Da saßen wir nun, nebeneinander im mittleren Bereich der vorletzten Reihe des Kinosaals, in dem in wenigen Minuten die Filmpremiere des neusten Buchs von Jiraiya beginnen sollte. Auf dem Schoß hielt ich die Tüte Popcorn, die Kakashi mir noch schnell im Foyer gekauft hatte und schaute mich neugierig um. Ich war überrascht, wie viele Leute zu dieser Premiere gekommen waren, denn der Saal war brechend voll. Bisher hatte ich mir nie groß vor Augen gehalten, wie beliebt Jiraiyas Schmuddelbuch doch war. Dass die meisten Besucher männlich waren, wunderte mich allerdings nicht. Was mir da wohl bevorstand? Die "Recherche", die Jiraiya für diese Geschichten betrieb, ließ mich das Schlimmste annehmen.
Ich hätte nie gedacht, einmal in dieser Vorstellung zu sitzen. Schon gar nicht aus so einem Grund...
Etwas verlegen blickte ich nach Rechts zu Kakashi, welcher starr zur Leinwand sah.
Er war wirklich ein gutaussehender Mann. Diese Tatsache konnte nicht mal seine Maske verbergen.
"Ist was?", fragte er und neigte seinen Kopf leicht in meine Richtung.
"Nein, alles in Ordnung.", ich musste lächeln. In diesem Augenblick wurde das Licht gedimmt und Kakashi sah wieder zur Leinwand.
Die Menge verstummte. Es ging los...
***
Nach etwa einer Stunde war ich voll drin:
Der Film handelte also von einer komplizierten Liebe zwischen einem Mann namens Hitoshi und einer Frau, die Junko hieß. Er ist ein viel beschäftigter Geschäftsmann, sie eine Angestellte in einem Buchladen, die abends noch als Bardame arbeitete. Sie leben in verschiedenen Welten, aber beide scheinen eine große Leidenschaft für einander zu empfinden. Hut ab, Jiraiya. Die Grundidee ist zwar nichts Neues, aber die Entwicklung zwischen den beiden Protagonisten ist erstaunlicherweise sehr authentisch und fesselnd dargestellt.
"Junko, so höre mir doch zu!"
"Nein, Hitoshi, das bringt doch alles nichts..."
Gespannt sah ich zu, wie Junko vom Tisch aufsprang nachdem Hitoshi ihr gebeichtet hatte, er würde jetzt doch das Jobangebot annehmen und in die Nachbarstadt ziehen. Das war das letzte, was Junko hören wollte. Sie sprang vom liebevoll gedeckten Tisch in Hitoshis Wohnung auf und war drauf und dran aus seiner Wohnung zu stürmen. Im Flur vor der Eingangstür versperrte er ihr jedoch den Weg, indem er sich vor sie stellte. Nun standen sie sich dort gegenüber und Junko schrie ihn aufgebracht an. Es stellte sich heraus, dass sie sich wohl zu viel Rotwein nachgeschenkt hatte...
Junkos ganze Wut und Enttäuschung kam zum Vorschein. Als Hitoshi dann auch noch den Blink senkte, bekam man schon ein bisschen Mitleid mit ihm.
"Kannst du mich nicht mal mehr ansehen, wenn ich mit dir rede?!"
Junkos Verhalten, wie sie Hitoshi in dieser Szene herunterputzte, bereitete mir ein mulmiges Gefühl in der Magengegend.
Es erinnerte mich daran, wie ich mich vor Kakashi verhalten hatte, als ich das letzte Mal betrunken war.
Beschämt drehte ich vorsichtig den Kopf in Kakashis Richtung. Ob er wohl auch die Ähnlichkeit dieser "Szene" mit der meinen, die ich ihm bereitet hatte, bemerkte?
Und da traf er mich auch schon: Kakashis Blick war schon auf mich gerichtet. Scheinbar hatten wir den selben Gedanken gehabt.
"Ja ja, ist ja gut. Ich weiß, worauf du anspielst...", flüsterte ich, was Kakashi schmunzeln und mich erröten ließ.
Ein Stöhnen ertönte und sorgte dafür, dass die Leinwand wieder unsere volle Aufmerksamkeit hatte.
Hitoshi hatte Junko zum Schweigen gebracht, indem er sie gegen die Flurwand drückte und leidenschaftlich küsste. Junko ließ sich von ihm mitreißen. So kam es dazu, dass sie eng umschlungen an der Wand lehnten und sich einander völlig hingaben.
Überrascht von dieser Szene, die wohl der Grund dafür war, dass der Film erst ab 18 Jahren freigegeben wurde, fühlte ich mich wie paralysiert. Ich hatte Jiraiyas Buchreihe immer für platte Pornogeschichten gehalten, doch dies war etwas völlig Anderes. Es ging um richtige Gefühle, um das Verlangen zweier Liebenden. Die Neugier hatte mich gepackt. Es war aufregend zu sehen wie sich die Spannung zwischen den beiden löste. Ich empfand mich zwar nicht als prüde, aber in Kakashis Gegenwart diese Szene zu sehen, brachte mein Herz zum Rasen. Bei uns hatte sich die Situation nicht so gelöst gehabt...
Gebannt schaute ich den beiden Liebenden auf der Kinoleinwand zu wie sie ihren Streit im Schlafzimmer "klärten". Dort stand Hitoshi vor Junko und strich ihr mit beiden Händen die Träger von den Schultern, wodurch ihr Kleid an ihrem Körper herunterglitt und zu Boden ging. Mir stockte der Atem beim Anblick ihres entblösten Körpers.
"Hitoshi..", säuselte sie sanft. Dieser zögerte nicht. Er begann damit, sie am Hals zu küssen und ließ dabei seine Hände über ihren Körper wandern. Nur vom Zusehen bekam ich schon eine Gänsehaut.
Ich musste schlucken.
Aus dem Augenwinkel heraus versuchte ich Kakashis Reaktion auf die Entwicklung der Handlung zu sehen, doch auffallen sollte dies nicht.
Eine eigenartige Situation, sie machte mich ganz nervös.
Froh darüber, dass es im Saal recht dunkel war, schielte ich zu Kakashi hinüber. Konzentriert beobachtete er das Treiben von Junko und Hitoshi und wirkte dabei ebenfalls fasziniert von dieser Hingabe und Leidenschaft.
Auch ich wollte wissen: Wie geht es weiter?
Mir wurde bewusst, auch ich wollte diese Liebe und Leidenschaft erleben. Ich sehnte mich danach...
~~~
Als zum Schluss der Vorhang viel und tosender Applaus entbrannte, konnte ich noch gar nicht begreifen, dass der Film vorbei war. Das Publikum war begeistert und auch mir hatte es diese Geschichte angetan. Ich fühlte mich inspiriert und konnte es noch gar nicht glauben, dass dies wirklich der Film zu Jiraiyas Buch war. Ich hatte ihn tatsächlich unterschätzt.
Es war gar kein Porno, eher eine erotische Romanze.
"Und? Wie fandest du den Film?", fragte ich zu Kakashi gewandt, der sich nachdem das Licht wieder eingeschlatet wurde sein unbedecktes Auge rieb.
"Im Grunde kannte ich die Handlung ja schon.", er stand auf und wartete darauf, dass sich der Mann, welcher rechts von ihm saß, in Bewegung setzte und den schmalen Gang vor ihm frei machte.
"Ich nehme an, dass soll heißen, du fandest ihn gut, oder?"
Es folgte ein Moment der Stille. Unsicher, ob es Kakashi einfach nur unangenehm war zu antworten oder ob er mich nicht verstanden hatte, hielt ich kurz inne.
"Schon gut, mir hat er auch gefallen.", gab ich schließlich zu, damit es nicht so rüber kam, als würde ich versuchen Kakashi aufzuziehen.
Ich folgte ihm hinaus aus dem Saal, zurück ins Foyer, wo sich viele der Kinobesucher angeregt über den Film unterhielten. Draußen war es inzwischen dunkel geworden.
"So, Mari. Es ist spät geworden..", begann er dann und blickte auf die Uhr im Eingangsbereich und ich ahnte, was nun kommen würde....
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Icha Icha Marriage - Das Flirtparadies hat ausgedient (KakashixOC)
RomanceMari (OC) ist nun als einzige in ihrem Freundeskreis unverheiratet und es sieht auch nicht danach aus, als würde sich in naher Zukunft etwas daran ändern. Ihr guter Freund Jiraiya meint jedoch, genau den richtigen Mann für sie zu kennen und möchte i...