Show don't tell

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"Don't tell me the moon is shiningshow me the glint of light on broken glass."

(Zu Deutsch: "Sage mir nicht, dass der Mond scheint; zeige mir den Lichtschimmer auf einer zerbrochenen Glasscherbe.")

Dieses Zitat stammt von Anton Chekhov, einem berühmten, russischen Autor und genau darum geht es in diesem Kapitel: zeigen anstatt erzählen.

Wenn ihr gute Schriftsteller werden wollt und noch nie etwas von der Regel ,,show don't tell" gehört habt, dann läuft Einiges falsch bei eurem Wunsch. Aber, keine Angst, ich kann euch helfen und genau das habe ich in diesem Kapitel auch vor.

Was ist ,,Show don't tell" eigentlich?

Sehen wir uns doch mal an, was Wikipedia dazu sagt.

,,Show, don’t tell (dt.: „Zeigen, nicht erzählen“) ist ein häufig gebrauchter Terminus aus Schreibratgebern. Er fordert Autoren dazu auf, einen bestimmten Gegenstand nicht vom Standpunkt des Erzählers aus zu beschreiben, sondern Handlung und Dialog zu verwenden. Damit soll das Interesse des Lesers, der filmische Erzählstrukturen gewohnt ist, wachgehalten werden. Auch wird die Rolle des Erzählers den Hintergrund gedrängt – eine typische Forderung an die erzählende Literatur der Moderne. Dem Leser soll auf diese Weise die Identifikation mit den Charakteren erleichtert werden."

Aha. Man soll also Dialog und Handlung verwenden, um die Situation der Charaktere darzustellen und Mitgefühl bei den Lesern zu erzeugen. Aber wie macht man das?

Anwendung

Eigentlich ist es ganz einfach, wenn man einmal weiß, wie man es richtig verwendet. Ich erkläre es anhand von einigen Beispielen. Nehmen wir den Kater Feuerherz, der gerade vor seinem Erzfeind Tigerstern steht und gleich gegen ihn im Kampf antreten muss. Feuerherz hat offensichtlich Angst, aber wie beschreibt man das?

,,Feuerherz hatte Angst."
Das ist tell. Fühlt ihr irgendwas oder ist es spannend? Nein. Jetzt zeigen wir seine Angst, anstatt sie zu erzählen.

,,Feuerherz' Fell sträubte sich und seine Schnurrhaare zitterten, als er sich Tigerstern gegenüberstellte. Mit bebender Brust holte er tief Luft, um seine Nerven zu beruhigen, die seine Pfoten unentschlossen am Ort verharren ließen."
Zugegeben, ist das nicht das beste Beispiel, denn ich habe es mal schnell auf dem Handy getippt, aber man sieht sicherlich, was ich meine. Hier kann man mit Feuerherz mitfühlen, man spürt die Anspannung. Das ist show.

Anderes Beispiel, diesmal mit Dialog. Angenommen, Feuerherz freut sich, Graustreif wiederzusehen.

Tell: ,,Feuerherz freute sich, Graustreif zu sehen."
LANGWEILIG.

Show: ,,Feuerherz umkreiste seinen Freund und stieß ihn mit der Nase an. ,Graustreif! Endlich bist du wieder da!'"
Mit keinem Wort habe ich erwähnt, dass Feuerherz sich freut, Graustreif wiederzusehen. Aber man merkt es trotzdem und das ist die große Kunst von show don't tell.

Das Ganze funktioniert auch mit Charakterzügen. Statt zu schreiben: ,,Feuerherz war neugierig", zeigt, wie er am Anführerbau lauscht, nur weil er Tigerkralle dort hineingehen gesehen hat. Das hinterlässt einen weitaus tieferen Endruck auf den Leser.

Ausnahmen

Nun kann man natürlich nicht jeden einzelnen Satz in einem Buch so umwandeln, dass man die Handlung nur zeigt. Das würde euer Buch unendlich in die Länge ziehen und besser macht es das auch nicht, denn der Text wäre völlig unverständlich.

Also muss man sich überlegen, wann es wirklich sinnvoll ist, diese Regel zu befolgen und wann es vielleicht auch Sinn macht, sie zu brechen.

Wollt ihr große Zeitabstände überspringen und darstellen, was zum Beispiel zwischen zwei Szenen passiert ist, solltet ihr es eher erzählen, als zeigen. Oder wenn ihr einfach sagen wollt, dass die Sonne scheint. Schließlich sind die meisten Regeln des Schreibens nicht dazu da, sie gedankenlos zu übernehmen. Brecht sie, wenn es sich besser anfühlt.

Mary Dos and Don'ts || Rants, Tipps und BuchbewertungenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt