Epilog

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Mit dem Überfall auf Polen am 1.09.1939 begann einer der scheußlichsten Kriege auf dem Boden Europas. Sechs verfluchte Jahre versuchte sich Hitler die Welt gehörig zu machen, doch mit dem 6 Juni 1944 wendete sich das Blatt die Invasion der Alliierten hatte begonnen.

Die Tage des Krieges waren vorüber, ein Jahr nach der Kapitulation von Nazi Deutschland eilte Katharina Krisch, mit ihrem Ehemann und dem Sohn über den Universitätsplatz der Stadt Göttingen. Ihr Ziel war das alte Rathaus, auch ein Jahr nach dem Schrecken des Krieges war Leipzig noch nicht wieder vollständig erholt, Gebäude lagen in Trümmern und überall waren Sowjetische Soldaten. Es war das erste Mal seit drei Jahren, dass die kleine Familie Deutschen Boden betrat. Es war der 28 Juni des Jahres 1946 und Katharina war ziemlich nervös.

Was wenn Erich Tod war und keiner auftauchte? Auf dem Arm hatte sie den kleinen Erich der sich immer wieder einen Spaß machte und an ihren Haaren herum zuziehen. Drei Jahre war der kleine schon alt und Katharina und Karl liebten ihn sehr. Nächstes Jahr wollten sie gerne zurück nach Deutschland ziehen, doch erst einmal musste in der Heimat alles vorbereitet werden. Die Uhr stand punkt nach 12, eine halbe Stunde, eine Stunde warteten sie doch niemand erschien. Tränen liefen über ihre Wangen, war ihr Bruder Tod? Karl wusste nicht was er tun sollte, stumm nahm er seine Frau in die Arme, ihm selbst liefen ebenfalls Tränen über die Wange. Ein paar Minuten standen die Eheleute Krisch so da, bis der kleine Erich auf sich aufmerksam machte, die Trauer der Eltern verstand das Kind ja nicht. Karl drückte die Hand der Frau und die beiden wendeten sich zum Gehen ab.

"Karl, Katharina wartet!" Eine allzu bekannte Stimme war hinter ihnen und die beiden drehten sich um. Da stand sie Judith, mit einem Kind auf dem Arm. Das schwarze Haar der Polin, war immer noch kurz doch sie trug weibliche Kleidung. Katharina wurde ganz komisch, Erich war wohl wirklich gefallen. "Judith...wo ist Erich...was ist alles passiert?....Ist das dein Kind?" Die beiden Ärzte hatten so viele Fragen und warteten auf eine Antwort.

"Erich ist an Gefallen...in 1943...eine Kugel hat ihn in die Leber getroffen." Ihre Stimme war erstickt und ein Schluchzen. Die Polin erinnerte sich wieder wie ihr Verlobter in ihren Armen gestorben war, da es keine Versorgung für ihn gegeben hatte. Gerade noch hatte sie ihm erzählen können, dass er Vater wurde. Erich hatte seine Tochter Erika nie kennen lernen können und seit jenem Tag war Judith alleine. "Das...das ist sein Kind...die kleine Erika." Judith hatte sich eigentlich geweigert ihren Kind einen Deutschen Namen zu geben, doch sie wollte das ein Teil von Erichs Namen mit hinein floss.

Da waren zwei kleine Kinder, die ohne ihre Väter aufwachsen würden. Karl und Katharina waren entsetzt und wie geschockt das ihr Freund und Bruder in Polen sein Leben gelassen hatte und das alles nur wegen diesem verfluchten Krieg. Die drei hatten so viel zu berichten, dass sie sich in ein kleines Kaffee zurückzogen. Erich und Erika schliefen friedlich vor sich hin und die Erwachsenen hatten Zeit zum Reden.

"Wie ist es dir ergangen...nach...nach seinem Tod?" Katharinas Stimme war belegt, als sie einen Schluck Kaffee zu sich nahm. Karl strich seinem Sohn über die aschfarbenen Haare, wie friedlich der kleine war, von Rochus Kind hatte er eher einen Tyrann erwartet. Auch wenn Karl ihn liebte, so manches Mal ertappte sich der blonde bei dem Gedanken daran, wie es wäre ein Kind zu haben was auch biologisch zu ihm gehören würde. Katharina und er waren dabei, seinen Traum wahr werden zu lassen, doch bis her hatte es nicht geklappt.

Judiths Deutsch war immer noch eine Katastrophe, aber es fühlte sich komisch an sich in einem Deutschen Kaffeehaus sich auf Polnisch zu unterhalten. "Nun...nach Tod von Mikołaj hat Olaf Führung übernommen, ich nach kurzer Zeit haben wegen Erika nicht mehr haben helfen können. Dann ich habe Kochen für die Männer."

Judith war eine starke sehr emanzipierte Frau die wirklich stark war und mit jedem ihrer Worte wurde den beiden Engländern bewusst, wie unerschütterlich die Polin war und warum sich Erich so zu ihr hingezogen gefühlt hatte. Erich war niemand gewesen, der ein Schoßhund zur Frau wollte, nein der Elektroniker liebte Frauen mit Feuer und Biss. Neben der traurigen Stimmung lachten sie aber auch noch einmal über den Freund, der bis zum Schluss ein Narr im Herzen war.

In die Gaststätte kam eine andere Gestalt, sein aschbraunes Haar elegant nach hinten gekämmt, gekleidet mit einem grauen Anzug und einem Hut. Seit wenigen Wochen war er wieder ein freier Mann, nach Verhören der GPU in Moskau wurde er als Mitläufer frei gesprochen. Die Last der Erinnerungen war schwer auf seiner Schulter, doch sein Blick war sogar relativ freundlich. Die Zeit der Uniformen und des Faschismus waren vorbei.

Rochus Schneider sah sich in dem kleinen Lokal um. Eigentlich war er nur auf der Durchreise, sein Ziel lag in Hessen in der kleinen Stadt Fulda, wo er seine Familie besuchen wollte. Der Blick des Mannes viel durch die Reihen, er suchte nach einem freien Platz. Doch da erblickte er zwei ihm bekannte Gestalten, sein Herz setzte für ein paar Minuten aus. Da saßen doch nicht wirklich seine Exfrau und der Arzt den er früher so verabscheut hatte? Vor lauter Ungläubigkeit kniff er sich selbst in den Arm, doch die Gestalten saßen immer noch da.

Seine Schritte waren langsam, der ehemalige Obergruppenführer zögerte, doch setzte den Weg nur fort. "Guten Tag." Sein Blick viel auf einen schlafenden Knaben auf dem Schoss des Arztes, war das wirklich sein Kind?

"Rochus?" Katharinas Stimme war leise und erstaunt, mit ihm hatte sie nun wirklich nicht gerechnet, schließlich war Deutschland groß und das hier war ein großer Zufall. Die 30 jährige hatte ihm nicht alles verzeihen können, doch sie hatte mit dem Kapitel abgeschlossen. Ihr neues Leben war bei Karl und Erich.

"Darf...darf ich mich setzten?"

Nach einer Zustimmung der dreien ließ sich Rochus am Tisch nieder, die Situation war so unreal, wie ein schöner Traum. Doch es war Realität, Themen der Vergangenheit sprachen sie nicht an und doch waren sie all gegenwärtig. Doch Rochus sprach ruhig, entschuldigte sich erneut und genoss die Zeit in der Nähe seines Fleisch und Blutes. Doch der Höhepunkt des Nachmittags war, als er zum ersten Mal sein Kind auf den Arm nehmen durfte. Nie war er stolzer oder erfüllter gewesen, keine Partei der Welt hatte ihm dieses unfassbar schöne Gefühl gegeben, es war das erste Mal das er den kleinen Erich hielt, aber nicht das letzte Mal. Auch wenn der Kontakt in den nächsten Jahren spärlich war, würde der Mann alles daran setzen ein guter Vater zu sein.

(Das war das Buch, wieder einmal geht schweren Herzens eine Idee zu Ende, doch mit ihr kommt eine neue. Heute Abend oder Morgen wird meine neue Geschichte Blut und Tod im Schnee online gehen, ich würde mich sehr freuen wenn ihr rein lest und wenn ihr der Geschichte ein kleines Fazit da lassen würdet. :)

Gefangen im FaschismusWo Geschichten leben. Entdecke jetzt