Kapitel 11

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"Sicher, dass du keinen mit mir trinken willst?", Jiraiya hielt mir ein kleines Schälchen Sake entgegen, doch der Ekel ließ mich das Gesicht verziehen. Ich sank tiefer ins Sofa hinein und hielt mir die Hand vor den Mund.

Jiraiya lachte auf.

Er lehnte sich wieder zurück in seinen Sessel und sah mich amüsiert an.

"Das war eine nette kleine Anekdote, die du da gerade erzählt hast.", er leerte sein Schälchen Sake mit einem Zug und warf mir ein selbstgefälliges Grinsen zu.

Beleidigt verschrenkte ich die Arme und zog schmollend die Lippen zusammen.

"Mach dich nicht über mich lustig, ja? Es ist schon so peinlich genug..."

Ich hätte es wissen müssen, dass wenn ich ihm vom Abend erzählte, er mich mit Sicherheit aufziehen würde. Da ich aber keine andere Wahl hatte, musste ich dieses Übel in Kauf nehmen, denn das Bedürfnis, jemanden von diesem Abend zu erzählen, war zu groß. In einer braunen Wolldecke eingehüllt, kauerte ich nun auf dem Sofa in Jiraiyas Wohnung und musste ihm einfach meine wirren Gefühle mitteilen.

"Du solltest öfter was Trinken, Mari. Scheinbar lockert es dich auf."

"Im Gegenteil. Die Sauferei hat hiermit ein Ende! Das Ganze ist mir sowas von peinlich. Er hat mir sogar die Haare gehalten, während ich da über der Mülltonne hing.", ich vergrub mein Gesicht in beiden Händen, um mir Jiraiyas Reaktion nicht mit ansehen zu müssen.

Kaum hatte ich zu Ende gesprochen, prustete er auch schon los.

"Ich sagte doch, er ist ein netter Typ!"

"Da kann ich dir jetzt auch wirklich nicht mehr widersprechen....", wohl wissend, dass er Recht hatte, hob ich den Kopf und blickte in Jiraiyas grinsendes Gesicht.

"Na, siehst du? Vielleicht solltest du dem Ganzen doch eine Chance geben."

Unsicher zog ich einen Mundwinkel hoch.

"Er wirkt auf mich irgendwie seltsam...Er ist irgendwie... mysteriös."

"Das kann man so sagen. Und nett, zuverlässig und einer der besten Jounin, die wir hier in Konoha haben. Obendrein seid ihr einander ähnlich..."

Unentschlossen darüber, was ich von ihm halten sollte, starrte ich Jiraiya an.

"Also ich für meinen Teil renne nicht mit einem Buch vor der Nase durch die Straßen Konohas..."

Der alte Kauz schnaubte.

"Er ließt meine Bücher. Das beweist, er hat Geschmack."

"....Oder er ist einfach nur genauso pervers wie du."

"Zumindest übergibt er sich nicht in aller Öffentlichkeit."

Ich spührte wie meine Wangen erröteten.

"Touché.", murmelte ich verlegen, was Jiraiya daraufhin breit grinsend seine Sakeschale erheben ließ.

"Vergiss aber bitte Eines nicht: Auch wenn ich meine Meinung ändere, dann bleibt es immernoch dabei, dass er kein Interesse an dieser Verkuppelungsnummer hat. Dazu habe ich uns heute Abend in eine sehr peinliche Situation gebracht. Wieso sollte er sich jetzt noch mit mir treffen wollen?"

Jiraiya griff in seine Tasche und zog zwei Karten heraus, die er mir prompt vor die Nase hielt.

"Weil du die hier hast."

Verdutzt nahm ich sie ihm ab.

"Was sind das für Karten? Kino-Karten etwa?"

"Nicht nur irgendwelche. Das sind Karten für die Kinopremiere meines dritten Buches, Icha Icha Tactics."

Stille trat ein, sodass man draußen die Grillen zirpen hören konnte.

"Da geh ich nicht rein."

Entschlossen streckte ich ihm die Karten wieder entgegen.

"Ich soll mit ihm in so einen Film gehen? Das kann doch nicht dein Ernst sein!", umso länger ich die Karten in der Hand hielt, um so unangenehmer wurde es mir. "Hier, nimm sie zurück."

"Du sollst es nicht für dich machen, sondern für ihn. Es wäre eine angemessene Entschuldigung. Soweit ich weiß, ahnt Kakashi noch nichts von dem Film, daher wird er sicherlich nicht zu den wenigen Glücklichen gehören, die Karten für die Premiere ergattern konnten."

Wieder wurde es still.

"Es ist ein Meisterwerk..."

"Na schön, na schön.", unterbrach ich ihn, bevor er mal wieder anfangen konnte, zu schwärmen. "Ich bin ihm tatsächlich etwas schuldig."

Immernoch hatte ich das Bild vor Augen, wie Kakashi mich freundlich ansah. Dieses beruhigende freundliche Grinsen, das nicht einmal seine Maske verbergen konnte, wollte einfach nicht aus meinem Kopf verschwinden. Was war er nur für ein Mann?

"Woran denkst du wohl jetzt gerade?", Jiraiyas Stimme riss mich aus meinen Gedanken.

"Hm? Ach, an nichts. Ich muss jetzt schlafen. Gute Nacht."

Mit dem Wissen, dass ich es vermutlich am nächsten Morgen bereuen würde, ihm so viel erzählt zu haben, stand ich schnell auf und huschte ins Schlafzimmer. Von Jiraiya kam kein Wort mehr. Wir wussten wohl beide, dass ich an diesem Abend zu viel von mir Preis gegeben hatte als es mir lieb war und er endlich seinen Willen bekommen sollte.


~~~



"Guten Morgen, Mari...", Shizune saß an ihrem Schreibtisch und sah mich durch schläfrig wirkende Augen an. Als ich pünktlich um acht Uhr durch die Tür ihres Büros trat, war sie gerade dabei, ihren Schreibtisch aufzuräumen.

"Ich hätte es dir nicht übel genommen, wenn du etwas später gekommen wärst.", ihr Grinsen entlockte mir ein Grinsen.

"Guten Morgen... An meinem zweiten Tag? Niemals..."

Zwar waren meine Haare an diesem Tag noch
störrischer als sonst und ich hatte auch keine Zeit, mich zu schminken, aber immerhin war ich noch pünktlich.

Shizune gähnte hinter vorgehaltener Hand.

"Ich muss gestehen, ich bin selbst noch nicht lange hier und habe deshalb noch gar nichts vorbereiten können....", sie sah sich suchend auf ihrem Schreibtisch um.

Vor ihr wollte ich es nicht offen sagen, aber ich war froh darüber. Zwar war ich physisch da, doch in meinem Kopf war noch alles benebelt.

"Ach ja, da war doch was.", ihre Stimme klang ein wenig höher als sonst, sodass sich der Müdigkeitsnebel in meinem Kopf etwas legte.

Sie riss eine ihrer Schreibtischschubladen auf und holte aus ihr eine Schriftrolle hervor.

"Diese müsste einer gewissen Person überbracht werden.", Shizune stützte sich auf den Tisch und reichte sie mir herüber.

Mich beschlich so ein komisches Gefühl. Ich drehte die Rolle und guckte, an wen sie adressiert war.

"Kakashi Hatake...", laß ich ungläubig vor und sah anschließend ins schmunzelnde Gesicht meiner Vorgesetzten

"Ich kann mich zwar nicht mehr an alles erinnern, aber das weiß ich noch..."

Irritiert sah ich sie an.

"Was weißt du?", fragte ich mit gesenkter Stimme.

"Es ist mir nicht entgangen....", sie zwinkerte mich verschmitzt an, woraufhin ich befürchtete, dass meine Wangen erröten könnten.

"Sein Team wird sich um neun am nördlichen Eingang des Dorfes treffen. Du kannst es nicht verfehlen, wenn du die Hauptstraße hinauf läufst. Wenn du jetzt gleich los gehst, schaffst du es noch rechtzeitig."

Ich wollte noch klären, worauf sie versuchte anzuspielen, doch Shizune ließ keine Fragen mehr zu.

"Wir reden später. Bring die Rolle erstmal zu ihm. Die frische Luft wird dir sicherlich gut tun."

Ohne zu widersprechen verließ ich ihr Büro und fand mich kurzerhand auf der Hauptstraße Konohas wieder. Schlagartig war ich nun wach. Hellwach. Mit so einem baldigen Treffen hatte ich nicht gerechnet.
Was genau, hatte ich ihr erzählt? Es wollte mir in diesem Moment einfach nicht einfallen.

"Was mach ich jetzt bloß?", murmelte ich vor mir hin. Ich blickte die Straße hinunter und wusste, dass es im wahrsten Sinne des Wortes nur einen Weg gab....

Icha Icha Marriage - Das Flirtparadies hat ausgedient (KakashixOC)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt