Kapitel 10

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"Hm?", Kakashi zog erneut die Augenbrauen hoch und sah mich fragend an.


"Es ist unhöflich, sein Gesicht zu verbergen, wenn man mit jemandem spricht!"


"Ich trage meine Maske immer. Das war immer so und das wird wohl auch immer so bleiben."


Kakashi stand dort und schien seelenruhig zu sein. Anscheinend konnte ihn wirklich nichts aus der Ruhe bringen.

Missmutig verzog ich das Gesicht. Ich wusste nicht, wohin ich mit diesem Gespräch wollte, aber einen Weg zurück, gab es meiner Ansicht nach nicht. Dieser Typ rief aus irgendeinem Grund ambivalente Gefühl in mir hervor.


"Egal, nimm sie einfach ab, wenn du mit mir sprichst!", ich ging in die Offensive, wodurch mir schon irgendwie flau wurde.


Er machte daraufhin ohne Vorwarnung einen Schritt auf mich zu, was mich schlagartig ein wenig nervös werden ließ.


"Sag mal...", begann er leise. "Kann es vielleicht sein, dass du ein wenig zu tief ins Glas geschaut hast, Mari?", mit gesenkter Stimme fragte er mich das, was ich eigentlich für mich behalten wollte.


"Was?!", entfuhr es mir. "Wie kommst du da bloß darauf?"


Sein Blick wirkte ernst, schon fast ein wenig besorgt. Er ließ sich offenbar nicht von mir beirren.

"Ich weiß nicht, was du meinst.", mit verschrenkten Armen versuchte ich die Tatsache, dass ich doch ziemlich einen im Tee hatte, zu vertuschen.


"Komisch, dann muss der Sake-Geruch wohl von woanders kommen, oder?", ein amüsiertes Grinsen zeichnete sich unter seiner Maske ab, als meine Hand ganz von alleine hochschnellte und sich schützend auf meinen Mund legte.


Peinlich berührt verschlag es mir die Sprache. Am liebsten wäre ich im Boden versunken. Ich fühlte mich geschlagen. Ein unbehagliches Gefühl machte sich in meiner Magengegend breit. Irgendwie waren die Pferde mit mir durchgegangen. Warum hatte ich ihn nicht einfach gehen lassen? Woher kommt dieses Bedürfnis, mit ihm ein Wortgefecht zu führen?


"Alles in Ordnung?", fragte er nach einem Moment der Stille, doch ich antwortete nicht.


Ich spührte, dass es nicht nur die Scham war, die unangenehm in mir hinauf stieg.


Ohne etwas zu sagen, drehte ich mich um und machte ein paar Schritte in Richtung Dunkelheit, weg von dem Licht der Straßenlaterne.


"Mari? Ist alles okay?", hörte ich Kakashi hinter mir fragen, doch ich war nicht mehr im Stande zu antworten.


Ich torkelte hinüber zu einem Mülleimer, nahe einer hölzernen Bank und packte mit beiden Händen die Ränder aus Metall. Die Versuche dagegen anzukämpfen waren vergebens. Nachdem ich kurz inne gehalten hatte, erbrach ich mich geräuschvoll in dem Eimer, der mir bis zur Hüfte ging.


Einen Augenblick später, als ich es endlich hinter mich gebracht hatte, bemerkte ich erst, dass Kakashi neben mir stand und mir die Haare zurückhielt.


"Geht's wieder?", fragte er leise, nachdem ich aufgehört hatte zu husten.


"Mhm", gab ich ihm lediglich als Antwort. Zu beschämt war ich, um mehr zu sagen. Mir wurde klar, wie ich mich aufgeführt hatte. Der Alkohol war mir scheinbar zu Kopf gestiegen. Ich zog aus meiner Hosentasche ein Taschentuch und tupfte mir damit schnell die Lippen.


"Ich bring dich besser zurück zu Jiraiya's Wohnung.", sagte er in einem neutralen Tonfall und ging wieder zurück auf Abstand.

~~~
Wie ein von seinem Vater gemaßregeltes Kind ging ich still neben Kakashi her und vermied es dabei, Blickkontakt mit ihm aufzubauchen, auch wenn er ihn widerum hin und wieder suchte.


"Du hättest vielleicht nicht so viel mit Shizune trinken sollen...", meinte er nach einer Weile, als wir in die nächste Gasse einbogen.


Wahrscheinlich hatte ich es verdient, mir diese belehrenden Worte anhören zu müssen, deshalb schwieg ich einfach, anstatt etwas darauf zu erwiedern.


"....Keine Widerworte?", fragte er daraufhin hörbar überrascht.


Kurz schielte ich zu ihm, aber die Kampfeslust in mir war wie verflogen. Ich hatte mich ihm gegenüber so zickig und frech verhalten und dann hielt ausgerechnet er mir sogar beim Kotzen die Haare.


"Mh Mh.", schüttelte ich den Kopf und bemühte mich, noch ein wenig schneller zu gehen. Alles, was ich in diesem Moment noch wollte, war mich unter meiner Bettdecke zu verkriechen.... Nachdem ich mir erstmal die Zähne geputzt hatte, versteht sich...


"Hmm.", Kakashi schaute wieder auf den Weg vor sich. "Wie kleinlaut du doch sein kannst..."


Ein Fahhrad fuhr scheppernd an uns vorbei, woraufhin der Hund hinter einem blickdichten Zaun zu bellen begann.


Keiner von uns beiden reagierte darauf. Ich für meinen Teil tat so, als hätte ich seinen provokanten Spruch dadurch nicht hören können, doch aus dem Augenwinkel heraus sah ich, wie Kakashi scheinbar auf eine Reaktion von mir wartete.


Eisern hielt ich den Kopf geradeaus und kämpfte gegen die Versuchung an, Kakashi dann doch noch wenigstens einen kleinen Spruch reinzuwürgen. Er bettelte ja förmlich drum.


Ich konnte nicht anders.


Als ich meinen Kopf dann doch zu ihm drehte, um seinen Spruch auf meine Weise zu kommentieren, blickte ich dabei in sein freundlich grinsendes Gesicht.


Ich war geschlagen. Dieses Grinsen war entwaffnend.


Unweigerlich musste ich es erwidern und war dabei tief in meinem Innersten ziemlich erstaunt. Nicht viele Leute schafften es, mich so aus der Reserve zu locken. Mir in einer Situation wie dieser ein Grinsen abzugewinnen, bedurfte einiges.


Verlegen guckte ich wieder auf den Gehweg vor uns und bemerkte dabei fast nicht, dass unser Ziel schon vor uns lag: Jiraiyas Wohnung war inzwischen noch wenige Meter von uns entfernt.


"Da wären wir.", sagte Kakashi mit gut gelaunter Stimme und zog seine Hände aus den Taschen. "Kann ich dich das letzte Stück alleine gehen lassen, ohne das etwas passiert?"


Ich neigte den Kopf zur Seite und starrte noch immer leicht grinsend auf den Boden vor meinen Füßen.


"Es tut mir Leid...Wie ich mich aufgeführt habe, aber auch, dass du das vorhin mitansehen musstest...Ich weiß auch nicht, was mit mir los ist. Ich habe es heute wohl einfach mit dem Sake übertrieben. Ich weiß nicht, wie ich das wieder gut machen soll...", entschuldigte ich mich und fühlte mich dabei fast wie in Trance. Ich bekam meine Gefühle nicht sortiert und fühlte mich dabei gleichermaßen wohl wie unwohl. Was war nur mit mir los?

Ich blickte auf und sah ihn wieder hinter seiner Maske lächeln.

"Schon gut. Du solltest nur in Zukunft etwas mehr Acht auf dich geben. Man sieht sich.", er verabschiedete sich mit einer Handbewegung und verschwand wieder einmal mit einem Puff.

Alleine stand ich nun dort und hörte wie in der Ferne der Hund von zuvor wieder kläffte. In meinem Kopf herrschte Chaos. Es war alles so verwirrend. Was war dieser Kakashi nur für ein Typ? Die Fragen in meinem Kopf häuften sich.

Icha Icha Marriage - Das Flirtparadies hat ausgedient (KakashixOC)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt