Kapitel 6

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Während ich durch die Straßen von Konoha marschierte, hallten Kakashis Worte noch immer in meinen Ohren. Ich konnte es nicht fassen, was er zu mir gesagt hatte, schließlich war ich doch diejenige gewesen, die von Anfang an keine Lust auf diesen ganzen Zirkus hatte. Aus reiner Höflichkeit war ich geblieben und was hat er gemacht? Vermutlich die meiste Zeit über hinter seiner Speisekarte versteckt ein Buch gelesen! Dazu noch einen perversen Roman aus der Feder des alten Lüstlings. Wie konnte Jiraiya nur glauben, dass ich zu dem passe? Rennt mit Buch vor den Augen durch die Straßen und zieht es vor lieber zu lesen, als sich der Frau zuzuwenden, die vor seiner Nase sitzt.... Und ich sollte nicht allzu enttäuscht sein? Ich?! Enttäuscht? Pah! Ich wollte diesen ganzen Sch....

Blind vor Wut wie ich war, hatte ich gar nicht darauf geachtet, wo ich überhaupt hinlief und stand nun unter dem tiefrot dämmernden Himmel, irgendwo in Konoha... Die wenigen Straßenlaternen um mich herum waren schon angesprungen. Langsam aber sicher verabschiedete sich die Sonne für diesen Tag und ich hatte zweifellos die Orientierung verloren. Ich musste irgendwo falsch abgebogen sein und schien nicht in dem Standteil zu sein, in dem Jiraiyas Wohnung lag. Dort, wo ich nun auf dem Gehweg stand, errinnerte nichts an die Gegend, durch die wir auf dem Hinweg zum Restaurant gegangen waren.

Ich drehte mich einmal im Kreis und blickte hilflos umher. Das durfte ja wohl nicht wahr sein... Die Holzhäuser, die dicht an dicht an einander standen, sahen kein Bisschen so aus, wie die, die ich auf dem Hinweg gesehen hatte. Die Gassen waren schmaler und nur schlecht beleuchtet gewesen. Keine Gegend, in der ich mich sonderlich wohl fühlen konnte...

Unter einer der wenigen Straßenlaternen vor mir standen drei Männer eng bei einander, alle mit dem Rücken zu mir gewandt. Da ich angesichts der anbrechenden Dunkelheit nicht noch weiter herumirren und schon gar nicht zurück zum Restaurant laufen wollte, ging ich auf sie zu, um sie nach dem Weg zu fragen.

„Entschuldigung.", räusperte ich mich höflich und trat vorsichtig an die kleine Gruppe heran.

Erst rührte sich keiner von den dreien, als hätten sie mich nicht gehört. Gerade als ich noch einmal, diesmal etwas lauter, auf mich aufmerksam machen wollte, drehten sie sich dann doch zu mir um.

„Hallo.", begrüßte mich der mittig stehende, braunhaarige Mann in der Drehbewegung, die er in meine Richtung hin machte. Während die anderen beiden mich nur ausdruckslos angafften, klang sein langezogene Begrüßung so, als wären wir gute Bekannte, die sich nach langer Zeit das erste Mal wieder begegneten. Wenn ich dieses Gesicht aber schon einmal gesehen hätte, dann wäre es mir sicherlich in guter Erinnerung geblieben. Die kalten dunklen Augen, die mich ansahen, waren mir fremd. Genau wie sein feiner Schnauzer, der seinen Mund umrahmte und von seiner kleinen Harkennase ablenkte.

„Wie können wir dir helfen, Süße?", fragte der Braunhaarige kokett lächelnd und zog seine Hände aus den Jackentaschen heraus.

„Hallo.", begrüßte ich ihn freundlich, wobei ich versuchte mir mein Unbehagen nicht groß anmerken zu lassen. „Ich suche den Weg zurück ins Zentrum von Konoha. Es wäre sehr nett, wenn Sie mir den Weg zum Café „Unter den Blättern" oder dem Buchladen „Shigoto" beschreiben könnten."

Der Mann vor mir nickte.

„Dahin willst du? Wir kennen eine Bar, die ist ganz in der Nähe von hier. Wie wäre es? Lust auf einen Drink? Ich geb dir einen aus.", er deutete den Weg die Straße hinunter, aber an so etwas hatte ich nun wirklich keinerlei Interesse.

„Danke, aber ich bin bereits verabredet. Wenn Sie mir den Weg beschreiben könnten, wäre ich Ihnen sehr dankbar.", behauptete ich in der Hoffnung den Annäherungsversuch dieses Mannes damit abgeschmettert zu haben, auch wenn ich beim Anblick seines Lächelns nicht das Gefühl bekam, er würde diese Abfuhr einfach so hinnehmen.

„Na komm schon, du musst ja nicht lange bleiben. Wir sind ganz nette Typen.", er kam näher auf mich zu und versuchte mir plump seinen Arm um die Taille zu legen. Diese ekelige aufdringliche Art war absolut nicht mein Fall – es war mir äußerst unangenehm. Ich machte schnell einen Schritt zur Seite und schüttelte nur den Kopf.

„Ey Alter, lass sie. Du siehst doch, dass sie keinen Bock auf dich hat.", mischte sich einer der beiden Begleiter lachend ein. Seinem Freund war jedoch nicht nach Lachen zumute. Scheinbar war es ihm mehr als nur peinlich, dass sein Flirtversuch erfolglos war und zur Belustigung seiner Freunde beitrug. Anstatt auf seinen Freund zu hören, wurde er noch aufdringlicher.

„Siehst du, mein Kumpel lacht schon über mich. Du wirst schon sehen, ich bin ein ganz netter Kerl. Komm schon, nur ein kleiner Drink. Bitte.", flehte er mich an, aber ich blieb eisern.

„Wirklich, ich muss jetzt echt los.", er ignorierte meine Worte und versuchte wieder seinen Arm um mich zu legen.

Als er jedoch seine Hand nach mir ausstreckte, wurde er von jemandem gepackt.

Es war Kakashi.

Wie aus dem Nichts war er plötzlich aufgetaucht und stand neben dem aufdringlichen Kerl und hielt dessen ausgestreckten Arm fest. Keiner hatte sein Kommen bemerkt gehabt - weder die Männer, noch ich.

Reflexartig wich ich erstmal einen Schritt nach Hinten und sah mit überrascht aufgerissenen Augen erst zu Kakashi, dann zu den Männern, die ebenfalls erschrocken zu sein schienen.

„Offensichtlich will sie nicht mit dir gehen...", mit ruhiger Stimme sprach Kakashi hoch in das Gesicht von diesem Typen, der einen ganzen Kopf größer war als er selbst. Dieser sah ihn erstaunt an und zog hastig den Arm aus seinem Griff.

„Schon gut, war ja bloß nett gemeint.", seine Lippen zogen sich krampfhaft zu einem versöhnlichen Lächeln, während er seine beiden Hände beschwichtigend hoch hob. „Wir müssen dann auch weiter...", mit diesen Worten hatte er sich umgedreht und folgte hastig seinen beiden Begleitern, die bereits vorgegangen waren.

„Alles in Ordnung bei dir?", ich blickte noch den drei Männern nach, wie sie eilig in einer kleinen Gasse verschwanden, als Kakashi mich von der Seite ansprach. Langsam drehte ich den Kopf in seine Richtung. Sein unbedecktes Auge sah mich erwartungsvoll an. Ich war, ohne es abstreiten zu wollen, froh, dass Kakashi gekommen war, doch zeigen konnte ich es ihm nicht. Als mir der Klang seiner Stimme in die Ohren drang, flammte in mir wieder die Wut auf, die eben ganz vergessen war.

"Sicher. Warum sollte es das nicht sein?", mein schroffer Tonfall ließ ihn sein unbedecktes rechtes Auge für einen Moment schließen. Er seuzfte.

"Warum bist du hier? ", fragte ich, obwohl ich mir schon denken konnte, wie die Antwort in etwa lauten würde.

"Ich hatte kein gutes Gefühl dabei, dich alleine durch die Stadt ziehen zu lassen..."

"Wieso? Meinst du etwa, ich käme nicht alleine zurecht?", geladen wie ich war, forderte ich ihn mit meiner Art heraus, aber Kakashi sah mich jedoch nach wie vor gelassen an und steckte beide Hände in die Hosentaschen.

"Das wollte ich damit nicht sagen. Ich dachte nur, du könntest dich vielleicht verlaufen. Immerhin bist du noch nicht lange hier, in der Stadt..."

Ich wandte mich schnaubend von ihm ab, denn das letzte, was ich nun wollte, war zuzugeben, dass genau das passiert war. Es wurmte mich. Die Sache im Restaurant war noch lange nicht vergessen.

"Komm, ich bring dich zurück zu Jiraiyas Wohnung...", sagte er, als er ein Stück in die Richtung, aus der ich gekommen war, voran ging.

Meine Augenbrauen zogen sich missmutig zusammen. Sonderliche Lust mit ihm zu gehen hatte ich nicht, aber in dieser immer dunkler werdenden Straße stehen zu bleiben, um dann wen anders,hoffentlich weniger aufdringliches, zu finden, der mir den Weg beschreiben kann, wollte ich auch nicht unbedingt. Kurz zögerte ich und warf ihm währenddessen abschätzige Blicke zu.

"Wenn du lieber mit deinen neuen Bekanntschaften gehen möchtest, dann solltest du dich jetzt aber beeilen.", von diesem Spruch verdutzt schaute ich ihn an, als er nach einem Augenblick eine aufgelockerte Miene aufsetzte, um seinen Witz zu verdeutlichen.

Zu scherzen war ich eigentlich noch nicht aufgelegt, ein Grinsen machte sich nichts desto trotz auf meinen Lippen breit.

"Nun geh schon vor.", sagte ich, wobei ich versuchte mir das unerwünschte Grinsen zu verkneifen.

Das kleine Lächeln, das sich trotz seiner Maske formte, sah ich noch, bevor er sich umdreht und losging.

Schweigend folgte ich ihm. Kakashi bog an einer Ecke ab und nahm dort eine durchsichtige Plastiktüte, in der zwei große Boxen waren, von einer hüfthohen Steinmauer hinunter in seine eine Hand.

"Das Essen, auf das du mich sitzen lassen hast....", erklärte er, nachdem er meinen fragenden Blick bemerkt hatte. Ich spürte wie meine Wangen prompt erröteten.

Nach dieser Bemerkung war es mir etwas unangenehm ohne zu zahlen abgehauen zu sein, deshalb zuckte ich nur mit den Schultern anstatt frech zu kontern.

Die Tüte sonderte den Geruch von dem gebratenem Gemüsereis ab, den ich bestellt hatte. Er entlockte meinem Bauch ein unüberhörbares Magenknurren. In der Hoffnung es unterdrücken zu können, hielt ich mir schnell mit der Hand den Bauch - es half nichts.

"....Möchtest du vielleicht was davon?", fragte er daraufhin sichtlich amüsiert. Wieder fühlte ich mich provoziert, aber da er für mich diese Kerle vertrieben hatte, ließ ich es fürs Nächste gut sein.

Wortlos nahm ich ihm die Tüte aus der Hand und setzte mich mit ihr auf der Bank unter einer Straßenlaterne. Mit den Essstäbchen, die neben den Verpackungen lagen, aß ich meinen Reis direkt aus der Box.

Kakashi nahm indessen neben mir Platz und sah empor zum Himmel, während ich leise schmatzend in mein Essen vertieft war.

"Schmeckt's?", hörte ich ihn irgendwann fragen. Ich schaute zu ihm hoch und nickte lediglich.

"Ich wollte dich wirklich nicht verletzen. Ich....", versicherte er, als ich mich wieder meiner inzwischen nur noch halbvollen Box zugewandt hatte.

Ich legte meine Stäbchen über die Ränder der Box, damit ich meine Hand schnell heben konnte. An dieser Stelle musste ich einfach sofort Einspruch einlegen.

Icha Icha Marriage - Das Flirtparadies hat ausgedient (KakashixOC)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt