VII: Vorsicht, selbstzündend !

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Früh am morgen schon Mordpläne zuschmieden, ist bekanntlich keine gute Idee. Aber was soll man machen, wenn die Hephaistoskinder einen um Acht Uhr in der Früh aus dem Bett schreien?

So dachte auf jeden Fall Nico, als er um besagte Uhrzeit wach in seinem Bett lag und dem Geschimpfe von Nyssa Barrera lauschte. Obwohl die Hüttenwand ihr Geschrei dämpfte, waren die Worte gut zu verstehen!
"Jungs, wirklich!", donnerte sie.
"Ich dachte, Leo macht viel Chaos, aber ihr seid wirklich die Höhe!"
Jetzt herrschte Schweigen, doch Nico versuchte gar nicht erst, wieder einzuschlafen, da die Schweigeminute für Leo eben nur eine Minute dauerte.
"Ihr räumt das jetzt sofort wieder auf! SOFORT!", schimpfte Nyssa da auch schon weiter.
"In einer Stunde kommt Lou und kontrolliert! Bis dahin ist alles sauber! Und wenn ich sage alles, dann meine ich das auch so.", zum Ende hin wurde ihre Stimme leiser und Nico atmete auf.
Er zog es kurz in Betracht, sich umzudrehen und weiter zu schlafen, doch die Hephaistostochter hatte Recht. Die Hütten würden bald kontrolliert werden und Nico musste noch ein wenig aufräumen.
Seine Schwester war anscheinend schon nach draußen verschwunden, doch ihr Bereich der Hütte sah ordentlich aus. Ein brauner Rucksack lag auf dem Bett, daneben ihr Kavallerieschwert.

Nico wurde etwas wehmütig zu Mute, wenn er daran dachte, dass er Hazel bald für unbestimmte Zeit nicht wiedersehen würde. Sie hatte ihm gestern Abend noch mitgeteilt, dass sie eine Botschaft von Frank erhalten hatte.
Er bräuchte sie dort im Camp und Reyna sollte ihren Urlaub noch etwas genießen.
Sie hatte ihm nicht gesagt, warum, doch er vermutete, dass es mit dem Verstummen des Orakels und den zunehmend schlechter funktionierenden Kommunikationsmitteln zu tun hatte.

Nico stand auf und machte sein Bett, dann stopfte er die paar herumliegenden T-shirts in den Schrank und wischte den Staub vom Fensterbrett.
Am Ende drehte er sich einmal um die eigene Achse, um sein Werk zu betrachten. Er kam zu dem Schluss, dass er mindestens drei Punkte bekommen würde und sich somit keine Sorgen machen musste.
Teller abzuwaschen war bestimmt nicht seine Vorstellung vom Wochenendvergnügen.

Viel eher wollte er mit Will durch die Erdbeerfelder wandern, seine Hand halten und vielleicht...Nein, stop!, ermahnte er sich selbst. Schnell liefer zu den Waschräumen und klatschte sich Wasser ins Gesicht.
Mit einem Seufzen versuchte er, die Erinnerung an die Albträume von letzter Nacht und Will aus seinem Kopf zu verbannen, was nur mittelmäßig funktionierte.

Als Nico in den Speisepavillon kam, fiel ihm sofort die Ansammlung von Halbgöttern und Satyrn auf.
In der Mitte standen die Römer, welche von vielen Campern herzlich verabschiedet wurden.
Nico versuchte gar nicht erst, durch die Menge zu Hazel zu kommen.
Er überlegte, Schatten zu reisen, doch da Will am Rand stand und ihn mit strengem Blick musterte, fiel das auch weg.

Plötzlich legte sich eine Hand auf seine Schulter und Nico fuhr herum, die Hand am Schwertgriff, was Hazel, die hinter ihm stand, spöttisch auflachen ließ.
"Bist du jetzt schon so paranoid,dass du mitten im Camp Monster erwartest?",  leicht grinste Sie, dann änderte sich ihr Gesichtsausdruck und sie guckte besorgt.
"Du hattest doch nicht schon wieder Albträume, oder?"
Nico erwiderte nichts, doch das reichte seiner Schwester schon als Antwort.
"Oh Somnos*.", sagte sie unglücklich.

"Es ist schon ok.", Nico wollte sie nicht unnötig beunruhigen.
Er strich ihr über das lockige, braune Haar und küsste sie auf die Stirn.
"Mach dir keine Sorgen um mich.", flüsterte er. "Ich komme schon zurecht."

Hazel wusste vermutlich genauso gut wie er, dass er eben nicht zurechtkam, doch sie sagte nichts, außer ein paar Worten des Abschieds. Dann lief sie auf die Wiese und setzte sich neben Dakota an die Spitze der fünften Kohorte, welche als Teil der 12. Legion Fultima aus dem Camp marschierte.
Nico schaute ihnen nach, wie sie über die magische Grenze liefen und in den Hügeln verschwanden.
-

Gähnend betrachtete Nico Jason, der mit Percy und Annabeth heute aus Camp Jupiter zurückgekommen war, wie er mit Grover wetteiferte, wer am meisten Radiergummistummel übereinander stapeln konnte, ohne dass der Turm umkippte.
Percy diskutierte mit Annabeth, ob Ananas den nun auf eine Pizza gehöre oder nicht und Miranda Gardiner aus der Demeterhütte versuchte schonend, Piper die Unterschiede zwischen diversen blauen Farbnuancen zu erklären. ("Willst du mich verarschen? Das ist doch alles Blau.")
Die Arestochter Clarisse stritt sich mit dem Hüttenältesten der Nikehütte über den besten Weg, einen Zyklopenzu erlegen, während Travis Stoll an etwas herumnestelte, was stark nach einem Feuerwerkskörper aussah.

Nico ließ seinen Blick zu Will wandern, der Gedankenverloren auf die Tischplatte starrte. Die blonden Locken hingen ihm in die Stirn und er spielte mit seiner Perlenkette.
Kurz, Nico fand ihn wunderschön.
Er war gerade dabei, sich in diesen Anblick zu vertiefen, als Lou Ellen Blackstone, die Hekatetochter an ihm vorbei zu Travis huschte und begann, auf ihn einzureden.

Nico drehte sich unauffällig in ihre Richtung, um dem Gespräch besser lauschen zu können, denn solche, die mit gedämpfter Stimme und ständigen Blicken nach rechts und links geführt wurden, waren auch meist die Interessantesten.
Er rutsche noch etwas näher und konnte so endlich einige Wortfetzen verstehen.

"...dir sicher?", fragte Travis gerade. "Frag...nochma...Aphroditetöchter-"
"Nein!", schnitt Lou Ellen ihm das Wort ab.
"Ich hab..." Ein wütender Aufschrei von Jason lenkte Nico für einen kurzen Moment ab. "...Zauber erst gestern ausprobiert."
Lou Ellen sprach zu seinem Glück etwas energischer als vorher.
Das Gespräch war nun besser zu verstehen. "Ganz sicher?" fragte Travis noch einmal und Lou stöhnte.
"Bei Hekate, wenn ich es dir doch sage. Gedankenlesen ist auch ni..."

Wieder ein lautes, theatralisches Stöhnen Jasons, gefolgt von Grovers Meckern.

"...onderlich schwer.", führte Lou Ellen ihren Monolog fort.
Travis begann, unheilvoll zu grinsen.
"Lou, du bist echt ein Schatz. Das wird lustig." Lou lächelte und strich sich eine Haarsträhne hinters Ohr.
"Naja, ich wollte dich auch noch fragen, ob du Cecil vielleicht-"
"Bei Aphrodite! Geh doch einfach zu ihm und frag ihn nach einem Date. Ich habe keine Lust mehr, die Brieftaube zu spielen!", rief er und warf die Hände in die Luft.

Eine schlechte Idee, wie sich herausstellte, als der Feuerwerkskörper, welcher vorher von Travis Hand verdeckt gewesen war, auf dem Tisch zu rollen begann.
Nico erhaschte gerade noch einen Blick auf die kleine, griechische Aufschrift "Selbstzündend", bevor der Böller vor Clovis Platz zum Liegen kam und explodierte.

*Römischer Gott des Schlafes

𝚃𝚛𝚞𝚜𝚝 𝚖𝚎 || 𝚂𝚘𝚕𝚊𝚗𝚐𝚎𝚕𝚘Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt