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Kapitel 5

„Warte mal kurz, Lay...", unterbrach ihn Suho und sah ihm dabei nachdenklich in die Augen, „Sagtest du nicht vorhin am Telefon zu Baekhyun, dass Chen wortlos ins Wasser gestiegen ist...? Und was meinst du damit, dass es so aussah, als ob er sich gar nicht ertränken wollte...?"
„Also bevor ich auf mein Handy gesehen habe, hatte ich mich noch mit Chen unterhalten. Er stand direkt neben mir. Dann hab ich kurz ein paar Nachrichten beantwortet und plötzlich war er schon mitten im See und das Wasser ging ihm bis zum Hals. Er begann panisch zu schreien und er schien wirklich schreckliche Angst zu haben. Ich bin sofort ins Wasser gesprungen und habe versucht so schnell wie möglich zu ihm zu gelangen, doch er lief einfach weiter, bis er komplett im Wasser verschwunden war. Als ich bei ihm ankam war er schon fünf Minuten lang unter Wasser und lag bereits auf dem Boden des Sees. Ich bin getaucht und hab ihn hochgezogen, das hat nochmal ein paar Minuten gedauert... Ich hätte es wissen müssen, dass er nach fünf Minuten schon längst ertrunken war, aber ich habe trotzdem so sehr gehofft, dass er vielleicht so lange die Luft anhalten kann. Bis ich ihn dann komplett aus dem Wasser hatte, vergingen geschätzt noch weitere fünf Minuten. Danach hab ich vergeblich versucht ihn zu beatmen und das verschluckte Wasser irgendwie aus seinem Körper zu kriegen. Aber er war zu dem Zeitpunkt schon tot... Als ich das letztendlich realisiert hatte, bin ich sofort in einen Schockzustand verfallen, hab wie hypnotisiert mein Handy aus der Jacke gezogen, die noch am Ufer lag, und hab die erst beste Nummer angerufen, welche Baekhyuns war. Nachdem ich ihm stotternd erzählt habe was passiert war, habe ich Chen hochgehoben und bin mit ihm in den Armen zurückgelaufen. Ich habe erst auf dem Weg hierher richtig begriffen, was da eigentlich genau passiert ist. Aber es ist so surreal..."
„Ich verstehe...", antwortete Suho nickend und ließ sich anschließend seufzend auf einen der Sessel im Wohnzimmer fallen, „Aber...ich kann einfach nicht verstehen, wieso er das getan hat... Chen wirkte psychisch sehr gesund und stark. Er hat nie irgendwelche Zeichen von Depressionen oder Unzufriedenheit gezeigt. Er war immer fröhlich... Warum hat er nicht mit uns gesprochen, wenn es etwas gab dass ihn so sehr belastet hat, um Selbstmord als einzigen Ausweg zu sehen."
„Vielleicht war es ja auch nur eine spontane Reaktion...", überlegte Luhan und sah dabei zu den anderen, „Es muss ja nicht unbedingt heißen, dass er das schon lange geplant hat. Vielleicht war es wirklich nur spontan entschieden und er hat einfach nicht weiter darüber nachgedacht."
„Nein...das passt nicht zu Chen...", murmelte Suho nachdenklich und blickte anschließend zu Kris, welcher gerade zusammen mit Chanyeol, Tao und Sehun das Wohnzimmer betrat.
„Kris...was habt ihr mit Chen gemacht...?", fragte Lay leise und stand vom Sofa auf, während sich die anderen alle zu den Dreien umdrehten und sie genauso fragend ansahen.
„Wir haben im hintersten Teil des Gartens ein Grab für ihn ausgehoben...", antwortete Kris und sah sie alle an, „Ich weiß nicht wie es euch geht, aber...wir würden ihn gerne hier bei uns beerdigen und nicht allein auf irgendeinem Friedhof am anderen Ende des Dorfes lassen. Zusätzlich sollten wir seinen Tod auch nicht weiter bekannt geben. Denn die Polizei wird sich diesem plötzlichen Todesfall definitiv annehmen und es fällt mir schwer das zu sagen, aber...Lay wäre zumindest in deren Augen ein potenzieller Hauptverdächtiger, da er als einziger bei Chens Tod anwesend war und keiner bezeugen kann, ob Chen sich wirklich selber umgebracht hat. Wir wissen alle sehr genau, dass Lay niemals in der Lage wäre so etwas zu tun. Aber die Bullen glauben was sie wollen. Glaubt mir...die legen sich vieles einfach zurecht, ohne groß zu ermitteln. Nur deswegen hab ich ein Vorstrafenregister bei diesen Arschlöchern. Sogar Jay hat eins und das nur weil wir Lederjacken tragen und Motorräder besitzen. Justiz und Gerechtigkeit am Arsch."
„Kris hat völlig recht.", stimmte Luhan ihm zu und warf daraufhin einen Blick zu Lay, „Lay hat schon genug durchgemacht, indem er mitansehen musste wie Chen sich selbst ertränkt. Ihn auch noch stundenlange Befragungen und Verdächtigungen durchmachen zu lassen, wäre schrecklich."
„Dann werden wir ihn hier bei uns im Garten begraben und es auf sich beruhen lassen.", sagte Suho nach einziger Zeit, in welcher sie sich alle in Gedanken anschwiegen.
„Okay, aber dann lasst uns besser gehen, bevor die Totenstarre einsetzt...", drängte Sehun, damit sie keine weitere Zeit verloren und lief gefolgt von Kris und dem Rest in den großen Garten raus.
Dort angekommen hob Kris Chens Körper hoch und legte ihn vorsichtig in das ausgehobene Grab, während Baekhyun und Kyungsoo eilig im Garten umherliefen und einen kleinen Blumenstrauß zusammensammelte, welchen sie ihm in die gefalteten Hände legten.
Nachdem Tao und Kai anschließend noch ein provisorisches Holzkreuz mit Chens Namen darauf gebastelt hatten, versammelten sich alle elf um die Grube herum und blickten traurig hinab.
„Ruhe in Frieden, Chen. Und sei dort wo du jetzt bist glücklich. Wir werden dich vermissen..."
Mit diesen Worten verbeugten sie sich alle und Kris und Chanyeol begannen damit die Grube zuzuschaufeln, während den anderen erneute Tränen die Wangen hinabliefen und sie sich langsam zurück zum Haus begaben.

„Ich kann es immer noch nicht fassen...", schluchzte Lay leise und wurde auch schon von Suho in den Arm genommen, während ihm Xiumin ein Glas Wasser brachte.
„Ich auch nicht...", erwiderte Baekhyun vollkommen aufgelöst und starrte dabei auf den Wohnzimmertisch, „Heute morgen war er noch am Leben und hat mit uns zusammen den Garten aufgeräumt und jetzt...jetzt liegt er in einer Grube in genau diesem Garten und ist tot..."
„Einfach von uns gegangen...und das ohne jede Vorwarnung oder Verabschiedung...", ergänzte Kai und blickte durch das Fenster in den Garten, „Ich frage mich wirklich, wie Kris und Chanyeol das ertragen können ihn zu begraben. Es würde mich zerstören das tun zu müssen..."
„Die beiden haben einen starken Charakter. Sie können damit besser umgehen, als wir anderen.", sagte Suho und warf ebenfalls einen Blick nach draußen, „Ich bin ihnen wirklich sehr dankbar, dass sie diese schlimme Aufgabe übernehmen. Aber ich weiß auch dass es sie innerlich schmerzt."
„Natürlich tut es das... Wen würde der Tod eines geliebten Freundes denn nicht schmerzen...?", erwiderte Luhan und stand schließlich von der Couch auf, „Aber...macht es euch etwas aus, wenn ich mich für den restlichen Nachmittag in mein Zimmer verabschiede...? Es ist heute so viel auf einmal passiert, dass ich eigentlich nur noch ins Bett und ein wenig allein sein will..."
„Nein, geh ruhig.", antwortete Suho nickend und sah dabei zu den anderen, „Ich glaube wir können jetzt alle ein wenig Ruhe gebrauchen, um das alles irgendwie möglichst zu verarbeiten."
„Danke, Suho.", nickte Luhan zurück, verabschiedete sich und verließ daraufhin das Wohnzimmer, um nach oben zu den Zimmern zu gehen, ehe er plötzlich finster grinste und Kris' Zimmer betrat.
„Solange er noch damit beschäftigt ist Chen zu verscharren, kann ich mir das holen, was ich noch dringend für meine Pläne brauche.", flüsterte er leise und lief geradewegs zu Kris' Bett, um nach einem ganz bestimmten, schwarzen langen Haar zu suchen.
Nachdem er das Bett von oben bis unten durchsucht hatte, ließ er sich jedoch frustriert auf ihm nieder und entdeckte dabei zufällig das begehrte Objekt an der Bettkante herunterhängen.
„Oh... Du hast dein Bett wohl doch nicht gestern nach dem Sex mit Jessi saubergemacht, was Kris...?", grinste er hinterhältig und nahm Jessis langes Haar vorsichtig mit einer Pinzette von der Kante, ehe er das Bett wieder schnell richtete und anschließend aus dem Zimmer verschwand.
„Jetzt muss ich es nur noch an der herrenlosen Voodoo Puppe anbringen und ich kann die kleine, untreue Schlampe genauso kontrollieren, wie jeden anderen in diesem Haus. Es fehlt mir nur noch eine für ihren dummen Freund Jay. Aber der ist ja die nächste Woche nicht hier und bis er wieder zurück ist...hab ich bestimmt eine weitere Puppe frei...", lachte er düster, betrat sein Zimmer und machte sich gleich daran das lange Haar mit Tesafilm an der freien Puppe zu befestigen.
Sofort nachdem er dies getan hatte, brannte sich auch schon Jessis Name auf dem Bauch der Puppe ein und ihr Haar verschmolz mit dessen Kopf, sodass es nun daraus hervorwuchs.
„Gruselig...", gab Luhan begeistert von sich und legte Jessis Puppe neben die von Kris, „Mhm...zu was ich euch alles zwingen könnte, um meine Begierden zu stillen. Ab morgen ist es vorbei mit sanft, darauf könnt ihr euch verlassen. Und ihr anderen alle auch..."
Lachend schaltete er seine Monitore an und blickte ins Wohnzimmer, wo Kris und Chanyeol gerade von der Terrasse kamen und sich zu den anderen setzten.
„Ich hoffe dass die Tiefe des Grabes in Ordnung ist und wir ihn gut vergraben haben.", sagte Kris und blickte dabei besorgt nach draußen, „Wenn er beim nächsten Regen wieder an die Oberfläche gespült werden sollte...wäre das die Definition von Grauenhaft und Verstörend für uns alle."
„Ich glaube das passt schon, Kris. Wir haben wirklich tief gegraben.", beruhigte ihn Chanyeol und nahm vorsichtig Baekhyun in den Arm, welcher vollkommen verloren neben ihm saß.
„Ich hoffe es...", seufzte Kris, ehe ihm auf einen Schlag wieder einfiel, dass Jessi ja am nächsten Tag zu ihnen kommen sollte, „Sagt mal Leute... Ist das immer noch in Ordnung für euch, wenn Jessi morgen kommt...? Ich kann ihr jetzt noch schnell absagen, wenn ihr wollt."
„Nein, das ist schon in Ordnung.", antwortete Suho und blickte zu den anderen, die ebenfalls nickten, „Vielleicht kann sie uns ja etwas ablenken. Wir können nicht einfach aufhören zu leben und die nächsten Wochen nur noch um ihn trauern. Das würde er auch gar nicht wollen."
„Suho hat Recht.", sagte Baekhyun und drückte sich enger an Chanyeol, „Ich will Jay um jeden Preis morgen früh sehen und ihn drücken bis er keine Luft mehr bekommt. Vielleicht bleibt er ja doch hier, wenn er hört was passiert ist und kümmert sich um uns."
„Wohl eher um dich, was...?", grinste Chanyeol leicht und wuschelte ihm durch die Haare, „Aber sei nicht so egoistisch. Seine Eltern brauchen ihn. Er muss gehen. Du siehst ihn ja bald wieder. Aber ich schlage vor, dass wir uns alle erst mal etwas ausruhen gehen. Ich bin mir sicher, dass es uns morgen zumindest ein kleines Bisschen besser gehen wird."
„Oh und wie es das wird.", grinste Luhan und schaltete seine Monitore aus, als sich alle auf ihre Zimmer verteilten, „Morgen wird es euch 'bestimmt' besser gehen, dafür sorge ich schon..."