Ein Schimmer Hoffnung

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(Die Flucht ist inspiriert von unsere Mütter unsere Väter)

Katharina lag in der Zelle und wimmerte leise. Geredet hatte sie nicht, aber Rochus war so brutal gewesen. Ohne Gnade hatte er wieder und wieder auf sie eingeprügelt und sie ein weiteres Mal missbraucht. Karl seufzte leise denn er fühlte sich so schlecht, helfen konnte er ihr nicht. Natürlich waren Verhöre mit Schmerzen verbunden, aber doch nicht mit Missbrauch oder? Die Ärztin zog die Knie an und starrte an die graue Mauer. Wann würde sie wieder zu ihm müssen?

Noch gerade bevor sie fertig gedacht hatte, wurde die Tür geöffnet. Ihr Herz wurde schwer, nein sie wollte nicht mehr. Doch es war nicht die gewohnte Richtung zum Keller, sondern ein Stockwerk höher. Auch Karl war dabei, schnell hatten ihre Peiniger herausgefunden, dass die beiden Ärzte ein Verhältnis führten. Katharina trug ein viel zu weites graues Hemd, was als eine Art Häftlingskleid fungieren sollte. Karl trug ein weißes Hemd und eine weiße Hose, beides schlapperte an dem sportlichen Körper herum .Das platinblonde Haar klebte mit einer Mischung aus Schweiß und Blut an seiner Stirn. Bei seinem Anblick wurde ihr beinahe schlecht, sein attraktives Gesicht war völlig entstellt mit großen Schnittwunden.

Doch der Arzt lief aufrecht und gerade mit Stolz im Gesicht, wenn er hier ableben würde, dann als stolzer Partisan und nicht als winselnder Feigling. Die beiden wurden in einen größeren Raum gebracht, in der Mitte eine große Liege mit Lederschnallen. An der Wand hingen unheilverkündend viele Gerten und Katharina wusste nicht was sie tun sollte. Reden würde sie nicht, egal was passierte. Niemand weiteres sollte in die Fänge dieser Monster geraten.

Rochus stand mit verschränkten Armen an der Wand und beobachtete das Schauspiel. Wie hatte sie ihm das nur antun können? Seine Karriere hätte zerbrechen können, dass was ihn mit Herzen erfüllte, seine Arbeit in der Neuen Reichskanzlei. Dieser Arzt hatte alles kaputt gemacht, ihm geschah dieses Schicksaal genau recht. Beinahe ergötzte der Obergruppenführer sich daran, wie der Mediziner litt und vor Schmerz schrie. Noch fand er dieses Spiel ganz amüsant, doch in 5 Jahren, wäre es sein eigener grausamer Alltag in Moskau.

"Wenn sie reden ist alles vorbei." Katharina und Karl waren nicht darauf eingegangen. Der Arzt wusste nicht mal mehr, wo oben und unten war. Alles schmerzte, sein Blick hing nur fokussiert an seinem Schimmer Hoffnung, Katharina. Mit ihrem braunen Haar sah sie aus wie ein lieblicher Engel, der sich auf dieser schrecklichen Welt verirrt hatte. Wie lange prügelten sie auf ihn ein? Tage, Stunden, Wochen oder waren es doch nur Minuten? Jegliches Zeitgefühl entwich ihm. Als man den 30 jährigen losband rutschte er nur leblos zu Boden woher er zittrig liegen blieb, er konnte nicht gehen auch nicht stehen. Man hatte diese wundervolle Frau verschont, das war alles was zählte.

Tage später öffneten sich die vier Zellen. "Mitkommen!" Man nahm ihnen die Hemden ab und schmiss ihnen die Sträflingskleidung der KZs zu. Gestern war die Ärztin ein letztes Mal bei Rochus gewesen. Nie wieder würden sie sich sehen, hoffentlich. Der Obergruppenführer stand am Fenster und beobachtete wie die vier in einen Laster stiegen, ab sofort würden sie kein leichtes Leben mehr haben das stand fest. Ihr Weg würde sie nach Ausschwitz -Birkenau bringen.

Die Organisation weiße Taube saß in einem Zug, zusammengepresst mit anderen Menschen. Nicht viele von ihnen sprachen Deutsch, wenn sie es richtig vernahm waren die meisten Polen. "Wo bringen sie uns hin?" fragte jemand in der hinteren Reihe. Ein junger Mann um die 19 Jahre sah auf. "Sie versetzte uns, sie haben gesagt Arbeiter werden gesucht. Das wird ein Ort wie Sachsenhausen sein, da war ich vorher." Es war Karl der nun aufstand. "Wisst ihr alle Züge fahren voll dort hin und alle kommen leer wieder, dort ist arbeiten gleichzusetzen mit dem Todd geweiht." Seine Füße drückten auf dem Holzboden herum. Vielleicht gab es eine Chance! Katharina wollte etwas sagen, doch ihr Liebster war in einer Ecke verschwunden. Niemand störte ihn alle standen sie nur im Kreis.

"Wenn ich es richtig sehe und wir Glück haben ist das Holzboden! Erich, Eduard fasst mit an!" Die drei Männer fingen an den Boden zu malträtieren. Ihnen half eine junge Polin mit rabenschwarzem Haar. Insgesamt waren sie 50 Kilometer vor Ausschwitz, viel Zeit hatten sie nicht mehr. Karl versuchte wie ein irrer die Platte auszuhebeln, es war nicht mehr viel, gleich wäre es geschafft, mit einem lauten Krach brachen die letzten Stellen und sie hatten ein Loch im Boden. "Wer Mut hat kommt mit! Ob ihr auf der Flucht getötet werdet oder dort nimmt sich am Ende nichts!" Einige schienen zu überlegen, andere wiederum lehnten direkt ab. Vielleicht war es dort ja doch nicht so schlecht. "Weiße Taube, wir gehen alle zusammen!" Der erste der sich wagte war Erich, dumpf schlug sein Rücken auf dem Gleisfeld auf, sein Kopf ließ er unten, es gab sicherlich schöneres als von einem Zug geköpft zu werden. In einem Abstand von wenigen Sekunden folgten nach und nach die anderen.

Katharina war die letzte. "Irgendwer noch? Das ist wenigstens eine Chance auf Leben!" Die Frau mit den rabenschwarzen Haaren kam zu ihr. "Ich komme mit und jetzt los!" Der ewig lange Zug rollte über den Köpfen der Flüchtlinge hinweg und es war wie eine Erleichterung ,als sie sich aus dem Gleisbett erheben konnten. Katharina und Eduard hatten sich Teile des Beines aufgeschlagen, Karl den Arm und Erich und die Polin waren unverletzt geblieben. Beilen mussten sie sich, weg von den Schienen. Immerhin trugen sie Sträflingskleidung.

"Ich denken, wir sollten Weg zusammen aus Wald finden und uns dann trennen." Die Polin sprach zwar schlechtes Deutsch aber man verstand sie. Alle Anwesenden nickten, vielleicht gab es hier etwas wo sie Kleidung klauen konnten. Und was danach? Darauf gab es noch keine Antwort, aber definitiv so weit weg wie irgendwie möglich. Vielleicht schafften sie es Kontakt zu Billy und dem Spionagezentrum aufzunehmen. England wäre eine Option, auch wenn es mehr eine Illusion ähnelte. 

Gefangen im FaschismusWo Geschichten leben. Entdecke jetzt