Verrat

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Das Glas Wasser auf dem braunen Schreibtisch war gefährlich nahe am Rand des Tisches. Doch immer wieder schlug die Faust des Mannes auf den Tisch. Die Finger waren mittlerweile schon taub und müde, brannten und waren von einer unnatürlichen Röte. "Dieses dumme Schwein!" Alles war dazu verdorben verloren zu gehen! Tristan hatte der SS etwas verraten und zwar das Erich noch am Leben war und ebenfalls in der Organisation. Gestern war Tristan erschossen worden, doch wie sollte das weiter gehen? Wenn jeder Bruchstücke erzählte, würde am Ende trotzdem ein Gesamtbild herauskommen.

"Dieser verfluchter Dreckssack! Der hat Glück das er schon Tod ist!" Hatte der KPD Mann nicht immer geprallt aus würde man nie etwas herausfoltern können. Karl schloss frustriert die Augen, warum umgaben sich mit ihm eigentlich nur Idioten?! Wenigstens hatte er nichts von den geklauten Plänen erzählt. Jene geklaute Pläne die in England angekommen waren. Man hatte sie streng beeugen lassen und sie dann als Glaubhaft abortiert, dass Billy dort war, war eine große Hilfe. Sein blondes Haar viel ihm ins Gesicht, es war wohl mal wieder Zeit einen Friseur aufzusuchen. Manchmal fühlte er sich so alt, obwohl er gerade einmal 30 Jahre zählte.

Sein Blick ging nach oben, als er jemanden in der Tür stehen sah und sein Herz schlug ein paar Sekunden höher. "Katharina!" Die Studentin hatte einen Schlüssel, doch dennoch war er überrascht. Hätte sie nicht eigentlich in der Universität sein müssen?! Der Allgemeinmediziner wollte etwas sagen, doch schneller als er reagieren konnte war sie bei ihm und ließ sich auf seinem Schoss nieder. "Hast du das mit Tristan schon gehört?", fragte sie ihn so ernst. Nur ein Nicken konnte der 30 jährige entbehren, sie betörte ihn. So wie sie auf seinem Schoss sah, konnte er in ersten Themen kaum denken, weshalb er sie kurzerhand auf den Schreibtisch absetzte.

Auf ihren Vorwurfsvollen Blick seufzte er nur entschuldigend. "Also wie sieht es jetzt aus? Was machen wir?" Der Arzt überlegte ein paar Minuten. "Ich weiß nicht, was wir machen aber du machst erstmals gar nichts! Wenn Erich im Auge der Gestapo ist, werden sie dich auch unter die Lupe nehmen!"

"Nein! Ich werde euch weiterhin helfen, gerade jetzt! Du weißt doch, dass ihr ohne mich und Rochus Akten nicht weiter kommt im Moment!" Seine Stimme war ein Seufzen. "Ich mag nicht streiten, es könnte sein das wir bald ganz andere Probleme haben. In der Charité gehen erste Gerüchte rum, dass sie Ärzte einziehen wollen und auch im Zweifelsfall Studenten. Du weißt dass dein Examen nur noch 2 Monate in der Ferne liegt. Wenn wir an die Front müssten, könnten wir gar nichts mehr machen. Dann ist alles zum Scheitern verurteilt!"

Katharina seufzte auf. "Ich weiß, deswegen müssen wir doch jetzt so viel machen wie irgendwie möglich!" Die junge Studentin hatte sich seufzend von dem Schreibtisch erhoben. Vor der Front kraute es ihr, ja sie war bald Thorax Chirurgin, aber abgetrennte Körperteile oder halbe Leichen zu versorgen, bei dem Gedanken darin wurde ihr schon schlecht.! Auch Streiten wollte sie nicht, dazu war die Zeit zu begrenzt und kostbar. Karl wusste von der Nacht am Obersalzberg, wenn sie es verheimlicht hätte, hätte sie ihm nie wieder in die Augen sehen können. Ihre Hände strichen über die Bücher im Regal, ehe sie wahr los eines herauszog, was interessant genug klang. Ein Buch über Pflanzen und ihre Wirkung. "Darf ich mir das Ausleihen?" Der Themenwechsel war vielleicht nicht ganz geschickt, doch Karl durfte daran nicht denken, sonst würde er sich heute gar nicht mehr beruhigen.

Und ruhig musste er heute sein, schließlich hatten sie nach her noch ein Treffen mit Erich. Erich richtete sich auf, als seine Halbschwester und sein bester Freund hereindrahten. Auch er hatte schon mitbekommen, was geschehen war. Vor lauter Langeweile, hatte er etwas vor sich hin gekritzelt, genauer gesagt den Führer verunstaltet. Was sollte er denn sonst noch tun? Alles was es irgendwie zutun gab hatte er schon erledigt und jetzt saß er die meiste Zeit am Feuer und drehte Däumchen. Auf dem Tisch stand eine Flasche Wein aus den Regalen, die er aufgemacht hatte.

Karl holte aus einer Ecke drei Gläser und stellte sie auf den Tisch und schenkte sich ebenfalls das rote Gesöf ein. Katharina musste herzhaft lachen, als sie die Skizze mit Hitler sah. Wie genial sah das denn bitte aus! Ihr Halbbruder hatte wirklich Talent beim lustig sein. "Na was hast du fauler Sack den ganzen Tag getrieben?"

"Ich? Nun ein wenig meinen Gesang geübt, wollt ihr es hören?" Ehe die beiden verneinen konnten war der braunhaarige in die Mitte des Raumes gedrehten und hatte angefangen zu singen. Es war die schiefste Version der Nationalhymne die die beiden Mediziner jemals gehört hatten, natürlich wussten sie dass es der Freund es extra tat, doch es fühlte sich gut an ein wenig in der düsteren Zeit zu lachen.

"Erich du klingst wie ein kastriertes Eichhörnchen mit einer Überdosis Vitamine im Anus! Jede Luftschutzsirene ist melodischer als du untalentierte Nebelkrähe! Wegdrehten!" Nach den Worten des Arztes konnten sich die beiden Geschwister gar nicht mehr halten. Katharina prustete den Wein aus und fing an zu lachen. Mit welcher Ernsthaftigkeit Karl das von sich gegeben hatte, war einfach zu genial. Erich musste ebenfalls lachen und stützte sich an dem Tisch ab um nicht umzufallen. Wenn doch immer alles so einfach wäre. 

Gefangen im FaschismusWo Geschichten leben. Entdecke jetzt