlechte Stimmung in den letzten Wochen?"

Ich schämte mich etwas für meine Offenheit, deshalb sah ich wieder zur tanzenden Menge und mied seinen Blick.

„Es ist dir also nicht entgangen...", sagte ich leise und richtete dabei meine Brille.

„Wie alt bist du jetzt? 23? 24?"

Ich zögerte etwas und überlegte, ob ich nicht etwas flunkern sollte.

„25...", antwortete ich dann jedoch wahrheitsgemäß und strich mir dabei eine wellige Strähne meines roten Haares hinters Ohr.

„25?!", er zog Luft durch die Zähne ein. „Dann wird es ja langsam höchste Zeit.", er lachte auf.

„Zu heiraten? Das weiß ich doch selbst..."

„Nein, dass du einen guten Freund von mir kennen lernst.", sagte er und hob seinen Becher erneut.

Ich musste schnauben.

„Einen Freund in Konoha, vermute ich..."

Er nickte: „Ja, er ist ein feiner Kerl. Ihr würdet gut zueinander passen..."

„...und dennoch lebt er in Konoha."

Ich unterbrach ihn und sah in sein grinsendes Gesicht. Er hatte mir schon vor Hinas Hochzeit angeboten, mich mit nach Konoha zu nehmen.

„So ein Tapetenwechsel würde dir bestimmt gut tun. Die Menschen dort sind alle sehr freundlich, es gibt dort viel Arbeit und vielleicht bist du dann bald nicht mehr die einzige Unverheiratete."

'Die einzige Unverheiratete', wiederholte ich im Gedanken. Diese Formulierung ärgerte mich schon lange. Ich gönnte es meinen Freundinnen von ganzem Herzen, dass sie nun glücklich verheiratet waren. Es war nur fair, dass ich als jüngste von uns dreien übrig geblieben bin, dennoch bedrückte es mich. Ich sehnte mich nach einer Partnerschaft, aber bisher war mir der richtige Mann nicht über den Weg gelaufen.

Der Alkohol in mir ließ mich albern auflachen.

„Weißt du, wie weit das von hier entfernt ist? Keine Chance. Dann seh ich meine Mädels ja gar nicht mehr." Ich schüttelte den Kopf und sah wieder zur Tanzfläche.

„Du wärst eine Bereicherung für Konoha."

Ich spührte, wie meine Wangen anfingen zu glühen, wobei ich mir nicht sicher war, ob es an seinen Worten oder am Alkohol lag.

Ich grinste breit.

„Du bist betrunken...", stellte Jiraiya fest.

„Wenn ich schon keinen Mann habe, dann wenigstens ein gut gefülltes Gläschen Sake.", sagte ich und streckte mich ausgiebig.

„Wusstest du schon, dass ich erstmal alleine in der Pension leben werde? Es kann eigentlich gar nicht mehr schlimmer werden."

In diesem Moment flog etwas im hohen Bogen auf meinen Schoß. Mit Schrecken musste ich feststellen, dass mir ein weiterer Tiefpunkt bevor stand.

Auf meinem Schoß lag der Brautstrauß, den Minako offenbar geworfen hatte. Alle Augen waren nun auf mich gerichtet und ein tosender Applaus entbrannte.

Jiraiya warf mir einen allessagenden Blick zu und fing ebenfalls an zu klatschen.

Nachdem ich den Strauß bei Seite gelegt und sich die Menge wieder dem Tanzen gewidmet hatte, schluckte ich.

„Wann brechen wir auf?"

Icha Icha Marriage - Das Flirtparadies hat ausgedient (KakashixOC)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt