Man lebt nur einmal

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Dumpfe Schritte waren in der Tür zuhören, die Studentin lag auf dem Bett und sah auf. War er denn schon wieder da? Hatte diese Britta ihm nicht genug gegeben? Wollte er wieder die Bezahlung wegen dem Studium? Die junge Frau legte das Buch auf die Seite und richtete sich ein wenig auf. Im Mund eine Zigarette, die freudlos vor sich hin qualmte. Das Schlafzimmer unaufgeräumt, auf dem Tisch stapelten sich Bücher und Aufzeichnungen. Klausuren waren ja auch ätzend und unnötig.

"Du weißt dass ich es nicht mag wenn du rauchst? Das ziemt sich nicht für eine Deutsche Dame." Rochus Stimme war so kühl als er auf sie zukam. "Ich weiß." Katharinas Stimme war provokant und ruhig, herausfordernd blickten ihre blaue Augen in seine grauen. Das Gefühl von Adrenalin durchfuhr sie, ja sie widersetzte sich gerne, Provozieren war ihre kleines Glück in der düsteren Ehe. Ihre Augen verfolgten Rochus Hände, die ihr die Zigarette aus der Hand nahmen.

Der Obergruppenführer erhob sich um seine Uniformjacke auszuziehen. Nun stand er in einem weißen Hemd mit Krawatte dort, seine Hose wollte er gerade öffnen, als er das kleine Geräusch eines Feuerzeuges hörte. "Ich habe doch gesagt du sollst nicht Rauchen!" Langsam kochte Wut in ihm hoch, dass sie seine Befehle missachtete und ihm die Kontrolle nahm. Noch stand er mit dem Rücken zu ihr und Knöpfte langsam die grauen Knöpfe auf, um sich von der Dienstkleidung zu befreien.

"Und ich sage, dass es mir egal ist was du sagst." Die Studentin zog an der Zigarette und blies den Rauch aus. Sicherlich würde sie sich von ihm nicht das Rauchen verbieten lassen! Doch schneller als ihr lieb war stand der Obergruppenführer bei ihr, Oberkörpefrei nur noch durch die grüne Hose bekleidet die am Boden hing. Seine starken Hände drückten sie auf das Bett und nahmen ihr die Zigarette und das Feuerzeug weg. Da lag er über ihr, bedrohlich wie ein wildes Tier. Die junge Frau sah ihn nur kalt an, doch in ihr spannte sich alles an.

"Nun du könntest dich für das Geld für diesen Monat bedanken." Rochus sah kühl und arrogant zu der Frau unter ihm. Sich für den Studienbetrag bedanken, wenn er das unbedingt wollte.

"Danke lieber Herr Obergruppenführer, dass sie mein Studium zahlen." Ihre Stimme verstellt wie die eines kleinen Mädchens was sich für ein Geschenk bei der Oma bedankte. Rochus wurde langsam rasend vor Wut, doch er lief nur zu dem Tisch. Seine langen Finger strichen über die Bücher und die Handschriftlichen Notizen seiner Ehefrau, bei einem Dokument blieb die Hand hängen. Mitschriften des Monats Februar. Mit einem arroganten Grinsen nahm er die Unterlagen den ganzen Stapel und lief zum Kamin. "Rochus was tust du da?" Die Verzweiflung in der Stimme Katharinas entging ihm nicht, doch es beflügelte ihn nur. Noch bevor die Studentin hätte eingreifen können warf der SS Mann die Dokumente in den Kamin und schmiss Katharinas Feuerzeug angezündet hinter her.

Den Weg zum Kamin versperrte er ihr auch, so das Katharina zusehen musste wie die Arbeit von Wochen dahin war. Die braunhaarige unterdrückte sich Tränen und sah ihren Ehemann mit verschränkten Armen an. Jener trat auf sie zu. "Jetzt hätte ich gerne meine Bezahlung, ansonsten war es das mit dem Studium." Katharina spürte noch wie sie in Richtung Schlafzimmer gedrückt wurde.

Katharina Schneider lag im Gästebett ihrer Schwester und seufzte leise, ihre Tränen waren getrocknet, weinen konnte und wollte sie auch nicht mehr. Das war jetzt zwei Jahre her und dennoch kam es ihr vor wie gestern. Hatte sie nicht eigentlich gedacht sie könnte Rochus verzeihen? Nein, das würde sie nie wieder können. Viel zu viel war zwischen ihnen vorgefallen.

Neben dem ticken der Uhr mischte sich ein knarzen dazu, ihr Blick viel zur Tür wo Billy stand. "Können wir reden?" Katharina wusste zwar nicht worüber nickte aber und richtete sich auf. "Worüber willst du denn reden?" Ihre Stimme war leise und ruhig, war sie vor zwei Jahren doch frech und provokant. Die Ärztin war ein Schatten ihrer selbst.

Billy sah Katharina an. "Du weißt worüber. Ich weiß woran du denkst. Mach es dir doch nicht so schwer. Katharina, Rochus liegt in deiner Vergangenheit. Jetzt steht die Zukunft vor der Tür. Wenn du immer nur den alten Tagen nachdenkst wird es niemals besser. Man lebt nur einmal vergiss das nicht."

Katharina schloss die Augen. "Du sagst das als wäre es so einfach Billy. Du kennst Rochus nicht, ich kann es nicht vergessen. Es verfolgt mich, haftet an mir wie Kleber und zieht mich in die Tiefe, in eine schwarze Tiefe voller Finsternis und Einsamkeit."

Billy seufzte leise und setzte sich neben sie um ihre Schwester in den Arm zunehmen. "Guck mal du hast jetzt Karl, er wird deinem Kind ein guter Vater sein. Dir nichts schlechtes tun, dass verspreche ich dir." Ihre Schwester so gebrochen zu sehen, war hart und innerlich verfluchte sie diesen Rochus, dieses Schwein.

"Aber...was ist wenn Karl so wird wie Rochus? Ich kann das nicht mehr. Ich will das nicht mehr, wer verspricht mir dass Karl bei mir bleibt und mich nicht verlässt, wenn ich ihm nicht das geben kann was er möchte." Die Ärztin schluchzte leise und ihr Körper bebte und zitterte.

"Ach Katharina. Das kann dir niemand versprechen, doch bedenk doch durch welche Kriese ihr gegangen seit. Euch wird für immer das Band der Liebe verbinden, denn sie ist aufrichtig. Karl ist anders wie Rochus, mach es ihm nicht so schwer. Für ihn ist das doch auch nicht einfach, was glaubst du denn wie es ihm geht? Er macht sich Vorwürfe, weil du so traurig bist und er dich nicht beschützen konnte. Katharina liebes es ist Zeit mit der Vergangenheit endgültig abzuschließen, ich habe es schon mal gesagt, man lebt nur das eine Mal."

Gefangen im FaschismusWo Geschichten leben. Entdecke jetzt