Kettenreaktion

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(Das ist ein letztes Mal von unsere Mütter unsere Väter inspiriert. Und ja dieses Rezept gibt es bei meiner Oma wirklich! Bei meiner Oma gibt es auch Brennesel-suppe, als Nachkriegszeitrezept, kennt das noch wer? )

Katharinas Herz schlug bis zum Hals, ihr Kopf war an den Stamm gedrückt. Sie sollte die Ablenkung sein, warum hatte sie sich auch gemeldet?! Die Deutsche hatte eine Walther PP, wo der Widerstand diese entwendet hatte wollte die Berlinerin gar nicht wissen. Inzwischen trug sie wieder weibliche Kleidung, doch ihr Haar war immer noch sehr kurz. Doch im Moment war die Ärztin begleitet mit Männerkleidung auf einem Baum. In der Hand hatte sie zittrig die Waffe, unten fuhren die Autos vorbei. Stumm richtete sie die Waffe auf den Boden und drückte ab.

Ein Schuss traf die Reifen des ersten, die nächste Kugel schlug in eine Kühlerhaube ein. Quietschen und Katharina feuerte weiter, nicht wirklich zielsicher einfach wahllos auf Reifen und Boden. Stumm wartete sie auf die Männer, es fühlte sich so schrecklich falsch an die Waffe auf andere Bürger des Landes zu richten, doch das war das einzige was helfen würde, diesen verfluchten Krieg zu beenden. Angespannt sah die 27 jährige wie die ersten Kugeln in das Dickicht des Waldes gefeuert wurden.

Karl und Erich waren schrecklich nervös, was wenn es schief lief?! In der Hand hatten sie die Waffen und waren vermummt. Die Räder des Wagens quietschten auf doch das war Nebensache, am Steuer saß Mikołaj. Karls Finger zitterten, er war doch Arzt und kein bewaffneter Partisan! Seine Arbeit und Berufung war es doch die Wunden des Krieges zu heilen und nicht welche zuzufügen. Er drückte ab, die Kugel traf einen Soldaten der Wehrmacht und jener viel Tod zu Boden. Karl konnte nicht denken, jetzt musste er funktionieren, immer wieder feuerte er. Die wenigen Sekunden kamen ihm vor wie Stunden.

Erich ging es nicht anders, wie schrecklich es war. Viele von ihnen hatten keine andere Wahl als hier zu sein. Doch trotzdem würden sie sterben, durch seine Hand würden Menschen sterben! Ebenso wie Karl klammerte er sich verbissen an die Waffe und schoss weiter, vielleicht 5 Männer trafen sie, drei davon tödlich. Doch es dauerte nicht lange, bis die verbliebenen Waffen auf sie richteten. Die Reifen drehten erneut auf und mit Vollgas bretterte das geklaute Fahrzeug der Wehrmacht über die Waldwege. Hinter ihnen Schüsse, haarscharf flog eine Kugel am Kopf des Arztes vorbei.

Die Soldaten blieben zurück, doch durch Geräusche im Busch wurde die Waffe in den Busch gehalten. "Bitte nicht schießen!" Sie waren in Stettin, nahe an der alten Deutschen Grenze. Deutsche und Polen mischten sich hier. Die Klamotten hatte Katharina achtlos in einem Gebüsch versteckt und trat in einem hellblauen Kleid nach draußen. Misstrauisch sahen die Soldaten sie an, doch die Ärztin sah nur ängstlich zu ihnen. Ein Offizier trat auf die Berlinerin zu, nachdem angeordnet wurde die Verletzten in ein Lazarett zu schicken. "Die Papiere!"

Eilig kramte Katharina aus der Tasche die gefälschten Papiere, die so täuschend echt aussahen. In ihren neuen Papieren war ihr Name Maria Bauer. "Nun Fräulein Bauer, sie halten sich hier gefährlich auf. Soeben hat ein Partisanenangriff stattgefunden. " Das blonde Haar des Mannes, lugte unter der Uniformmütze hervor. Eisblaue Augen fixierten sie voller Kälte.

"Ich weiß, ich habe mich im Gebäusch versteckt, als ich die ersten Schüsse gehört habe. Schrecklich so was." Ihre Rolle als unschuldige Passantin spielte sie ziemlich überzeugend und nach kurzer Zeit entließ man sie. Eilig trugen sie ihre Füße in Richtung der Stadt ins Quartier. Die Männer waren noch nicht da, komisch eigentlich hatten sie schon lange hier sein müssen. "Judith, lass uns nach ihnen sehen. Nicht das etwas passiert ist!"

Doch auf der Straße liefen sie Soldaten in die Arme. "Mitkommen!" Grob wurden die beiden Frauen gepackt. Katharina wurde wieder schlecht als sie auf dem Marktplatz draht. Der größte Teil der Bewohner war auf dem Platz versammelt. In der Mitte stand ein Podest, Galgen für 5 Personen. In der Ecke lag ein Haufen mit Leichen, Katharina erblickte Karl in einer Reihe und stellte sich hinter ihm. Einige der Besatzer machten Fotos, während der Offizier, der eben mit ihr gesprochen hatte auf den Platz trat und mit lauter Stimme sprach.

"Jeder hinterhältige, feige Angriff auf Soldaten der Deutschen Wehrmacht wird auf jene Art genauso gnadenlos gesühnt! Sollte das jeder hier als Warnung nehmen, der sich an seinem solchen Angriff beteiligt oder vorhat es zu tun!" Frauen weinten und schluchzten als ihre Männer auf das Podest gebracht wurden. Am liebsten würde die Ärztin sich übergeben, diese Menschen hatten gar nichts damit zutun und mussten trotzdem deswegen ihr Leben lassen. Innerlich betete sie, dass ihre Seelen in Frieden ruhen würden und das der Gott ihr verzieh. Die Augen der jungen Frau schlossen sich. "Ey du da Augen auf! Du sollst dir das anschauen!" Ein harter Schlag gegen den Rücken und Katharina öffnete die Augen. Dieses Verbrechen war auch noch durch eine Kamera aufgezeichnet!

Als sie alle zurück wahren saßen die anderen am Tisch, doch Katharina eilte zu dem dreckigen Klo um sich zu übergeben. Das tat sie im Moment regelmäßig, was war denn los mit ihr? Ständig war ihr Schwindelig und morgens musste sie brechen. Tränen liefen über ihre Wange und die Ärztin lehnte sich gegen die Wand. Das Bild von den hängenden und den Fotos die davon gemacht wurden. Schluchzend zog sie die Knie an. Was hatten sie getan?

Katharina war wohl nicht die einzige die so dachte. Alle saßen beim Essen, auf dem Tisch stand eine Pfanne mit gebratenen Pilzen und Brenneseln. Erich schaufelte es stumm in sich hinein, die Zeit veränderte ihn. Von dem Scherzbold der nichts ernst zunehmen schien, war nichts mehr übrig geblieben. Nein jetzt saß da eine ernste, ruhige Person, die stumm ihr Essen zu sich nahm. Karl seufzte leise auf und sah zum Flur. Wo blieb Katharina denn? Eigentlich wollte der Arzt ihr nachgehen, doch durch den Start einer Diskussion blieb er sitzen.

"Das können wir nicht mehr tun! Durch uns sterben Polen! " In der Stimme des Mannes klang Verzweiflung und Unruhe. Auch er konnte es nicht ertragen, was sich gerade zugetragen hatte. Alle Augenpaare wanderten auf ihn, alle warten das Mikołaj etwas sagte.

"Durch uns?! Legst du ihnen etwa persönlich den Strick an den Hals oder erschießt sie?! Nein das sind die Deutschen." Die tiefe Stimme war voller Rage und Zorn. Jetzt mischten sich andere mit ein. "Wenn die Deutschen uns töten, ist es ein Zeichen dafür zurück zu töten bis Polen frei ist!"

Olaf wie der Anfänger der Diskussion hieß raufte sich durch die verschmutzen Haare. "Halt dein Maul!"

"SCHLUSS JETZT!" Die Faust des Anführers schlug auf den Tisch, ein paar Pilze sprangen aus der Pfanne und verteilten sich auf den braunen Holz. "Wir haben keine andere Wahl, wenn die Deutschen den verfluchten Krieg gewinnen, sind wir dem Tode geweiht!"

Erich war es der nun von seinem Essen auf sah. "Es geht nicht darum das wir sterben, sondern wie wir sterben." Seine Stimme war so ruhig und es wirkte so fehl am Platz. Schließlich schrien sich die Polen gegenseitig an. Eine hitzige Diskussion auf Polnisch. Mittlerweile sprachen und verstanden sie es langsam, doch immer noch waren sie weit davon entfernt alles zu verstehen.

"Da hörst du es! Der Deutsche Idiot weiß es besser als du!" Die Polen und sie verstanden sich, doch es war alles mehr Zweckmäßig. Die einzige Person, zu der sich eine Freundschaft entwickelt hatte war Judith. Oh Judith, Erich konnte sich nicht erinnern, je eine Frau wie sie getroffen zu haben. Ein wahres Feuerwerk von Tafheit und Selbstständigkeit mit einem Hauch von Zärtlichkeit und Liebe. Die geborene Widerstandskämpferin, die sich so leicht nicht brechen ließ. In dem Magen des Elektronikers krippelte es angenehm. Was das zu bedeuten hatte?

[Ich würde mich über eine Rückmeldung freuen. Weil ich irgendwie mit dem Dialog der Polen nicht ganz 100 prozentig Zufrieden bin]

Gefangen im FaschismusWo Geschichten leben. Entdecke jetzt