Kapitel 4

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Nachdem Jiraiya mich mit der von mir unterschriebenen Abmachung dazu genötigt hatte, mir etwas Schickes anzuziehen, marschierten wir nun zur besagten Verabredung. Die ganzen Fragen bezüglich des seltsamen „Vorstellungsgesprächs" waren in den Hintergrund gerückt. Viel wichtiger war es mir nun zu erfahren, mit wem wir uns denn treffen würden, doch der alte Kauz wollte einfach nicht mit der Sprache herausrücken.

„Meinst du wirklich, ich würde dir einen Mann vorstellen, bei dem ich irgendwelche Bedenken hätte?", Jiraiya warf mir einen ernsten Blick zu, während wir in eine schmale Gasse abbogen.

Ich zuckte nur mit den Schultern. Wenn er mir nicht einmal den Namen des Mannes sagen wollte, dann – so war ich mir sicher – hatte dies sicherlich einen Grund.

„Was habe ich nur getan, dass du so schlecht von mir denkst?", stöhnte er sich am Kopf kratzend, aber mehr als ein Augenrollen hatte ich nicht für ihn übrig. Meine Laune drohte einen neuen Tiefpunkt zu erreichen, deshalb schwieg ich den restlichen Weg über.

Als wir das Restaurant betraten, spührte ich, dass es ernst wurde. Im Gegensatz zu den anderen Gaststätten und Fressbuden war hier kein Gedränge. Die Anzahl der Besucher hielt sich in einem überschaubaren Rahmen. Während Jiraiya mit der Empfangsdame am Thresen sprach, sah ich mich schüchtern um. Vielleicht war unsere Verabredung ja schon da...

Auf dem Flur zu meiner Rechten, sah ich einige gutausehende Männer stehen. Zwei von ihnen sprangen mir gleich ins Auge. Sie waren groß und dunkelhaarig – beide total mein Typ. Unterhielten sich vor einem der Separees miteinander. Ein kleines Grinsen huschte mir über das Gesicht als sich mein Blick mit dem des größeren von beiden traf. Verlegen drehte ich mich wieder zu Jiraiya, der sich just in diesem Moment von der Frau vor ihm abwandte und sich suchend umblickte. Er schaute kurz zu den beiden Männern, wodurch sich mein Herzschlag prompt beschleunigte. Doch entgegen meiner Hoffnung drehte er mich in Richtung des linken Flures und dort fiel mir auch sofort jemand auf: an einem Tisch für drei Personen saß der Typ, den Jiraiya vor dem Buchladen verabschiedet hatte. Auch jetzt hielt er sein Buch dicht vor den Augen und wirkte ziemlich versunken darin. Das durfte nicht war sein. Ich musste die Notleine ziehen.

„Uh...", ich hielt mir den Bauch und verzog das Gesicht dabei. „Ich fühl mich plötzlich gar nicht so wohl...." Meine Schauspielerei war zwar gut, doch ich sah es Jiraiya an, dass er mir nicht glaubte.

„Netter Versuch....", unbeeindruckt schob mich der alte Kauz in den linken Gang hinein. Es gab kein zurück mehr.

Als wir beide an den Tisch herantraten, klappte der Mann mit dem abstehenden silbernen Haar sein Buch zu und steckte es in eine Tasche seiner Weste. Die Maske, die seinen Mund und Nase bedeckte, war mir am Nachmittag gar nicht aufgefallen. Sein Konohastirnband verdeckte dazu noch sein linkes Auge, sodass man insgesamt nur einen kleinen Teil seines Gesichts sehen konnte.

Mit müdem Blick schaute er zu Jiraiya hoch.

„Darf ich vorstellen, mein Freund? Das ist Mari. Mari, das ist Kakashi."

Sein unverdecktes Auge sah mich an.

„Hallo.", seine Stimme klang zwar freundlich, doch ich hatte noch ein Problem damit, mich auf dieses Treffen einzulassen. Dementsprechend kühl fiel meine Begrüßung aus.

„Guten Abend.", sagte ich trocken und nahm auf einem der Stühle Platz.

Mit neutraler Mine sah ich beide an.

Kakashi starrte mich noch für einen Moment an, dann wandte er sich Jiraiya zu.

„Seit wann bist du eigentlich wieder zurück?"

„Seit heute Morgen. Ich war gestern noch zu Gast auf einer Hochzeit. Mari war auch dort. Sie war eine der Brautjungfern und hat sogar den Braustrauß gefangen.", meine Augenbrauen schoben sich verärgert zusammen. Daran wollte ich nicht erinnert werden und erst recht nicht im Beisein von diesem Kakashi.

„Ehrlich?", Kakashis sichtbare Augenbraue zog sich ein wenig hoch und durch seine Maske zeichnete sich ein Grinsen ab, doch ich fand das alles gar nicht witzig.

„Ich habe ihn nicht gefangen....Man hat ihn mir auf den Schoß geworfen.", korrigierte ich ihn. „Das macht einen Unterschied."

Das Grinsen verschwand aus Kakashis Gesicht. Noch bevor er etwas sagen konnte, ergriff Jiraiya das Wort.

„Mari besetzt fürs Erste die Stelle als Shizunes Assistentin."

Kakashi sah verwundert aus.

„Dann bist du also auch ein Ninja?", fragte er, mit einem leicht überraschten Unterton.

„Kann man so sagen...", antwortete ich knapp. Ich hatte wirklich keine Lust, großartig mit ihm zu sprechen, doch Jiraiya ließ mich nicht das Gespräch im Keim ersticken.

„Sie ist ein Chuunin aus Yugakure.", fügte der alte Kauz hinzu. Währenddessen nahm er wortlos die Speisekarten der Kellnerin entgegen und reichte jedem von uns eine.

„Aus Yugakure?", hörte ich Kakashi wiederholen, als ich anfing in der offenen Karte zu blättern. Ich hoffte, wenn ich mich jetzt als sehr unhöflich präsentierte, dann würde Jiraiya bald akzeptieren, dass dieser Verkupplungsversuch gescheitern wird. Auch wenn dieser Kakashi nichts dafür konnte, ich war enttäuscht. Als ich die beiden gutaussehenden Männer vom Empfang aus gesehen hatte, war in mir doch etwas Hoffnung aufgekeimt. Und nun saß ich hier...

„Ich dachte Yugakure bildet keine Ninjas mehr aus, seitdem es sich von den anderen Dörfern distanziert hatte."

„Ich gehöre zum letzten Jahrgang, der ausgebildet wurde...", murmelte ich vor mich hin, ohne dabei von der Speisekarte abzulassen.

Kurz trat Stille ein.

„Au.", entfuhr es mir. Ich richtete mich vor Schreck auf, denn etwas hatte meinen großen Zeh getroffen. Mein Blick fiel gleich auf Jiraiya, der mich streng anstarrte. Es schien ihm nicht zu passen, dass ich mich so desinteressiert und unhöflich gab.

Ich schenkte Kakashi daraufhin ein aufgesetztes Grinsen und wandte mich wieder der Karte zu.

„Nun, dann werden wir uns in Zukunft sicher des Öffteren über den Weg laufen und bestimmt auch das ein oder andere Mal miteinander arbeiten...", meinte Kakashi und schlug seine Karte auf.

Hatte ich mich gerade verhört? Ich wusste nicht, wen ich als Erstes anschauen sollte.

„Entschuldigung?", ich entschloss mich dazu, Kakashi einen fragenden Blick zu zuwerfen.

„Stimmt irgendetwas nicht?"

„Ja, äh, ich meine nein..."

Jiraiya, das Schlitzohr! Das war doch alles geplant. Wollte wohl Nummer sicher gehen und hat es deshalb extra so eingerichtet, dass ich diesem Typen öfter begegnen werde in meiner Zeit hier.

Was er wohl zu seiner Verteidigung zu sagen hatte?

Mit einem bösen Blick wollte ich ihm die Standpauke androhen, die ich gedanklich schon durchspielte, aber als ich zu meiner Linken schaute, lockerte sich mein Gesichtsausdruck wieder.

Sein Stuhl war leer.

Icha Icha Marriage - Das Flirtparadies hat ausgedient (KakashixOC)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt