Laut der großen Uhr, welche die sandfarbene Wand eines kleinen Blumenladens zierte, war es inzwischen schon halb zehn. Eine Frau kam aus dem Geschäft und richtete zufrieden die Blumen in ihrer Auslage und stellte anschließend einen Angebotsaufsteller an die Straße. Viele ältere Leute schlenderten gemütlich umher, doch Kakashi war nicht unter ihnen. Langsam frage ich mich, ob ich nicht vielleicht am falschen Ort war. Mit verschränkten Armen lehnte ich an einer Hauswand und wartete darauf, es endlich hinter mich bringen zu können.
Mein Verhalten in der letzten Nacht war mir immernoch sehr peinlich. Ich wollte das wieder gut machen. Wenn ich schon jetzt mit ihm sprechen musste, dann wäre dies wohl auch die beste Gelegenheit, ihn als Entschädigung zur Premiere von Jiraiyas neuen Film einzuladen. Nur müsste er dazu erst einmal erscheinen.
"Oh man, wir sind viel zu früh da. Sensei Kakashi wird niemals vor zehn auftauchen."
Beim Namen "Kakashi" spitzten sich meine Ohren.
Zu meiner Rechten spazierte ein blonder Junge in Begleitung eines Mädchens mit schulterlangem rosanen Haar durch das Tor. Wie er trug auch sie das Zeichen für ihre Zugerhörigkeit zu den Ninjas Konoahs. Mit den Armen hinter dem Kopf verschränkt beklagte sich der schlecht gelaunte Junge.
"Du hättest mich noch weiterschlafen lassen können. Wenigstens noch eine halbe Stunde..."
"Hör endlich auf zu mosern, Naruto.", das Mädchen war sichtlich genervt vom Gemaule des Jungen und blickte rasch auf ihre Armbanduhr.
"Wir haben eine Menge vor. Wenn wir heute Abend pünktlich zurück sein wollen, dann müssen wir bald aufbrechen."
Ohne von mir Notiz zu nehmen, gingen sie vorüber, um auf der Bank neben einem Blumenbeet auf der anderen Straßenseite Platz zu nehmen.
Warteten sie etwa auch auf den Kakashi?
"Guten Morgen", ertönte es dann auch einen kurzen Moment später. "Ich hoffe, ihr seid bereit für den heutigen Tag?"
Es war Kakashi, der munter auf die beiden zu ging.
Während das Mädchen gleich ihren Unmut wegen seiner Verspätung zum Ausdruck brachte, zögerte ich noch. Lieber wäre es mir gewesen, wenn ich ihn irgendwo hätte abfangen können, um ungestört mit ihm zu sprechen. Vor Publikum? Niemals. Es würde sich bestimmt noch mal eine andere Situation ergeben, wo ich ihn einladen könnte. Bis zum morgigen Abend hatte ich schließlich noch Zeit. Zwar nicht sehr viel, aber dennoch...
"Oh, Hallo Mari.", begrüßte mich Kakashi in einem etwas überraschtem Tonfall. Unauffällig war ich an die kleine Gruppe herangetreten und stand ihm nun gegenüber. Lässig schaute er mich durch sein unbedecktes Auge an, die Hände in den Taschen vergraben.
"Guten Morgen.", lange konnte ich seinem Blick nicht standhalten, drum schaute ich freundlich zu den beiden Jugendlichen, die offenbar seine Schüler waren.
"Was treibt dich hierher?", fragte er und ignorierte den neugierigen Blick, den ihm der Junge zu warf.
"Wer ist das, Sensei?", noch ehe ich auf seine Frage antworten konnte, platzte es schon aus dem Blondschopf heraus.
"Das ist Mari, eine Freundin von Jiraiya.", erklärte Kakashi.
"Mari, das sind meine Schüler: Sakura und Naruto."
Das Mädchen namens Sakura gab Naruto mit dem Ellbogen einen leichten Knuff in die Rippen, sodass er sich ebenfalls höflich vor mir verbeugte.
"Welche Frau will denn mit dem befreundet sein?"
Da bekam Naruto schon den nächsten Knuff von Sakura, der diesmal wohl ein wenig schmerzhafter war als der davor.
"Bitte entschuldigen Sie Narutos Art. Oft ist sein Mund schneller als sein Gehirn.", entschuldigte sich Sakura für ihren Kammeraden und warf diesem einen strengen Blick zu.
"Manchmal ist diese Frage nicht ganz unberechtigt... Ihr braucht allerdings nicht so förmlich zu sein.", grinste ich amüsiert und bemerkte Kakashis Schmunzeln.
"Nun, Mari... Was treibt dich her? Solltest du nicht auf der Arbeit sein?", er sah mich grinsend an. Scheinbar war er mir wirklich nicht böse.
"Ähm, ja...", schlagartig fing es an wieder unangenehm zu werden.
"Ich soll dir das hier von Shizune geben."
Unbedacht zog ich die Rolle aus der Tasche und drückte sie ihm in die Hand.
"Es geht sicher um heute Abend, oder?", fragte er, wobei er sich die Rolle ansah.
"Zum Inhalt der Rolle wurde mir nichts gesagt."
Er drehte die Rolle.
"Und was ist das?"
Ahnungslos sah ich ihn an bis mir allmählich dämmerte, was auf einmal um die Rolle gewickelt zum Vorschein kam: die Karten für die Premiere.
Ich war wie versteinert.
"Oh...", gab ich leise von mir. "Ach, die..."
Sakura und Naruto beobachteten die Situation gespannt und ich fühlte mich, als würde mein Kopf die Farbe einer Tomate annehmen. So war das alles nicht geplant gewesen.
"Ist es denn zu fassen? Ein neuer Film?! Warum hat er mir nicht davon erzählt?!", Kakashi schien alle um sich herum vergessen zu haben, als ihm bewusst wurde, was genau er dort in den Händen hielt. Er hatte nur noch Augen für die Karten. Die Rolle war zur Nebensache geworden.
Sakura schaute mich starr an. Am liebsten hätte ich mich in Luft aufgelöst.
"Sind die für mich?", fragte er und sah mich ernst an.
"Ja, von Jiraiya. Er hatte sie mir gegeben.", meinte ich und blickte hastig zur großen Uhr an der Wand vom Blumenladen.
"So spät schon!", betonte ich etwas hölzern. "Nochmals: Tut mir echt leid wegen gestern. Bis dann.", ich winkte noch kurz, bevor ich mich umdrehte und ihm so jede Möglichkeit nahm, noch etwas zu sagen.
In dieser Situation war alles, an das ich denken konnte, nur eines – und zwar Flucht.
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Icha Icha Marriage - Das Flirtparadies hat ausgedient (KakashixOC)
RomanceMari (OC) ist nun als einzige in ihrem Freundeskreis unverheiratet und es sieht auch nicht danach aus, als würde sich in naher Zukunft etwas daran ändern. Ihr guter Freund Jiraiya meint jedoch, genau den richtigen Mann für sie zu kennen und möchte i...