Was hat er falsch gemacht?

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"Okay Leute, ich finde wir sollten auch schön langsam anfangen, unsere Feuerstelle aufzubauen!" Holt Leon uns alle aus unseren Zelten.

Ich und Ricci haben schon angefangen, uns in dem Zelt ein zu richten. Naja, man kann nicht einrichten sagen. Es war eher Schlafsäcke aus den Hüllen reißen, und auf den Boden fetzen.

Wir strecken unsere Köpfe ins Freie. Die anderen kommen auch gerade aus ihrem Zelt gekrochen und wir versammeln uns.

Ricci stellt schon mal klar:"Also ich kenne mich da zwar nicht aus, aber ich helfe gern!" Ich kenn mich da leider auch nicht aus. Ich hab zwar schon oft gecanpt, aber da haben uns normalerweise die Eltern geholfen. Konsti muss sich aber besser auskennen. Er war mit seinen Freunden immerhin schon mal alleine Campen.

Es stellt sich heraus, dass keiner von uns Mädchen sich mit Lagerfeuer so richtig auskennt, und das war schon etwas blöd. Immerhin unterstrich das ja grade zu die Frauenvorurteile.

Aber gut. Dann würde ich es eben jetzt lernen, eine Feuerstelle zu machen!

Christian verschwindet mit Anna in den Wald und gibt uns noch bescheid:"Ich und Anna sehen uns nach etwas Holz um! Okey?"

Bevor ich es mir versehe ist Konsti auch schon mit Ricci weg. Ich höre nur noch seine Stimme die mir zuschreit:"Ich und Ricci sehen nach Steinen!"

Ich muss etwas grinsen. Ich hab Konsti noch nie so mit einem Mädchen erlebt! Und Anna verhält sich normalerweise auch ganz anders!

"Tja. Dann würde ich mal sagen, dass wir uns darum kümmern,wo genau wir sie aufbauen!" Ich fahre herum. Ich habe ganz vergessen, dass Leon noch da ist! Als ich ihm ins Gesicht blicke, erkenne ich ihn fast nicht wieder.

Statt seinem selbstbewussten Blick trägt er einen verletzlichen, und sieht zu Boden. Ich weiß dass etwas nicht stimmen muss, aber ich will nicht nachfragen!

Muss ich auch zum Glück nicht, denn er fängt schon an zu reden:" Seit ich hier angekommen bin, bist du irgendwie abweisend! Und ich weiß wirklich nicht, woran das liegen könnte. Alle hier haben mich schon akzeptiert. Außer du!"

Das habe ich mir jetzt echt nicht erwartet. Wenn ich ihn so sehe, kommt es mir vor, als würde mir das Herz weggerissen werden, in tausend Stücke zerfetzt werden, und dann über all verteilt werden. Auf gut deutsch, es tat weh. Ich drehe mich weg,um ihn nicht länger so sehen zu müssen.

Aber das was er gesagt hat war nicht falsch!

Warum war ich die einzige, die ihn nicht hier haben will. Was habe ich gegen ihn! Es herrscht Schweigen, und ich bin sicher, er will eine Antwort. Aber was soll ich sagen? Ich kann die Frage ja noch nicht einmal für mich selbst beantwarten!

Ich werde ihm einfach sagen, dass ich das selbst nicht verstehe und...

"Wir haben so viel Holz gesammelt wie nur geht!" Anna und Christian kommen aus den Büschen und halten uns ihre Ausbeute entgegen. Leon reagiert sofort, und nimmt das Holz entgegen.

Ich wundere mich, dass Anna und Christian der niedergeschlagenen Grsichtsausdruck von Leon nicht auffällt, aber als ich einen kurzen Blick in sein Gesicht werfe, ist dieser komplett verschwunden. Genau so wie an der Donau! Aber dieses Mal kaufe ich ihm nicht ab, dass für ihn alles wieder geklärt ist!

Ich weiß, dass ich an alle dem Schuld habe, und deshalb fühle ich mich verpflichtet, ihn wieder dazu zu bringen seinen wahren Ausdruck zurück zu bekommen.

Nicht dass mich das was kümmert!

In dieser Verfassung halte ich ihn ja so oder so nicht aus!

Leon und Christian zeigen mir und Anna, wie man das Holz hinlegt. Und Anna stellt eineFtage, die ich mir auch stelle:"Wo zum Teufel bleiben Ricci und Konsti!"

Alle müssen schmunzeln. Verlaufen haben können sie sich nicht. Dafür kennt sich Konsti viel zu gut aus. Dann bleibt nur noch eins...

Und da kommen die beiden auch schon aus dem Wald. Ich als beste Freundin von Ricci achte natürlich auf die kleinsten Details! Und außer den zerrupften Haaren kan man noch leicht erkennen, dass ihr Lippenstift etwas verwischt ist!

Dem Gesichtsausdruck von Anna zufolge hat sie die Situation genauso verstanden wie ich!

Die zwei Jungs verstehen garnichts. Christian meint einfach nur:"Für das, dass ihr so lange weg wart, sind das nicht viele Steine! Beim nächsten mal muss ich euch suchen helfen! Aber für jetzt wid es wohl reichen."

Die Antwort von Christian bringt mich zum Lachen. Und dann fangen wir an, das Lagerfeuer fertig zu machen.

Langsam bricht auch schon die Dunkelheit herein, und es wird auch langsam kalt. Ich verschwinde in unserem Zelt:"Ich hol mir schnell mehr zum Anziehen!"

Ricci folgt mir. Im Zelt sprudele ich sofort los:"Was habt ihr wirklich gemacht?"

Ricci gibt mir zwar keine Antwort, aber sie versucht auch nicht, etwas zu verbergen. Ihr Gesicht sagt alles!

Ich schnappe mir meine Jacke und eine warme Jogginghose, und gemeinsam gehen wir zum Lagerfeuer, das inzwischen schon etwas brennt.

Leon  sitzt davor, und konzentriert sich, das klitze kleine Flämmschen aufrecht zu erhalten. Die anderen sind warscheinlich auch in die Zelte gegangen um sich etwas Warmes zu holen.

Ich laufe noch schnell zurück zum Zelt, und schnappe mir meine Decke.

Gestern hätte ich das sicher noch  icht getan, aber Leon sitzt immerhin immer noch mit kurzer Hose und Kurzarmleiberl da und ich hab es mir zur Aufgabe gemacht, ihm zu helfen!

Vielleicht ist mir das dann doch ein klein wenig wichtiger, dass es ihm gut geht... aber nur vielleicht!

Wir setzten uns neben ihn und ich nähere mich zögernd mit der Decke in meiner Hand von Hinten. Ich bin mir zimlich sicher, dass mich Ricci jetzt blöd ansieht. Sie denkt ja immer noch, wir kennen uns fast garnicht.

Aber das ist mir jetzt auch egal.

Vorsichtig lege ich ihm die Decke über die Schultern. Er zuckt zusammen und dreht sich um.

Der Blick, den ich von ihm bekomme ist sehr schwer zu deuten, aber trotzdem unbezahlbar! Es ist nicht der traurige von vorhin, aber es ist auch nicht der aufgesetzte Grinser. Der Auddruck von ihm ist ganz ehrlich, und ich erkenne eine Spur von Hoffnung darin.

Ich freue mich! Jetzt im ernst! Ich bin richtig glücklich. Dieser eine Blick von ihm heiter mich richtig auf. Und in gewisser Weise habe ich meine Mission ja erfüllt, aber andererseits auch nicht.

Ich weiß nicht! Das ist alles so kompliziert!

Liebe kommt selten alleinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt