6 - Erste Annäherung (SPENCER)

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"Es wird also langsam ernst", murmelt David, schaut sich die Möbel an. Die Umbauarbeiten sind aktuell im Gange und ich habe mir überlegt, dass wir mal einen Blick auf die neue Einrichtung werfen. In der Bar, die noch immer keinen neuen Namen hat, wird alles rausgeschmissen, sodass seit ein paar Tagen geschlossen ist.

Seitdem weiß David nicht mehr viel mit sich anzufangen, fragt immer wieder, wie er helfen kann oder generell was er tun kann. So kommt er mal raus und kann sich den Fortschritt ansehen. 

"Bereust du es?", will ich wissen, lege den Kopf in den Nacken, um ihn anzusehen. 

"Nein, es ist nur ungewohnt, aber ich werde mich schon damit anfreunden."

"Das wollte ich hören", strecke ich mich nach oben, nehme ihm die Cap vom Kopf, setze sie selbst auf. 

"Ey", protestiert David, versucht nur halbherzig sie zurückzubekommen.

"Mir steht sie sowieso besser", grinse ich ihn an, lasse meine Blicke dann über die Möbel gleiten. 

Sie sehen toll aus. Ich kann mir schon genau vorstellen, wie alles aussieht, wenn es einmal fertig ist. Ich hoffe David sieht das auch so. Letztlich will ich ihm ja nur helfen. Wobei ich zugeben muss, dass mein Interesse an dem Erfolg der Bar gewachsen ist und das nicht nur, weil ich Geld hineingesteckt habe. 

"Mamá  ¿qué pasa?", höre ich David plötzlich neben mir sprechen, sehe wie er sich sein Handy ans Ohr hält. 

"Sí, weiß Dani Bescheid?...Wie ist das denn passiert? ¿Estaba solo en el jardín otra vez?"

Dieses Hin und Her der Sprachen verwirrt mich. Ich kenne das von den Telefonaten mit meiner Abuela und da muss ich ab und zu Stopp sagen, weil ich nicht mehr weiß wo hinten und wo vorne ist. 

"Ich kann in einer Stunde da sein...Sí...Sí...ich dich auch...Nos vemos, adios", beendet er das Gespräch, steckt sein Handy weg.

"Alles in Ordnung?"

"Mein Vater wollte einen Baum im Garten fällen und ist dabei von der Leiter gefallen."

"Gehts ihm gut?"

"Ja, er ist der Tollpatsch in der Familie. Ich kann ihn gefühlt alle zwei Monate mal im Krankenhaus besuchen gehen, ihm passiert ständig irgendwas."

"Soll ich dich fahren? Mit dem Auto sind wir schneller, als wenn du mit dem Zug fährst", biete ich ihm an und skeptisch runzelt er die Stirn.

"Du willst mir helfen? Ohne Gegenleistung? Muss ich mir Sorgen machen?"

Wir sind in letzter Zeit wieder öfters aneinandergerauscht, hatten aber auch gute Momente. Ich glaube, wir müssen uns nur noch besser zusammen einspielen.

"Meine Gegenleistung kann ich auch irgendwann noch bekommen, aber ich glaube bei der Familie zu sein ist jetzt wichtiger."

"Na gut, dann sollten wir jetzt los."

Nachdem ich David vor dem Krankenhaus abgesetzt habe, noch in der Bar nachgesehen habe, wie der Fortschritt so ist, sitze ich jetzt Zuhause, kalkuliere noch ein wenig die Finanzen. Wenn alles funktioniert, so wie ich mir das vorstelle, dann ist die Bar eine Goldgrube. 

Ich bin vertieft in meine Unterlagen, als mein Telefon klingelt, Danielles Name auf dem Display erscheint. 

"Hey, was gibts?", stelle ich den Lautsprecher an, ordne die Papiere, damit wieder Platz auf meinem Schreibtisch herrscht.

"Bist du bei meinem Bruder?"

"Nein, wieso fragst du?"

"Lange Geschichte, falls er sich bei dir meldet oder du erfährst wo er ist, sagst du mir bitte Bescheid?"

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