„Oh, schon zurück?", ich hob meinen Kopf und sah zu meiner Linken. Jiraiyas hölzerne Sandalen hatten sein Kommen bereits angekündigt gehabt. Er kam gut gelaunt um die Ecke geschlendert, doch als sich unsere Blicke trafen, verschwand auch schon das Grinsen aus seinem Gesicht. Eine Stunde war mittlerweile vergangen, in der ich vor seiner Wohnungstür gehockt und auf seine Rückkehr gewartet hatte. Dementsprechend gelaunt war ich.
„Weißt du, das könnte genauso gut mein Text sein...", knurrte ich ihn an, während ich mich mühsam aufrappelte. Von der langen Warterei waren mir die Beine eingeschlafen. „Warum bist du einfach abgehauen?!"
„Ich dachte, es wäre besser, wenn ich mich zurückziehe. Du scheinst mir gegenüber ja immernoch einen gewissen Groll zu verspühren...", ich stand mit in die Seiten gestemmten Händen vor ihm und sah ihn streng an. Er jedoch wühlte unbeeindruckt in seiner Hosentasche und zog letztlich seinen Haustürschlüssel heraus. „Da du aber jetzt schon wieder zurück bist, nehme ich an, dass es auch ohne mich nicht besonders gut lief..."
Ich machte daraufhin ein abfälliges Zischgeräusch und drehte beleidigt den Kopf weg. Mit einem Klacken war die Tür geöffnet.
„Hier, mit freundlichen Grüßen von Kakashi...", im Vorbeigehen drückte ich Jiraiya die Rechnung in die Hand und betrat noch vor ihm die Wohnung. Ich ging hinüber zum roten Sofa, wo immernoch das Glas stand, aus dem ich am Nachmittag getrunken hatte und setzte mich. Durstig nahm ich einen großen Schluck. Dass das Wasser inzwischen abgestanden war, störrte mich nicht. Im Gedanken war ich immernoch bei Kakashi. Dieser Kerl war einfach unglaublich. Hatte er doch wirklich so getan, als hätte ich ihm die Kosten aufgewürgt, dabei hat er sie einfach auf Jiraiya abgewälzt. Und ich hatte mich auch noch dafür bei ihm entschuldigt. Ganz schön gerissen, dieser....
„Oh man...", hörte ich Jiraiya stöhnen, der die Tür gerade hinter sich abgeschlossen hatte. Er kam hinüber und ließ sich in den Sessel gegenüber fallen. Die Rechnung warf er aus einer Handbewegung heraus auf den Stubentisch zwischen uns.
„Ihr beide seid euch viel ähnlicher, als ihr vielleicht denkt. Ihr solltet euch die Chance geben es selbst herauszufinden...", meinte Jiraiya in einem unerwartet ernsten Tonfall.
„Ja, klar. Vor allem in dem Punkt, dass wir nicht verkuppelt werden wollen, haben wir sehr ähnliche Ansichten.... Ja, richtig gehört, wir haben darüber gesprochen. Er hat mir gesagt, dass er auch kein Interesse an sowas hat.", meine deutlichen Worte brachten Jiraiya zum Seufzen.
„Warum wollt ihr mir einfach keinen Glauben schenken?"
Augenrollend erhob ich mich wieder, um mein geleertes Glas in den Geschirrspühler zu stellen.
„Erwartest du wirklich eine Antwort von mir darauf? Er ist einfach....einfach...", ich musste inne halten. Mir fehlten die richtigen Worte. Was sollte ich denn nun genau von ihm halten? Erst hatte er sich unglaublich unhöflich verhalten gehabt, bevor er mir dann eine Hilfe war und mir den gebratenen Reis überlassen hatte...Er war irgendwie komisch...ein gerissener Fuchs....und vermutlich auch ein Perverser. Obwohl ich eine ganze Stunde Zeit zum Grübeln gehabt hatte, war ich kein Stück weiter gekommen und konnte nicht definieren, was ich nach diesem Abend von ihm hielt.
Um so länger ich brauchte, um die passenden Worte zu finden, um so breiter wurde das Grinsen auf Jiraiyas Lippen.
„Sieh an, da scheint wohl doch noch nicht alles verloren zu sein, wie?"
„Ein Freak! Er ist ein Freak!", platzte es so laut aus mir heraus, dass es schon fast geschrien war. Jiraiya brach daraufhin in tosendes Gelächter aus. Dass diese Reaktion von mir ein wenig überzogen war, realisierte ich kaum, dass ich meine Worte ausgesprochen hatte. Zurücknehmen konnte ich sie jedoch nicht.
„Du solltest dich mal sehen, Mari. Er scheint dir wohl doch irgendwie zu gefallen."
Vor Entsetzen öffnete sich mein Mund.
„Spinnst du?! Weißt du eigentlich, wie er sich mir gegenüber verhalten hat?!"
„Nein, aber du wirst es mir sicherlich gleich sagen."
Jiraiya, der tief in den roten Sessel hineingesunken war, drehte den Kopf weit nach Hinten, damit er über die Schulter hinweg zu mir in den Bereich der Küche schauen konnte. Sichtlich gespannt wartete er auf meine Reaktion. Unwillig zu antworten presste ich aber die Lippen zusammen und verschrenkte die Arme.
„Was hat er denn getan?", bohrte er, doch ich blieb eisern.
„Das wüsstest du wohl gern. Ich geh jetzt ins Bett. Gute Nacht.", mir blieb nichts Anderes übrig, als die Flucht zu ergreifen. Das hatte mir noch gefehlt, ein ausgiebiges Gespräch mit Jiraiya über Kakashi zu führen. An diesem Abend hatte ich schon mehr als genug Gedanken an diesen Typen verschwendet gehabt....~~~
Im Badezimmer schlüpfte ich rasch in mein rosanes Nachthemd, das ich in meiner Reisetasche wiedergefunden hatte. Glücklicherweise hatte ich im Suff meinen halben Kleiderschrank in die Tasche gestopft gehabt, so kam ich drum herum nur in Unterwäsche zu schlafen – hier, in Jiraiyas Wohnung sicherlich kein Gedanke, wo groß Freude bei aufkam...
Vor dem Spiegel kämmte ich mir ein wenig gedankenverloren mein schulterlanges dunkelrotes Haar und befreite es von den kleinen Knötchen, die sich gerne in meinem welligen Haar bildeten. Auf den Rand des Waschbeckens legte ich meine Brille ab und wusch mir das Gesicht. Meine Sommersprossen, die ich sonst penibel unter einer dünnen Schicht Makeup zu verstecken versuchte, kamen zum Vorschein. Auch ohne Brille konnte ich sie gut erkennen. Vorsichtig fuhr ich mit der Hand über meine Nase und Wangen. Bevor ungewünschte Erinnerungen in mir aufkommen konnten, wandte ich mich vom Spiegel ab...
~~~
Keine Stunde später fand ich mich auch schon in Jiraiyas Bett wieder. Ohne noch einmal mit ihm darüber gesprochen zu haben, hatte ich es einfach für mich in Beschlag genommen, nachdem ich mich bettfertig gemacht hatte. Genervt rollte ich mich von der einen Seite zur anderen. Mein eines Bein zog ich unter der frisch bezogenen hellblauen Bettdecke hervor und klemmte die Decke zwischen meine angezogenen Schenkel ein. Mit starrem Blick schaute ich zum Fenster, wo das Mondlicht trotz der vorgezogenen Vorhänge seinen Weg ins Zimmer fand. Durch einen Spalt schien es grell hinein und wach wie ich war, half es mir nicht gerade dabei in den Schlaf zu finden, den ich eigentlich brauchte. Der Abend hatte mich beinahe vergessen lassen, dass mir nach langer Zeit mal wieder ein erster Arbeitstag bevorstand. Doch in meinem Kopf hatte Nervosität keinen Platz.
Es war verrückt. Immernoch gelang es mir nicht diesen Kakashi aus dem Kopf zu bekommen. War es etwa wirklich so, wie Jiraiya es sagte? War es Interesse, das mich nicht aufhören ließ an ihn zu denken?
Mit verzogenem Gesicht kniff ich die Augen zusammen
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Icha Icha Marriage - Das Flirtparadies hat ausgedient (KakashixOC)
RomanceMari (OC) ist nun als einzige in ihrem Freundeskreis unverheiratet und es sieht auch nicht danach aus, als würde sich in naher Zukunft etwas daran ändern. Ihr guter Freund Jiraiya meint jedoch, genau den richtigen Mann für sie zu kennen und möchte i...