20 - Paris (SPENCER)

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"Natürlich. Ich melde mich bei Ihnen, sobald ich jemanden gefunden habe. Tschüss!", lege ich auf, mache mir eine kleine Notiz, dass ich unbedingt heute noch eine Anzeige für das Haus ins Internet stellen muss.

Kaum das ich meinen Stift abgelegt habe, klopft es an meiner Bürotür.

"Herein", rufe ich, sehe Danielle, die ihren Kopf ins Büro streckt.

"Hast du ein paar Minuten für mich?"

"Na klar, setz dich", räume ich alles ein wenig zur Seite, "Willst du was trinken?"

"Nein, danke", lehnt sie ab, setzt sich gegenüber von mir.

"Danke für die Blumen und den Champagner, aber das wäre nicht nötig gewesen."

"Doch, du hast mir den Arsch gerettet Dani, ich schulde dir eigentlich noch mehr als das."

Ohne ihre Hilfe hätte ich sicherlich meinen Job verloren.

"Du bist mir nichts schuldig, unter Kolleginnen hilft man sich manchmal aus. Unter Freundinnen tauscht man sich aus, also willst du drüber reden? Wenn es was mit Dave zu tun hat, ich schlage ihn gern für dich."

"David hat nicht wirklich mit der Sache was zu tun."

"Aber?", hebt sie ihre Augenbraue, sieht mich skeptisch an.

"Er will mehr von meiner Vergangenheit wissen."

"Er will dich kennenlernen, da ist das doch nur logisch."

"Du weißt das ich nicht gern darüber rede. Er lässt nicht locker."

Ich würde gern mit ihm darüber reden, aber es hat Jahre gedauert, bis Jess davon erfahren hat und bei Danielle war ich damals so betrunken, dass ich es einfach erzählt habe.

"Mein Bruder hat auch eine schwierige Vergangenheit hinter sich, er-"

"Er war im Gefängis, dass hat er mir schon erzählt", falle ich Dani ins Wort, die ihre Augen weit öffnet.

"Hat er? Dann bist du ihm wirklich wichtig. Sowas erzählt er nicht jedem. Vielleicht solltest du auch darüber reden, ich glaube er hat einen Vertrauensbonus verdient."

"Selbst wenn ich wollen würde, mir gehen die Worte nicht über die Lippen. Ab morgen bin ich eh erstmal in Frankreich, mit dem Thema befasse ich mich erst wieder, wenn ich zurück bin."

Gott sei Dank kann ich David ein bisschen aus dem Weg gehen. Seitdem es zwischen uns so geknallt hat, macht jeder sein eigenes Ding.

"Uii, was gibts da schönes?"

"Ich soll meinen Dad unterstützen bei der Suche nach einem Haus. Wir haben ein paar Besichtigungen, es soll ein Geschenk für Mum werden."

"Wow, ein Haus in Paris", beginnen Danielles Augen zu leuchten. Ich kann es verstehen, es gibt wirklich nicht viele schönere Orte als Paris.

"Was macht denn eure Suche nach einer größeren Wohnung?"

"Ach hör mir auf. Unsere perfekte Wohnung wurde gestern gekauft", stöhnt sie genervt, steht jetzt doch auf, um sich etwas zu trinken zu nehmen.

"Wenn du willst, dann lasse ich mal ein paar Kontakte spielen, vielleicht ist da was für euch dabei."

"Das wäre traumhaft. Ich hoffe nur der ganze Aufwand lohnt sich", lässt sie sich mit ihrem vollen Glas wieder auf dem Stuhl nieder.

"Welcher Aufwand?"

"Elli und ich wollen ein Kind und David spendet sein Sperma, damit es auch meine DNA trägt."

"Wow, ein Kind also. Habt ihr euch das gut überlegt?"

Klar Kinder sind schön und toll, aber es sind so viele Verpflichtungen, die man eingeht. Ich wäre noch nicht bereit dafür.

"Haben wir. Tagelang haben wie das Thema ausdiskutiert und uns dann dafür entschieden. Ich wollte immer eine Familie, sie genauso und ich liebe Elli, werde ich immer."

"Ihr seid ja schon ganz süß, ich mag Elli."

Ich glaube zwar das Danielle, Elli für immer mit David teilen muss, aber es ist schön, dass sie so zusammenhalten und sich helfen. Sie mussten David bestimmt nicht dazu überreden, dass er ihnen hilft.

"Sie mag dich auch. Und sie hofft, dass aus dir und David mal was wird. Und ich muss sagen, ich würde mich auch freuen, wenn sich da mehr entwickelt."

"Du würdest dich freuen?", mache ich große Augen. Immerhin hat sie mir damals von ihm abgeraten.

"Ich hab ihn lang nicht mehr so gesehen. Du tust ihm gut. Umgekehrt genauso. Ich hätte niemals gedacht, dass ich das sage, aber ich glaube ihr habt euch nicht gesucht, aber gefunden."

Ich hab nicht damit gerechnet, dass David mich mal so verrückt machen würde.

"Vielleicht rede ich nochmal mit ihm, aber erst nach meiner Reise. Ich brauche noch etwas Abstand zwischen uns."

"Lass dir nicht zu viel Zeit. Ich weiß ja nicht, was genau ihr aktuell seid, aber David ist kein Kind von Traurigkeit."

"Ich weiß, dass er ein Playboy ist...war. Aber ich weiß auch, dass er mir keine andere vorziehen würde."

Danielle beginnt zu grinsen, trinkt ihr Glas aus.

"Du hast ihn also so sehr unter Kontrolle?"

"Ich gehe davon aus, ja. Aber darum geht es auch überhaupt nicht. Ich denke, wenn er mich will, dann wartet er. Wenn ihn das abschreckt, dann sind wir nicht für eine Beziehung geeignet."

Ich bin stur, eigensinnig und ziehe mich schnell zurück. Entweder er kann damit umgehen oder wir bleiben nur Geschäftspartner, vielleicht Freunde.

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"Spencer, da bist du ja endlich. Hattest du einen guten Flug?", zieht mein Papa mich fest in seine Arme, erdrückt mich fast.

Mein Papa ist riesig, hat ein kleines Bäuchlein und in Relation zu mir ist er ein Bär, der seine Beute gerade zerdrückt.

"Ich habe die meiste Zeit geschlafen, Jetlag vorbeugen. Wie sieht der Plan für heute aus? Ich bin motiviert."

"Zuerst bringen wir deine Sachen ins Hotel, dann essen wir zu Mittag und danach kümmern uns um die Arbeit. Jetzt verbringen wir erstmal ein bisschen Vater und Tochter Zeit."

"Klingt super!", lege ich strahlend meinen Arm um seine Hüfte und wir laufen zum Auto, welches auf dem Rollfeld steht.

Es hat Vorteile, wenn man reich ist. Nachdem man im Privatflieger unterwegs war, stolpert man vom Flugzeug direkt ins Auto und wird weiter chauffiert.

Während der Fahrt tätigt er ein paar Telefonate, die leider nicht warten können, weswegen ich mein Internet anmache. Das letzte Mal habe ich gestern Abend drauf geschaut, bevor ich losgeflogen bin.

Dementsprechend gespannt bin ich, ob David mir geschrieben hat. Ich habe ihm einen Zettel im Büro hinterlassen, aber fraglich ist, ob er ihn bekommen hat und wenn ja, ob er mir antwortet. Zu meiner Freude hat er mir eine Audio geschickt. Ich starte sie, halte mir das Handy ans Ohr. Mein Vater muss das jetzt nicht unbedingt mitbekommen.

"Buenos diás, oder eher buenos noches? Ich weiß nicht, um welche Uhrzeit du dir das anhörst, aber ich hoffe du hattest einen guten Flug. Es ist schade, dass wir die Sache nicht mehr klären konnten, aber ich hoffe wir schaffen das, wenn du wieder da bist. Ich hoffe du bist mir nicht böse. Vielleicht schickst du mir ja das ein oder andere Bild, ich würde gern etwas von Paris sehen...und von dir. Wie dem auch sei, viel Spaß und te extraño, mi hermosa."

Ich nehme das Handy vom Ohr, beginne ihm zu antworten.

"Na, was grinst du denn so?", stupst mich mein Dad an, wartet neugierig, dass ich ihm antworte.

Jedoch werde ich David nicht erwähnen. Dafür wäre es noch zu früh. Außerdem muss ich selbst erstmal sehen, wohin das mit dem Spanier führt. Die Voraussetzungen sind schon mal gut.

Jetzt werde ich mich aber erstmal um die Familie und die Arbeit kümmern, für David habe ich auch später noch Zeit.

Sogar Danielle ist mittlerweile Fan von den beiden. :D

TentadorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt