Kapitel 10

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Überarbeitete Version


Leon POV

Nach sieben Stunden Fahrt in Richtung Norden, besser gesagt nach Flensburg, war ich erleichtert als die weibliche Stimme meines Navis: „Ihr Ziel befindet sich in 100 Metern links." Ich hielt am Straßenrand in zweiter Reihe, da kein Parkplatz auf dem Seitenstreifen frei war, griff nach meinem iPhone und dem Zettel mit der Hausnummer und setzte mich in Bewegung. Ich suchte nach dem richtigen Klingelschild auf der rot verklinkerten Wand des Mehrfamilienhauses und drückte. Nichts passierte, ich versuchte es erneut, doch auch dieses Mal passierte nichts. Ich blickte mich in der Straße nach ihrem roten VW um, den ich in einigen Metern Entfernung erkannte. Jetzt versuchte ich es bei der Nachbarwohnung und oh Wunder der Türsummer ertönte. Erleichtert drückte ich die Türe auf und schob mir anschließend die Sonnenbrille ins Haar. Ich lief bis in den zweiten Stock, wo eine junge Frau in meinem Alter in der geöffneten Türe stand und mich neugierig musterte. „Hey, Guten Tag. Ich bin ein guter Freund von Lenny." Sie blickte mich fragend an und ich verbesserte mich verlegen, „Ich meine Elena, Elena Wieland. Ich habe bei ihr geklingelt, aber sie macht nicht auf." Sie reichte mir ihre Hand.

„Hi, ich bin Anna, ihre Nachbarin. Das kann gut sein, dass sie mit ihrer Kamera unterwegs ist. Da kannst du sie am besten unten am Hafen treffen und wenn nicht, da, dann ist sie bei dem Wetter garantiert in der Strandbar." „Wie komme ich da am besten hin?" Fragend sah ich sie an. Sie lachte: „Na, dann komm mal rein, dann erkläre ich es dir, während ich weiter mache." Erleichtert folgte ich ihr in die Wohnung.


Schnell hatte ich die Strandbar, welche direkt an der Flensburger Förde lag, gefunden. Sie sah schon von weitem mega gemütlich aus. Sand war aufgeschüttet worden, dann gab es Strandkörbe, Liegestühle und Sitzgelegenheiten aus recycelten Paletten. Um das Gelände herum war ein weißer kleiner Holzzaun gespannt, der die Außenwelt abschirmte. Rechts am Eingang gab es dann die Bar und aus kleinen Lautsprechern ertönte chillige Musik. Ich fühlte mich sofort heimisch. Ich sah Lenny schon bevor ich die Bar betrat. Sie saß auf einer Bank aus Paletten und hatte vor sich auf dem Tisch ihre heißgeliebte Spiegelreflexkamera und ihren Laptop liegen. Sie schien sehr vertieft in ihrer Arbeit zu sein, bemerkte mich erst als ich sie direkt ansprach: „Hey Lenny!"

Erschrocken hob sie ihren Kopf und als sie mich vor sich erkannte, schlich sich für einen kurzen Moment ein Lächeln in ihr Gesicht. „Leon!", rief sie aus und umarmte mich kurz, zu kurz nach meiner Meinung, aber ich wollte sie zu nichts drängen. „Was machst du hier?" Erstaunt blickte sie mich. Ich hatte mich am Morgen für eine schwarze Jeans mit Cuts an den Knien, ein weißes T-Shirt sowie meine schwarzen Vans entschieden, doch es schien ihr zu gefallen. Sie musterte mich ausgiebig, bevor ihr wohl bewusst wurde, dass sie starrte und wegsah. Ich grinste, doch auch ich hatte Mühe, sie nicht mit meinen Augen auszuziehen. Es waren mindestens 25° Grad, doch der leichte Wind kühlte die Temperatur leicht herunter, doch schien es sie nicht zu kümmern. Sie trug Shorts und unter ihrem schwarzen Tanktop erkannte man einen bunt gemusterten Bikini, an den Füßen trug sie wie ich schwarze Vans. „Ich hab doch gesagt, ich sag dir Bescheid, ob du das Praktikum bei Schalke machen kannst", erklärte ich mein Auftauchen und setzte mich nach ihrer Aufforderung ihr gegenüber. „Aber ich habe damit gemeint, dass du nicht extra hier hin kommen sollst", widersprach sie. „Ich habe gerade Sonderurlaub und außerdem wollte sowieso sehen wie du wohnst", entgegnete ich. „Sonderurlaub? Was hast du angestellt? Hast du kein Training?"

„Gar nichts habe ich gemacht. Ich habe seit zwei Tagen Muskelbeschwerden und daher 14 Tage Pause." „Oh scheiße! Schlimm?" Besorgt blickte mich meine Exfreundin mich an. „Ne geht schon", winkte ich ab. Sie nickte, schien mir aber nicht glauben zu wollen. „Heißt, du willst länger bleiben?", kam sie wieder auf mein Auftauchen zurück. „Ein paar Tage, wenn ich darf. Ich war ja noch nie hier." „Klar kannst du bleiben. Ich habe die nächsten vier Tage sowieso frei. Kann dich also gerne herumführen?" Fragend blickte sie mich an. Ich nickte zustimmend.

„Hast du ein paar alte Schuhe dabei, die du nicht mehr brauchst?" Lenny schien eine Idee zu haben und sprang von ihrem Platz. Ich überlegte kurz, erinnerte mich an meine ausgelatschten Sportschuhe im Kofferraum und nickte. In Windeseile hatte sie ihre Sachen gepackt und wir verließen die Strandbar. 

Wir holten meine alten Schuhe aus dem Kofferraum und machten uns zu Fuß auf den Weg in die Flensburger Norderstraße. Wo da genau hin und was die Sache mit den Schuhen auf sich hatte, Lenny verriet nichts über ihr Vorhaben. Sie erzählte mir einiges über die Straße, die multikulturell geprägt und so einiges zu bieten hatte. Kultur, Geschäfte, Gastronomie aber auch eben viel Leerstand, doch das besondere waren die hoch oben quer laufenden Stahlseile, an denen zig Schuhe an ihren Schnürsenkeln hinunter hingen. Es waren garantiert an die zehn seile, die so die Straße zierten. Staunend blickte ich nach oben, konnte es nicht fassen, was ich da sah. Lenny lachte: „Genau so habe ich auch geschaut, als ich die Schuhe das erste Mal gesehen hatte." „Wieso hängen die hier?", fragte ich neugierig. „Laut Gerüchten soll alles mit einem Skateshop angefangen haben. Die Kunden, welche neue Schuhe gekauft hatten, haben ihre alten Schuhe über die Leinen geworfen", erklärte sie bereitwillig. „Deswegen auch meine alten Schuhe", fasste ich ihre Idee auf. Sie nickte: „Genau, ein paar meiner alten Schuhe hängen hier auch." 

(Das Foto ist von mir!!!)

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(Das Foto ist von mir!!!)

Ich fand die Idee cool und gleichzeitig witzig, also band ich die Schnürsenkel meiner alten Sportschuhe zusammen und warf sie in Richtung Leine. Schon bei dem ersten Wurf blieben sie hängen und stolz blickte Lenny mich an. Ich erwiderte ihr Lächeln: „Danke, das war echt eine tolle Idee." 

Elena POV

Nach einem gemeinsamen Einkauf hatten wir schließlich die Lebensmittel sicher in meiner Küche verstaut. Mit einem Blick auf die Uhr meinte ich: „Ich würde ja sagen, dass wir uns einen gemütlichen Abend machen, aber ich muss noch in die Uni zum Training. Aber wenn du willst, kannst du gerne mitkommen." Neugierig wanderte sein Blick zu mir: „Was trainierst du denn?" Ich wurde vor Verlegenheit rot im Gesicht und murmelte: „Ich spiele Fußball in der Uni Frauenmannschaft." „Echt jetzt?", begeistert blickte Leon mich an. „Ja seit meinem ersten Jahr auf der Uni." Er nickte mit einem Grinsen. „Ich hole schnell meine Tasche, dann können wir wieder los!" Ich verschwand aus der Küche und ließ Leon alleine. „Fahren wir mit deinem Wagen? Meiner ist endgültig Schrott." Fragend blickte ich Leon an, als ich mit der Trainingstasche auf der Schulter wieder die Küche betrat. „Fährt er gar nicht mehr?" Betrübt schüttelte ich den Kopf.


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