Die Organisation

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Die kühle des Schnees, hatte sich allmählich in den Herzen der Organisation breit gemacht. Man hatte zwar erfolgreich Karikaturen verteilt, doch damit eine neue Welle der Verfolgung ausgelöst. Es schien aussichtslos irgendwas gegen die Giganten an der Macht zu unternehmen. In den düsteren Raum der verlassenen Kneipe saßen 7 der 27 Leute und beratschlagten was zu tun war. Sie waren eine bunte Gruppe, so gut wie jede politische Richtung war vertreten. Manche von ihnen waren Mitglieder der verbotenen Parteien. USPD, SPD, KPD, DVP und der Zentrumspartei.

Ja das alles befand sich unter einem Dach, was nicht gerade Vorteile bei Entschlüssen brachte, doch dennoch gaben sie eigentlich ein gutes Team ab. Erich und Karl waren die Köpfe und Gründer der Organisation weiße Taube, an dritter Stelle stand mittlerweile Katharina, die eine wichtige Kontaktperson darstellte. Die meisten Informationen klaute sie von Rochus Schreibtisch. Nie schloss er sein Büro ab, in seinem Kopf war nicht einmal der Gedanke, dass jene Ehefrau ihm gefährlich werden könnte.

"Nun wir könnten die Informationen, durch verschlüsselten Funk nach London schicken." Die Medizinstudentin schloss die Augen. "Nein. London ist aktuell nicht gerade gut auf uns zu sprechen, sicherlich würden sie dem keinen Glauben schenken. " Die Worte der jungen Frau hatten einen faden Beigeschmack, der hier jedem nicht verborgen blieb. "Und von wo sollten wir Funken? Die Anlage ist kaputt."

In London saß Erichs Schwester Billy, die auch dort geboren wurde in einem Spionagezentrum. Sie hatte den Kontakt zur Organisation weißer Taube hergestellt, doch aktuell war es riskant und London würde wohl kaum diesen brisanten Nachrichten glauben, die auf dem alten Runden Tisch lagen. Auf Rochus Schreibtisch hatte Katharina eine Bombe abfotografieren können. Ideen und Pläne für neue Waffen atomarer Herkunft. Auch wenn die Forschung noch nicht so weit war, würden diese Waffen bei einer Produktion einen enormen Schaden anrichten.

Der Allgemeinmediziner in dem grünen Rollkragenpullover schloss die Augen und massierte sich die Schläfen. Heute war ein anstrengender Tag, zuerst das eine ältere Patientin in seiner Praxis fast ihr Leben gelassen hatte und dann noch diese unendlich lange Diskussion. Der Funk war ihre einzige Lösung, sollte Erich das tun, der hatte ja ab sofort genug Zeit. Und außerdem war er Elektroniker und konnte das Häufchen Elend sicherlich reparieren. Entzürnt war er gewesen, als der Elektroniker in der Charité mit ihm über die Gestapo gesprochen hatte. In dem Universitätsklinikum liefen genug überzeugte Nationalsozialisten die schon so manche Patienten Daten an die SS gegeben hatten. "Funken ist die einzige Möglichkeit! Wir können ja schlecht einen Brief schicken, Erich du bekommst doch die klapprige Schrottmühle da wieder zum Laufen."

Erich nickte nur. "Ja im Gegensatz du dir bin ich keine geistige Ofenkartoffel bei Technik." Die beiden verstanden sich gut und waren seit Jahren befreundet. Auch wenn die Situation absolut nicht zum Spaßen war brachte Erich doch immer einen Witz in die Runde. Die eben noch so ernste Stimmung war wie verschwunden. Essen war das Lieblingsstichpunkt der beiden Freude und so konnte es sich der Allgemeinmediziner nicht nehmen darauf zu kontern. "Wenigstens bin ich kein dämliches Milchbrötchen!"

Nach einer beinahe Kindlichen Diskussion war es beschlossene Sache und Katharina zog sich ihren schwarzen teuren Mantel an. Ach am liebsten würde sie die Nacht einfach bei Karl verbringen. Der Arzt lebte in kleinen drei Zimmern Wohnung in der Nähe der Charité. Elegant bot er ihr den Arm an und die beiden verabschiedeten sich. Der Schnee wehte draußen stürmisch, so dass sie sich durch die Flocken in Richtung U Bahn eilten. Katharina seufzte etwas auf und lehnte sich an seine Schulter, sie war so furchtbar müde. Karl strich ihr nur behutsam über die Hände, kaum ein Mensch war zu solch später Stunde noch ein Fahrgast. Sie stiegen an unterschiedlichen Stationen aus aber nicht ohne sich vorher mit einem langen intensiven Kuss zu verabschieden.

Dumpfe Schritte ließen Rochus Schneider im Wohnzimmer Aufsehen. Der große, steinerne Kamin brannte vor sich hin und warf einen Schatten auf den Obergruppenführer, welcher sich einem Buch widmete. Lesen tat er nach der Arbeit sehr gerne und viel. Zu Essen hatte es nichts gegeben, was ihn beinahe verärgert hatte. Er zahlte ihr das Studium, da konnte man doch wenigstens als Dank ein Mittagessen auf den Tisch zaubern. "Du bist spät." Sein Blick viel kühl auf seine Ehefrau und musterte sie. "Warst du bei ihm?!" Sie sollte sich gefälligst Zeit für ihre Pflichten nehmen und nicht für diesen Arzt.

Katharina schüttelte nur den Kopf. "Nein ich war bei meiner Mutter, sie ist krank." Warum war sie nicht einfach zu Karl gegangen? Was wollte er jetzt schon wieder von ihr. Stumm ließ sie sich auf einen der braunen Sessel fallen und sah in den Kamin. "Wir sind eingeladen." Katharina sah nicht einmal auf. "Ach und wo?"

"Bei der Teegesellschaft des Führers, nächste Woche für eine Woche am Obersalzberg." Die angehende Ärztin schluckte, sie sollte mit dem Monster Adolf Hitler Tee trinken?! Jener Mann der für so viel Leid und Elend verantwortlich war. "Bist du sicher?" Ihre Stimme war zweifelnd, als hätte Rochus ihr gerade eine dreiste Lüge vorgesetzt.

"Ja, eine Woche. Ich weiß dass du Semesterferien hast, also keine Ausreden." Vielleicht war sie ja dann auch endlich überzeugt, wenn sie seinen Chef erst einmal persönlich kennen lernen würde. Ja so würde es sein, da war er sich sicher. In welchen skandalösen Gruppen sie mitwirkte wusste er ja nicht.

Gefangen im FaschismusWo Geschichten leben. Entdecke jetzt