8 - Ashton (SPENCER)

28 2 2
                                    

Mein Plan hat funktioniert. 

David geht auf Abstand und eigentlich wollte ich das auch so, aber irgendwie fühle ich mich schlecht. Nicht weil ich ihn belogen habe, denn das musste ich tun, sonst wäre ich ihm schon verfallen. Aber das wir jetzt so verkrampft miteinander umgehen. 

Die Suche nach geeignetem Personal, mit Bewerbungsgesprächen war eine Katastrophe. Wir waren uns immer uneinig, haben die ganze Zeit gestritten. Auch die Namenssuche läuft ins Leere. David will nicht mehr Zeit mit mir verbringen als nötig, deshalb denkt jeder für sich nach. 

Nur denke ich die ganze Zeit über diesen muskelbepackten, blauäugigen Spanier nach. Wieso hat er es mir nur so angetan? Er ist wie jeder Andere. Obwohl, noch schlimmer: Er gibt mir Widerworte und so einen brauche ich. 

Ich brauche jemanden, der mir Kontra bietet, mit dem ich mich streiten kann. David wäre ein geeigneter Kandidat, aber das kann nicht gut gehen. Beziehungen die sich auch auf das geschäftliche beziehen, sind zum Scheitern verurteilt. Meine Visionen mit der Bar sind groß und ich weiß, dass sie ein großer Erfolg werden kann und deswegen wird das Privatleben hinten angestellt. 

Die Entscheidung so auf Abstand zu gehen, kann vor allem Jessica nicht verstehen. Sie kennt David nichtmal und ist der Meinung, dass wir gut zusammenpassen würden. Wobei er aber laut Jess noch besser zu ihr passen würde. 

"Vergiss es Jess, ich will das du dich von ihm fernhälst."

"Eifersüchtig? Angst, dass Loverboy zu mir nicht nein sagst", sehe ich das Grinsen meiner beste Freundin vor mir, obwohl wir nur telefonieren. Ich weiß, dass sie nur Spaß macht, aber gerade macht mich das ganze Thema 'David' nur wütend.

"Ich muss jetzt auflegen, die Pflicht ruft", sage ich, als ich Davids Schritte hinter mir höre. 

"Na gut, viel Spaß mit deinem Loverboy Süße."

Sie muss eindeutig aufhören damit, ihn Loverboy zu nennen, dass ist grausam. Besagter steht mittlerweile neben mir, weswegen ich noch schnell ein "Ich liebe dich" ins Telefon spreche, obwohl Jess bereits aufgelegt hat.

"Na, wem muss ich mein Beileid aussprechen, dass du ihn liebst?", beginnt er zu sticheln und grinsend wende ich mich ihm zu. 

"Meinem Freund und dieser schätzt sich sehr glücklich, dass er mich hat."

"Auch, dass du fremden Männern gern die Zunge in den Hals steckst?", verschränkt er die Arme vor der Brust, lächelt mich falsch an. 

Dieser Idiot!

"Ich meine mich zu erinnern, dass du mir deine Zunge in den Hals gesteckt hast, also halt einfach deine Klappe."

"Weiß er Bescheid? Das du gelegentlich mit anderen Männern verkehrst?"

"Bist du so in deinem Ego gekränkt, dass du nicht der Eine für mich bist?"

"Ich würde mir eher die Kugel geben, als dich nochmal in irgendeiner weise anzufassen, dass kannst du mir glauben."

"Wenn das so ist, dann kannst du dich ja endlich mal nützlich machen und im Büro Ordnung schaffen, von deinem Chaos bekomme ich Stresspickel."

"Y yo de tu voz", geht er brummend an mir vorbei. 

"Pech für dich, du wirst sie wohl für den Rest deines Lebens immer wieder hören", rufe ich ihm noch zu, gebe ihm zu verstehen, dass ich weiß, was er gesagt hat. 

"Dann hoffe ich mal, dass mein Rest des Lebens nicht mehr lang ist."

Und schon knallt er die Tür zu. 

"Ich kann gern dafür sorgen!", habe ich das letzte Wort, denn von ihm kommt keine Antwort mehr.

Dieser Mann!

---

Während David den Tag über im Büro verbracht hat, nur hin und wieder mal rauskam, habe ich die Bauarbeiter im Blick, die, die der Bar die letzten Details verpassen. Geredet haben wir beide nicht, nur ein paar sehr böse Blicke sind gefallen. 

