9 - Aufgeflogen (DAVID)

19 2 2
                                    

Diese Frau ist unfassbar. Beinahe hätte ich ihr dieses jämmerliche Schauspiel abgekauft. Letztens die Nachrichten, heute das Telefonat. Jedoch hat ihr aktuellster Plan eine Schwachstelle gehabt. 

Ashton. 

Von allen Männern auf dieser Welt, sucht sie sich meinen langjährigen Kumpel aus, ihren Freund zu spielen. Das ist natürlich ein Segen für mich. Sie hat mich angelogen und das kann ich ihr jetzt schön unter die Nase reiben. 

Asher kam ins Büro und meinte sie ist gerade auf der Damentoilette. Nachdem wir beide kurz über die Situation gelacht haben und ich ihn dann freigelassen habe, damit er dieses Theater nicht weiter mitspielen muss, stehe ich jetzt im Türrahmen der Damentoilette und grinse vor mich hin, als Spencer zur Kabine raustritt. 

"Schon mal was von Privatsphäre gehört?", fährt sie mich an, wäscht sich die Hände. 

"Meine Bar, meine Regeln", grinse ich nur noch mehr. Das macht gerade wirklich Spaß. 

"Ich hole gleich Alex, der kann dir sicherlich mal die Regeln unserer Bar erklären."

"Wer ist Alex?"

"Mein Freund?", ist sie vollkommen überzeugt, dass er so heißt. 

"Hast du ihn mir nicht als Ashton vorgestellt?", halte ich mein Wissen noch unter Verschluss.

"Ich mag seinen Zweitnamen lieber und dieser ist Alexander und ich nenne ihn Alex", denkt sie sich eine wirklich gute Geschichte aus. Schön, wie sie an ihrem Lügenkonstrukt festhält. 

"Sein Name klingt sehr adelig."

"Sein Vater ist der Prinz von irgendeinem kleinen Land, relativ unwichtig, spielt bei der Thronfolge keine Rolle."

Wow, sie hat einen Oscar verdient für ihre Rolle. Die Frage ist nur, wieso sie das macht. 

Als sie sich die Hände abtrocknet, nehme ich mein Handy zur Hand und suche aus meiner Galerie ein Bild von Ash und mir. 

"Kommt dir der hier bekannt vor?", zeige ich ihr dann das Foto und sie schüttelt den Kopf. 

"Das ist dein adeliger Ashton Alexander und ich, vor zehn Jahren", kläre ich die Sache auf und ihr Mund klappt auf. 

"Er ist einer meiner besten Freunde, seit ein paar Monaten mein Nachbar und außerdem schwul und von dir hat er auch noch nie erzählt. Schon komisch, oder?"

"Jaja, mach dich nur lustig", schiebt sie mich mit ihrer Tasche zur Seite, damit sie durch die Tür kann. 

"Hey!", rufe ich, laufe ihr nach, "Jetzt renn nicht weg."

"Was soll ich denn noch hier? Du hattest deinen Spaß, wir sind hier fertig."

"Ich würde gern wissen, wieso du das getan hast", halte ich sie am Arm fest und sie wirbelt herum, befreit sich sogleich aus meinem Griff. 

"Damit du dir auf unseren Kuss nichts einbildest und vielleicht noch einen Versuch oder so startest."

"Wieso nicht? Wieso sollte ich keinen Versuch starten, immerhin hast du mich geküsst und nicht umgekehrt."

"Weil privates und berufliches nie gut ausgeht. Am Ende gibt es Streit, Trennung und dann wird die geschäftliche Sache für beide schwierig und alle sind unglücklich."

Als würde Carter vor mir stehen. Sie hatte vom Inhalt her die gleichen Worte gesagt. 

"Es kann aber auch gut gehen. Ich habe ja nichtmal davon gesprochen, einen Versuch zu wagen, aber du gehst von einem auf den anderen Tag auf Abstand und dann bin ich Schuld? Ist das so eine verdrehte Wahrnehmung vom weiblichen Geschlecht oder bist du einfach ein bisschen gestört?"

TentadorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt