Nicht nur Jiraiyas Wohnung schien von einem Stromausfall betroffen gewesen zu sein, denn mit einem Male war auch die Straßenbeleuchtung und die Beleuchtung der umliegenden Wohnhäuser erloschen. Ich wollte mir daraufhin schnell den Weg in die Küche ertasten, wo ich dachte, in einer Ecke den Stromkasten für die Wohnung gesehen zu haben, doch stattdessen war ich direkt in Kakashis Arme gestolpert.
Meine Wange lehnte an ihm, meine linke Hand lag auf einer seiner Westentaschen, die noch immer nass vom Regenguss war. Kakashi plötzlich so nahe zu sein, ließ mich erstarren. Seine Hände hatten mich an den Oberarmen gefasst und hielten mich sanft fest. Höchstwahrscheinlich tat er dies nur aus Reflex, aber dennoch sorgten diese Berührungen dafür, dass sich in mir ein Kribbeln breit machte. Ich wartete auf eine Reaktion von ihm, aber auch er bewegte sich keinen Zentimeter. Ein Schritt nach Hinten hätte gereicht, um wieder eine angemessene Distanz zu wahren, aber etwas in mir weigerte sich, den Impuls für diese Bewegung zu geben. Diese Nähe fühlte sich erschreckend gut an.
"Tut mir Leid...", murmelte ich irgendwann verlegen.
Während der Regen immernoch laut gegen die Fenster peitschte, rührte sich auch Kakashi nicht.
"Kakashi...",flüssterte ich kurze Zeit später, doch in dem Moment, als ich seinen Namen ausgesprochen hatte, drückte er mich plötzlich an den Schultern auf Abstand.
"Mari, es tut mir Leid, ich...ich muss los.", sagte er knapp und ließ dabei von mir ab. Ich schaute ihn erschrocken an, auch wenn ich sein Gesicht wegen der herrschenden Dunkelheit nicht genau sehen konnte. Er ging Richtung Küche und den Geräuschen nach zu urteilen machte er sich dort daran, den Stromkasten zu überprüfen.
Wie angewurzelt blieb ich stehen und spürte die Scham in mir aufsteigen. Mein Verhalten war mir peinlich. Es war zwar nur ein kurzer Moment, den wir so verharrten, aber dieser offenbarte zu viel von mir und meiner Gefühlswelt.
Das Licht sprang wieder an. Kakashi schien erfolgreich gewesen zu sein.
"Ich muss jetzt los, danke für deine Gesellschaft heute Abend.", als wäre nichts weiter gewesen, kam er mit lockerer Mine zurück ins Wohnzimmer und ging geradewegs zur Wohnungstür. "Gute Nacht, Mari."
"Gute Nacht", erwiderte ich nur und sah Kakashi nach wie er die Wohnung verließ.
Erst als die Tür ins Schloss gefallen war, konnte ich wieder richtig durchatmen und mein Gesicht beschämt in meinen Händen vergraben.
~~~
Am nächsten Morgen saß ich gähnend, aber pünktlich, wieder am Schreibtisch des kleinen Bürozimmers, in dem ich auch am Vortag schon gearbeitet hatte und begutachtete den großen Stapel Akten, welcher auf dem Tisch stand. Ich war froh, dass ich trotz meiner kurzen Nacht rechtzeitig auf der Arbeit erschien war. Dieser komische Moment zwischen Kakashi und mir bereitete mir große Schwierigkeiten einzuschlafen, deshalb griff ich in meiner Not sogar zum ersten Teil von Jiraiyas Icha-Icha-Serie und begann darin zu schmökern. Zwar konnte ich nachdem ich gelesen hatte einschlafen, doch bis dahin waren auch zwei weitere Stunden vergangen.
Nun saß ich hier und musste mich um diese vernachlässigten Akten kümmern. Ich konnte Shizune verstehen, denn Tsunade hielt sie ganz schön auf Trab. Wie sollte sie sich dann noch um diesen ganzen Papierkram kümmern?
Mit hinter dem Kopf verschränkten Armen dehnte ich mich ausgiebig, bevor ich mich danach in die Arbeit stürzen wollte, doch auf einmal hörte ich ein lautes Klopfen.
Erschrocken riss ich meinen Kopf in Richtung Tür und nahm erst einmal wieder eine aufrechte Haltung ein.
"Guten Morgen Mari.", es war Izumo, der sichtlich gut gelaunt das Zimmer betrat.
"Guten Morgen Izumo."
Grinsend trat er an den Schreibtisch heran.
"Man, da hat man dir aber etwas aufgehalst.", amüsiert musterte er die Akten auf meinem Schreibtisch und blätterte kurz in der obersten. "Wie sieht's aus? Findest du dich schon zurecht in dem Chaos?"
"Ich denke schon.", antwortete ich, wobei ich mir nicht sicher war, wie ernst seine Frage gemeint war. Izumo und ich liefen uns bei der Arbeit des Öfteren über den Weg und hatten so auch schon das ein oder andere Mal eine kurze Unterhaltung geführt. Sehr lange arbeitete er wohl auch noch nicht als einer der Assistenten. Er wurde lange Zeit als Wache an einem der Stadttore eingesetzt, somit waren wir sozusagen beide neu hier in der Residenz des Hokages.
"Freut mich zu hören, nur die Akten müssen erstmal warten. Ich habe den Auftrag bekommen, dich in Konoha etwas herumzuführen, damit du dich besser zurechtfindest."
"Okay, ähm, meinst du etwa jetzt?", etwas überrumpelt blinzelte ich hoch in sein halb verdecktes Gesicht.
"Also ich bin bereit, wenn du es bist."
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Das Wetter an diesem Tag war im Gegensatz zur letzten Nacht weniger herbstlich. Der Sommer schien noch einmal aufzuleben und wärmte mir mit seinen warmen Sonnenstrahlen den Rücken während ich gemeinsam mit Izumo eine Straße im Westen Konohas hinunter spazierte. Mein Begleiter hatte es offenbar nicht eilig gehabt und ging in einem Tempo, welches einen zum Unterhalten geradezu einlud.
"Wo genau gehen wir eigentlich als erstes hin?", fragte ich neugierig und richtete die Brille auf meiner Nase.
"Als erstes zum Trainingsplatz. Wer weiß, vielleicht wirst du ja noch einem Team als Unterstützerin zugewiesen.", meinte Izumo munter grinsend.
"Wie bitte?", erschrocken weiteten sich meine Augen, denn schließlich war ich schon eine gefühlte Ewigkeit aus dem Training raus und hatte auch nie ernsthaft vorgehabt, dies zu ändern.
"Keine Sorge, ich zieh dich doch nur auf.", Izumo lachte auf und ich atemte erleichtert durch.
"Deiner Reaktion nach zu urteilen, willst du nicht in den aktiven Dienst?"
"Nein, nicht unbedingt. In Yugakure war es nie notwendig gewesen, deshalb habe ich immer in anderen Bereichen gearbeitet."
"Solange der Frieden gewahrt bleibt, spricht auch sicherlich nichts dagegen. Hoffen wir, dass es noch möglichst lange so bleibt."
Ich stimmte ihm nickend zu und dachte noch einen Moment über seine Worte nach.
Ehe ich mich versah, lag der Trainingsplatz auch schon vor uns. Ich sah in der Ferne wie zwei Teams miteinander trainierten. Sie hatten hier ausreichend Platz zur Verfügung sowie verschiedene Trainingspuppen und Attrappen.
Es erinnerte mich daran, wie ich früher zu Ausbildungszeiten mit Mamoru und Hina trainiert hatte.
"Komm wir gehen weiter.", ohne dass ich es bemerkt hatte, war Izumo bereits ein Stück vorangegangen.
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Nachdem wir am Krankenhaus vorbeigegangen waren, erreichten wir den nächsten Anlaufpunkt: das Haupttor.
"So, da wären wir: Das ist mein Tor.", stolz zeigte mir Izumo seine Lieblingsarbeitsstätte.
"Hallo, wen haben wir denn hier? Lange nicht mehr gesehen.", eine Männerstimme ertönte. Aus dem Unterstand neben dem Haupttor trat ein Mann mit schwarzen abstehenden Haaren und einem Ziegenbart hervor. Er trug eine auffällige weiße Bandage quer über seinem Gesicht. Hier in Konoha gab es wirklich viele Männer, die ihr Gesicht verdeckten...
"Guten Morgen Kotetsu.", begrüßte ihn Izumo, bevor er wieder zu mir sah.
"Mari, das ist mein Freund Kotetsu. Wir haben lange Zeit zusammen Wache gehalten. Kotetsu, das ist Mari, sie ist neu in Konoha und arbeitet als Assistentin für Shizune. Ich führe sie gerade in Konoha herum."
Höflich verbeugten wir uns vor einander.
"Das ist jedenfalls besser als den ganzen Tag über nur Wache zu halten.", witzelte Kotetsu, doch Izumo verschloss die Augen.
"So kannst du das aber nicht sagen. Nichts geht doch über einen ruhigen, friedlichen Arbeitstag."
"Wie gefällt es dir bisher in Konoha, Mari?", fragte Kotetsu und sah mich dabei erwartungsvoll an.
"Gut.", gab ich lediglich zurück. Vor fremden Männern war ich anfangs eher schüchtern.
"Mari darf sich um den ganzen Papierkram kümmern, der sich in den letzten Monaten angehäuft hat.", erklärte Izumo und zog dabei einen Mundwinkel amüsiert hoch, was Kotetsu auflachen ließ.
"Oh, na dann lasst euch mal Zeit mit eurem Rundgang."
Nun mussten auch Izumo und ich auflachen.
"Wir werden dann mal weiter gehen, wir haben schließlich noch einige Anlaufstellen vor uns."
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Unter der lachenden Sonne am Himmel verging die Zeit wie im Flug. Izumo führte mich kreuz und quer durch die Stadt. Er war wirklich sehr nett zu mir gewesen und zeigte mir nicht nur die Gebäude, die für die Arbeit wichtig waren, sondern auch viele andere Orte wie beliebte Geschäfte und die besten Lokale der Stadt. Mit der Zeit taute ich ihm gegenüber immer mehr auf.
Gegen Mittag verschlug es uns dann nach einer leckeren Nudelsuppe aus Ichirakus Nudelshop in einen schönen Park, nicht weit von der Residenz des Hokages. Auf der Bank unter einem schönen großen Baum hatten wir Platz genommen und wollten dort den Rest unserer Pause verbringen, bevor wir zur Residenz zurückkehren würden.
Gut gesättigt streckte ich mich und schaute dabei hoch zum strahlend blauen Himmel. Eine warme Brise wehte mir durchs Haar und ließ mich zufrieden durchatmen.
"Du siehst glücklich aus.", stellte Izumo fest.
"Das kann ich wohl nicht bestreiten. Ich glaube, langsam komme ich in Konoha an.", ich grinste Izumo, der rechts neben mir auf der Bank saß, an.
Breitbeinig saß er an der Rückenlehne der Bank gelehnt und lächelte zufrieden.
"Was genau hat dich nach Konoha gebracht?", fragte er aus dem Nichts heraus. Diese Frage schien mich wohl noch länger zu verfolgen als es mir lieb war.
"Ich wollte mein Leben verändern. Ich war nicht zufrieden damit, wie es in Yugakure lief.", antwortete ich ehrlich und beobachtete dabei die Vögel, die oben in der Baumkrone fröhlich zwitscherten.
"Was stimmte nicht mit deinem Leben dort?"
"Naja, es entwickelte sich nicht in die Richtung, die ich mir gewünscht hatte. Weder beruflich, noch privat..."
"Hmm...", meine Worte schienen Izumo nachdenklich zu stimmen. "Mir geht es da ähnlich.", gab er dann offen zu.
"Ich bin auch noch auf der Suche..."
Ich schaute ihn an und war mir nicht sicher, ob er das wirklich so meinte, wie ich es verstanden hatte.
Beim genaueren Hinsehen fiel mir allerdings auf, dass seine Wange, die nicht von seinen braunen Haaren verdeckt wurde, leicht errötete.
"Das sollte jetzt aber keine Anspielung sein!", mit einem Male riss er seine Hände entschuldigend hoch und guckte mich groß an.
Damit entlockte er mir ein herzliches Lachen. Izumo war schon ein lustiger Kerl.
"Hallo Mari, hallo Izumo.", hörte ich eine bekannte Stimme zu meiner Linken sagen. Ruckartig drehte ich meinen Kopf zu der Person, die unweit von uns auf dem Gehweg aufgetaucht war. Ich hatte überhaupt nicht mitbekommen, dass sich jemand der Bank genähert hatte.
Ausgerechnet Kakashi stand nun mit der rechten Hand in der Hosentasche vergraben auf dem Weg und sah uns mit seinem verschlafenen Blick an.
"Hallo Kakashi.", sagte ich überrascht, wobei ich etwas leiser sprach als ich es beabsichtigt hatte.
Auch Izumo grüßte ihn.
"Hallo Kakashi. Ist das nicht ein herrlicher Tag heute?"
Kakashi nickte mit einer etwas freundlicheren Mine.
"Ich hoffe doch, ich bin hier nicht irgendwo hereingeplatzt, oder?"
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Icha Icha Marriage - Das Flirtparadies hat ausgedient (KakashixOC)
RomanceMari (OC) ist nun als einzige in ihrem Freundeskreis unverheiratet und es sieht auch nicht danach aus, als würde sich in naher Zukunft etwas daran ändern. Ihr guter Freund Jiraiya meint jedoch, genau den richtigen Mann für sie zu kennen und möchte i...