Kapitel 9

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„Kris ? Wo willst du hin...?", fragte Chanyeol eine halbe Stunde später, nachdem die vier wieder zu den anderen ins Wohnzimmer gegangen waren und ihnen dort Beistand geleistet hatten.
„Ich hab dir doch schon vorhin, als wir Kyungsoo vom Pfeiler gehoben haben, gesagt dass ich aufs Dach will, um nach möglichen Spuren zu suchen. Ich glaube einfach nicht daran, dass es Suizid war und bei Chen genauso wenig. Also ? Kommst du mit oder bleibst du hier bei den anderen ?"
„Warte ich komme !", antwortete Chanyeol und rannte auch schon schnell zu ihm auf den Flur, „Aber...wie kommen wir denn aufs Dach...? Es ist zwar zum Glück nicht schräg sondern komplett flach, aber es führt kein Weg da hoch. Wie ist Kyungsoo eigentlich hochgekommen...?"
„Hm...entweder ist er von einem der Balkone hochgeklettert, oder es gibt auf dem Dachboden doch einen Weg hoch. Er könnte aber auch durch das Dachbodenfenster hochgeklettert sein. Allerdings stellt sich mir da gerade die Frage, warum man so einen Aufwand betreiben sollte, nur um sich dann vom Dach in den Tod zu stürzen. Noch ein Argument, dass gegen einen Selbstmord spricht. Er hätte auch aus einem der Fenster im Obergeschoss springen können, also warum dann ausgerechnet das Dach...? Es muss irgendeinen Grund dafür geben und wir müssen ihn finden."
„Hoffentlich können wir das auch...", seufzte Chanyeol leise und folgte ihm dabei bis ganz nach oben zum Dachboden, „Wenn es wirklich kein Selbstmord war...verdienen er und auch Chen es, dass wir ihren Tod aufklären. Sag mal...hältst du eigentlich Mord für eine Möglichkeit...?"
„Solange wir keinen handfesten Beweis finden, der das widerlegt, ja.", antwortete Kris und sah sich zwischen dem alten Gerümpel etwas genauer um, „Das Problem ist nur...keiner hat einen Mörder gesehen... Lay war hautnah dabei, als Chen sich ertränkt hat. Der Mörder hätte sich im Prinzip schon vorher im See verstecken und Chen dann auflauern und ihn unter Wasser zerren müssen, aber das ist einfach unmöglich. Lay hat dort keine Menschenseele gesehen und war mindestens 10 Minuten selber im Wasser gewesen. Der Mörder wäre in der Zwischenzeit auf jeden Fall ertrunken. Und was Kyungsoo angeht. Ihn hätte jemand vom Dach stoßen müssen, aber laut Lay, ist er wirklich selber gesprungen. Abgesehen davon hätte der Mörder danach ja vom Dach entkommen müssen und das geht nur, wenn er runter springt und ebenfalls draufgeht oder sich was bricht. Außer er sitzt noch immer auf dem Dach, aber das bezweifel ich. Diese beiden Tode wirken gewaltsam...aber es gibt keine logische und physische Erklärung oder Bestätigung dafür..."
„Das ist irgendwie gruselig...", gab Chanyeol seufzend von sich, „Vielleicht haben sie sich wirklich selbst umgebracht aber dabei halluziniert und wollten es eigentlich gar nicht tun. Oder sie wollten es doch tun und uns kommt es nur so vor, als ob was nicht stimmen würde. Oder es hat sie etwas dazu gezwungen. Oder aber es war doch ein Mord. Verdammt...es gibt so viele Möglichkeiten..."
„Lass uns erst mal das Dach absuchen. Vielleicht hilft es uns ja weiter.", beruhigte Kris ihn und winkte ihn anschließend zu sich, „Schau mal. Hier am Fenster sind leichte Fußabdrücke im Staub zu erkennen. Also ist Kyungsoo wohl tatsächlich vom Fenster aus aufs Dach geklettert. Das ist viel höher als die Balkone der Zimmer, also ein viel leichterer Weg hoch. Hast du Höhenangst ?"
„Nein, aber du kannst ruhig vorgehen.", erwiderte Chanyeol verlegen lächelnd, was Kris nicken und nach draußen auf das Fenstersims steigen ließ, während Chanyeol ihn fest im Blick hatte.
„Na dann wollen wir mal.", gab Kris zielsicher von sich, griff nach der Dachkante und zog sich daran nach oben auf das Dach, „Du kannst kommen, Chanyeol. Aber rechne damit, dass du etwas mehr Kraftaufwand brauchst, um dich hochzuziehen. Verstanden ?"
„Alles kla ! Achtung ich komme ! Geh von der Kante weg !", hörte er Chanyeols Stimme sagen und sah wie sich dieser kurz darauf ebenfalls aufs Dach hochzog und erst mal dort liegen blieb.
„Und du willst sportlich sein...?", fragte Kris stirnrunzelnd, was Chanyeol nur mit einem Murren beantwortete, ehe er sich langsam aufrichtete und anschließend etwas umsah.
„Hm...eigentlich gar nicht schlecht hier. Man könnte sich hier gut sonnen oder eine kleine Grünfläche anlegen. Wenn es nur einen verdammte Weg zum Dach gebe. Wie kommt denn bitte der Schornsteinfeger hier ho-... Oh mein Gott ! Kris ! Warum sind wir nur so dumm...?! Wir hätten einfach eine scheiß Leiter nehmen können... Das gibt's doch nicht..."
„Ach stimmt... Und das fällt dir jetzt erst ein, wo wir schon oben sind...? Aber immerhin haben wir so wenigstens herausgefunden, welchen Weg Kyungsoo genommen hat. Also sehen wir uns um.", grinste Kris und begann sich das Dach etwas genauer anzusehen, was Chanyeol ihm gleichtat.

Nach ein paar weiteren Minuten blieb er schließlich vor einem kleinen roten Fleck stehen und rief Chanyeol zu sich, ehe sich beide daneben auf den Boden knieten und ihn genauer musterten.
„Ist das...etwa Blut...? Kyungsoos Blut...?", fragte Chanyeol ungläubig und blickte zu Kris.
„Vermutlich...", erwiderte dieser nachdenklich, „Aber es sieht eher nach einer minimalen Verletzung aus. So was wie wenn du dich kratzt oder deine Nägel in die Haut drückst und es dann blutet. Könnte sein dass er sich das unbewusst selber zugefügt hat, indem er sein Handgelenk krampfhaft festgehalten hat. Verursacht durch Nervosität oder...Angst...vielleicht Todesangst..."
„Du meinst...er wusste was genau auf ihn zukommt und hat deswegen Angst bekommen ? Aber wenn er doch solche Angst hatte, dass er sich dadurch das Handgelenk aus Versehen aufgerissen hat... Warum ist er dann trotzdem gesprungen...? Das ergibt doch keinen Sinn..."
„Und genau deswegen sind wir ja hier oben und suchen nach irgendetwas, dass uns vielleicht eine Erklärung dafür liefern könnte. Alles hier macht einfach keinen Sinn, egal wie gründlich ich auch darüber nachdenke. Das kann einfach nicht schon alles gewesen sein !", murmelte Kris ungeduldig und lief erneut über das gesamte Dach, um weitere Anhaltspunkte zu finden.
Als er jedoch nach einer halben Stunde noch immer keine weiteren Spuren entdeckt hatte, ließ er sich deprimiert an der Dachkante nieder, von der aus Kyungsoo in den Tod gesprungen war, und starrte seufzend nach unten auf den noch immer blutigen Pfeiler des Gartenzauns.
„Das kann doch nicht sein, dass hier nichts mehr ist... Damit sind wir keinen einzigen Schritt weiter gekommen, bis auf die vage Vermutung, dass er nervös war und Angst gehabt haben könnte.", gab er enttäuscht von sich und ließ dabei seinen Blick über ein paar Büsche direkt neben dem Pfeiler gleiten, ehe er plötzlich inne hielt und mit großen Augen zu Chanyeol sah.
„Oh mein Gott, Chanyeol...! Siehst du das da unten im Gebüsch ? Ist das etwa...?"
„Ja ! Das ist es ! Unsere letzte Hoffnung... Komm schnell, wir müssen sofort runter !"



Luhan:

„Man ! Hier muss doch irgendwo ein verdammtes Haar von Jay zu finden sein ! Die Bitch ist immerhin seine Freundin !", knurrte Luhan genervt und wühlte dabei weiter durch Jessis Koffer, ehe es ihm kurzerhand zu blöd wurde und er den Koffer einfach auf dem Bett auskippte.
„So unordentlich wie ihr Koffer ist, wird sie sowieso nicht bemerken, wenn die Klamotten später etwas anders drin liegen, also kann ich auch gleich alles rausschmeißen und durchsehen.", murmelte er leise und begann damit jedes einzelne Teil gründlich unter die Lupe zu nehmen.
„Uhh...na sie mal einer an.", grinste er leicht, als er schließlich bei ihrer Unterwäsche angelangt war und nahm einen schwarzen Tanga mit Spitze in die Hand, an welchem er ausgiebig roch, „Mhm...der wurde schon getragen. Ihre Pussy riecht unglaublich verlockend. Kein Wunder dass Kris sie angefangen hat zu ficken. Diese Frau wurde ausschließlich für Sex geboren. Und davon will ich etwas ab haben.", grinste er hinterhältig und steckte den Tanga in seine Hosentasche.
„Aber erst mal muss ich Jays verdammte DNA finden !", knurrte er leise weiter und räumte Jessis Klamotten schließlich wieder in den Koffer, ehe sein Blick plötzlich an ihrer großen Kosmetiktasche neben dem Bett hängen blieb, welche er als einzige noch nicht durchsucht hatte.
„Meine Fresse... Wie viel Schminke braucht eine einzelne Frau denn bitte...?", gab er Augen verdrehend von sich, als er die Tasche schließlich öffnete und ihm Tonnen von Make-Up und Haarprodukten entgegen quollen, „Damit könnte man ein ganzes Haus anmalen. Typisch Frau. Aber warte mal...diese Haarbürste da... Hier sind vereinzelte kurze Haare dabei, die definitiv nicht von Jessi stammen können. Ob das wohl Jays Haare sind...? Die Länge könnte eigentlich passen."
Mit diesen Worten löste er die wenigen kurzen, schwarzen Haare vorsichtig mit einer Pinzette aus der Haarbürste und legte diese anschließend wieder ordentlich in die Kosmetiktasche zurück.
„Ich glaube ich habe, was ich brauche. Zum Glück ist Jessi so unordentlich und hat ihre Bürste noch nicht sauber gemacht. Dankeschön du dumme Schlampe. Jetzt kann ich deinen Liebhaber und deinen Freund kontrollieren.", grinste er hinterhältig und verließ nun zufrieden Kris' Zimmer.
„Also gut, dann mal los.", begann er, nachdem er wieder sein eigenes Zimmer betreten hatte und nahm die herrenlose Puppe in seine Hand, an welcher er mit Tesafilm Jays Haare befestigte.
Nachdem er dies getan hatte, brannte sich auch sogleich Jays Name auf dem Bauch der Puppe ein und die angeklebten Haare verwuchsen, genauso wie bei Jessi zuvor, mit dem Kopf der Puppe.
„Perfekt.", grinste Luhan schließlich und musterte zufrieden das Ergebnis, „Hm...ob ich ihn damit auch irgendwie früher wieder aus Amerika zurückholen kann...? Ich würde wirklich zu gerne ausprobieren, ob es wirklich auf diese Distanz funktioniert hat. Aber na gut...wenn ich es nicht schaffe ihn schon diese Woche zurückzuholen, muss ich mich eben noch etwas gedulden. Immerhin hab ich hier ja sowieso noch genug Beschäftigung auf Lager.", grinste er weiter und legte Jays Puppe zu den anderen in die alte Kiste, welche er gut verschloss und anschließend wieder versteckt unter seinen Schreibtisch schob.
„Hm...mal sehen was die anderen alle so schönes treiben. Ob sie Kyungsoo wohl noch hinterher heulen ? Vielleicht fällt mir ja etwas ein, wie ich ihre Stimmung noch weiter verschlechtern kann.", lachte er amüsiert und schaltete daraufhin seine Überwachungsmonitore ein.

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