16 - Vergangenheit (SPENCER)

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"Hier", reiche ich David das Bier, setze mich zu ihm aufs Sofa, "Fang einfach an, wann du willst, ich hör dir zu."

Ein wenig Angst habe ich schon, vor dem, was er mir erzählen will. Er klingt so ernst und denkt, ich bekomme dann ein ganz anderes Bild von ihm. Eins, welches mir absolut nicht gefallen wird.

"Oh mann, na schön, ich komme ja heute eh nicht mehr drum herum", nimmt er einen großen Schluck aus der Flasche, ehe er anfängt, nervös am Etikett zu zupfen.

"Also ich war damals mit meiner Schwester und Carter unterwegs, feiern. Die beiden waren schon zusammen und haben sich selbstverständlich auch geküsst und miteinandet geflirtet und so weiter...ich bin irgendwann dann mal an die Bar und habe mir was zu trinken bestellt, als ich die zwei Typen neben mir habe lästern hören über die beiden. Ich will gar nicht näher auf den ihre Worte eingehen, aber ich habe ihnen klar gemacht, dass sie ihre Klappe halten sollen."

Wieder trinkt er einen großen Schluck und ich ahne, worauf das hinausläuft.

"Es hat anfangs funktioniert, aber gegen Ende des Abends ist mir einer der beiden nochmal über den Weg gelaufen und hat ein schlechtes Wort fallen lassen. Daraufhin sind mir die Sicherungen durchgebrannt und ich habe zugeschlagen. Anzeige wegen Körperverletzung, musste Schmerzensgeld zahlen."

"Du hast nur deine Schwester und ihre Freundin verteidigt, ich würde dir niemals einen Vorwurf machen", versichere ich ihm, lege meine Hand auf sein Knie.

"Das war nicht alles."

"Was war denn noch?"

"Einige Zeit später gab es einen ähnlichen Vorfall, mit Asher. Nur blieb es diesmal nicht bei meiner Faust als Waffe."

"Sondern?"

"Ein Messer. Ich hab ihm einen Stich in den Oberschenkel verpasst. Der Mann trägt heute noch Schäden davon, kann nicht richtig gehen. Da dass bei mir nicht der erste Vorfall mit Körperverletzung war und man sich einig war, dass ich nicht daraus gelernt habe, musste ich ins Gefängnis."

Ich sehe ihm an, wie schwer es ihm fällt darüber zu reden und das er sich immernoch deswegen schlecht fühlt.

"Wie lange?"

"Sieben Monate. Und seitdem sollte ich mir am besten nichts mehr erlauben. Seit letztem Jahr passt Theo auf mich auf. Ich bin temperamentvoll und ich gebe zu, ich habe mich in manchen Situationen nicht im Griff..aber ich bin kein schlechter Mensch, so lächerlich das jetzt auch klingen mag."

"Du hast einen Investor gesucht, weil du keinen Kredit bekommen würdest, oder?"

"Jede Bank hat mich abgewiesen. Ich bin vorbestraft, mit mir will keiner was zutun haben."

"Ich schon", widerspreche ich ihm, "Ich kann deine Motive nachvollziehen. Natürlich ist Gewalt nie eine Lösung, aber ich weiß nicht, wie ich an deiner Stelle gehandelt hätte."

"Hast du jetzt Angst vor mir?"

"Niemals."

"Dann bist du ganz schön naiv."

"Nein, ich habe nur eine tolle Menschenkenntnis und ich kenne jetzt schon dein vermutlich schlimmstes Geheimnis. Du hast es mir anvertraut, obwohl wir uns bisher nie richtig kennengelernt haben und das beweist viel."

"Du willst also nicht, das ich gehe? Jetzt sofort?"

Kopfschüttelnd nehme ich ihm die Bierflasche aus der Hand, klettere auf seinen Schoß.

"Ich will das du bleibst", drücke ich ihm einen Kuss auf die linke Wange.

"Ich will dich kennenlernen", fahre ich fort, küsse die rechte Wange.

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