Gegen 18 Uhr sind die Arbeiter fertig, weswegen ich mich bedanke und zur Tür rausbegleite. Dort fällt mir ein Mann auf der anderen Straßenseite auf, der gerade ein Tattoostudio verlässt. Schnell wechsle ich die Straßenseite, um ihn abzufangen. 

Er ist ein Kopf größer als ich, hat schwarze Haare und einen Drei- Tage- Bart. Ja, das könnte mein Typ sein. 

"Hey, hast du kurz Zeit", stelle ich mich ihm in den Weg und er zuckt unschlüssig mit den Schultern. 

"Ich gebe dir fünfzig Dollar, wenn du für etwa zehn Minuten meinen Freund spielst, okay?"

"Sehe ich so billig aus?", grinst er und ich beginne kurz zu lachen. Der war wirklich gut. 

"Nein, aber ich bin eine Frau in Nöten, also?"

"Na schön, verrätst du mir denn vielleicht mal deinen Namen? Ich glaube als dein Freund müsste ich den wissen."

"Ich bin Spencer", halte ich ihm meine Hand hin, die er sogleich schüttelt. 

"Ashton, du kannst mich aber auch gern Baby, Sexgott oder Adonis nennen."

"Ich bleibe bei Ashton. Folge mir und spiel einfach mit", führe ich ihn mit mir über die Straße, rein in die Bar. Zu meinem Glück kommt David gerade aus dem Büro. 

"Ich freue mich, dass du mich endlich mal auf Arbeit besuchst", hake ich mich instinktiv bei Ashton unter, schaue zu ihm nach oben. 

"Kein Problem, Babe", zwinkert er mir zu und ich muss ein Würgegeräusch unterdrücken. Wenn es etwas gibt, dass ich hasse, dann dämliche Kosenamen. Besonders solche, wo ich mir minderwertig vorkomme, aber gut, ich kann ja jetzt schlecht was sagen. 

David, der unsere kleine Konversation mitbekommen hat, läuft zielstrebig auf uns zu, hat wieder dieses verflucht charmante Lächeln im Gesicht. 

"Hey, ich bin David, ihr Geschäftspartner", begrüßen die beiden sich mit einem Händedruck. 

"Freut mich, ich bin Ashton."

"Na dann, schaue dich um. Ich geh eine rauchen und dann bin ich wieder da, vielleicht kannst du uns ja dann mal deine Meinung zu unserem Schmuckstück sagen", klopft der Spanier ihm im Vorbeigehen noch auf die Schulter und perplex schaue ich ihm hinterher. 

Ich habe nicht mit so einer gelassenen Reaktion gerechnet. Ein wenig sauer macht mich das ja schon, dass es ihm scheinbar egal ist. 

"Und wie mache ich mich? Bin ich fünfzig Dollar wert?"

"Du bist vermutlich nicht mal einen Dollar wert, aber Deal ist Deal", hole ich meine Geldbörse, zücke den Schein und gebe ihn Ashton. 

"Meinst du nicht, wir sollten die Sache realistischer aussehen lassen, indem wir uns küssen und einfach mehr Körperkontakt haben?"

Eigentlich bin ich dagegen, aber wir müssen überzeugender wirken. Außerdem sieht Ashton nicht schlecht aus, also warum nicht? Wir begeben uns in Position und als wir die Tür hören, beugt mein Pseudo- Freund sich zu mir runter, küsst mich. 

Als David sich räuspert lösen wir uns voneinander.

"Ich will die Turteltauben ja nicht stören, aber ihr steht in meinem Weg", zieht er ein grimmiges Gesicht und wir lassen ihn durch, sodass er ins Büro kann, wo er laut die Tür zuschlägt.

Auftrag erfüllt, er ist sauer. 

"Ich geh nur schnell auf Toilette und dann legen wir einen guten Auftritt fürs Ende hin", informiere ich Ashton, der mir zunickt, während ich meine Tasche nehme und auf das Frauenklo verschwinde. 

Ich bin gerade aus der Kabine raus, um mir die Hände zu waschen, als ich David im Türrahmen stehen sehe.

Das passiert, wenn der Plan nicht gut überlegt ist. :D










TentadorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt