7

567 15 1
                                    

Als ich aufwache, bin ich für einen Moment verwirrt.
'Wo bin ich?' frage ich mich, bevor es mir wieder einfällt. 'Shit, Harry wollte doch Essen machen! Bin ich jetzt ernsthaft eingeschlafen?'
Ein leises Räuspern vom Sessel neben mir erweckt meine Aufmerksamkeit. Ich drehe leicht den Kopf und sehe dort Harry sitzen, der irgendwas auf seinem Handy tippt. Ein leichtes Lächeln huscht über meine Lippen. Es ist irgendwie was Neues, Harry einfach nur so ruhig und entspannt in Jogginghose und T-Shirt in einem Sessel sitzen zu sehen, doch es hat was finde ich.

-"Oh hey, du bist ja wach!", stellt er dann auf einmal fest, als er hochguckt.
'Oh man, hoffentlich hat er nicht gemerkt, dass ich ihn beobachtet habe...'
"Ja, gerade aufgewacht... Wie lange habe ich denn geschlafen und warum hast du mich nicht geweckt?", antworte ich ein wenig verlegen.
-"So zwei bis drei Stunden, es ist jetzt kurz nach vier (16 Uhr). Ich wollte dich schlafen lassen, immerhin bist du ja auch nicht grundlos eingeschlafen, ich dachte mir, dass du die Erholung gut gebrauchen kannst."
"Okay, ehh ja danke.. aber... was ist mit dem Essen?"
Harry lacht. "Keine Sorge, das kann ich auch wieder warm machen. Als ich wieder hier reingekommen bin, und gesehen habe, dass du schläfst, habe ich einfach den Deckel auf die Töpfe gemacht. Wenn du jetzt Hunger hast, kann ich das einfach wieder aufwärmen."
Ich nicke nur. Harry zeigt einen Daumen hoch und steht auf, um in die Küche zu gehen.
"Harry?", frage ich leise. Er dreht sich um und sieht mich fragend an.
-"Ja?"
"Danke, dass ich hier sein darf. Wenn ich dir irgendwie was helfen kann oder so, sag Bescheid oder wenn ich anderweitig... das wieder gut machen kann."
Wieder lächelt er mich an.
-"Hey, kein Grund, mir zu danken, das ist doch selbstverständlich."
"Nein, genau das ist es eben nicht! Ich hab das eben einfach so hingenommen, aber mir ist das gerade nochmal so aufgefallen... darum danke, wirklich." Ich spüre, wie ich ein wenig rot werde.
-"Naww.. okay, gerne. Und okay, vielleicht hätte ich das auch nicht für jeden gemacht. Aber du bist echt... in Ordnung", sagt er, grinst dabei und verschwindet dann, bevor ich noch was sagen kann, in der Küche. Ich sehe ihm nach und bemerke, dass sich mein Herzschlag ein bisschen beschleunigt hatte beim Gespräch mit ihm. Verdammt. Das war nicht gut. Gar nicht gut.

Nach dem Essen zeigt Harry mir sein Gästezimmer aka den Raum, in dem ich, wie es aussieht, die nächsten 3 Nächte schlafen werde. Es ist im Vergleich zu anderen Räumen des Hauses recht klein, aber immer noch angenehm groß und ich finde es perfekt. Ein Doppelbett steht in der Mitte des Zimmers. An der gegenüber liegenden Zimmerwand stehen einige Schränke. In der Wand, die gegenüber von der Tür liegt, befindet sich ein Fenster, durch das ich direkt in den Vorgarten schauen kann. Die belaubten Äste eines Baumes schützen vor den Blicken neugieriger Passanten auf der Straße.

Ich kann mir das Grinsen nicht verkneifen, als ich mich auf das Bett fallen lasse.
-"Ist das für dich okay?", fragt Harry mich, ebenfalls mit einem leisen Lächeln auf den Lippen.
"Es ist perfekt!", antworte ich und lasse mich nach hinten fallen. Ich höre Harry leise lachen.
-"Dann würde ich sagen, richte dich erstmal hier ein. Wenn du Lust hast, kann ich dir ja nachher dann noch ein bisschen was von London zeigen", schlägt er schließlich vor. Ich setze mich wieder auf.
"Das klingt super! Ja, ich muss auch erst mal meine Mutter anrufen glaube ich, der hab ich das versprochen..."
-"Na dann lass sie nicht länger warten. Wenn du was brauchst, ich bin im Wohnzimmer."

Nachdem Harry das Zimmer verlassen hat, greife ich nach meinem Handy und suche den Kontakt meiner Mutter raus. Während ich durch meine Kontakte scrolle, sticht mir auch Mary's Name ins Auge. Sie muss ich definitiv auch noch anrufen und ihr erzählen, was passiert ist.
Meine Mutter geht nach dem 2. Klingeln direkt ran.
-"Hey Schatz, wie geht's dir?"
"Gut, und dir?"
-"Ebenfalls. Was hast du denn schon von London gesehen? Und wie ist das Hotel?"
"Gesehen hab ich von London noch nicht so viel, ehrlich gesagt nur den Flughafen und ein paar Villen von außen." '...und eine von innen' füge ich in Gedanken hinzu. Ich lache leise auf.
-"Ein paar Villen? Wo steht denn bitte das Hotel?"
"Ähm... also na ja, wegen des Hotels gab es eine kleine Komplikation... Mary hat das ja gebucht und wir wollten ja eigentlich erst am Montag fliegen... alsoo hab ich noch gar kein Hotelzimmer dort."
-"Ach du Schei*ße. Aber du hast das klären können?"
"Also.. na ja... ich bin jetzt wo anders untergekommen." Ich weiß nicht genau, warum ich mich davor drücke, meiner Mutter zu sagen, dass ich die nächsten 3 Tage bei Harry Styles wohnen würde, aber irgendwie...
-"Wo anders? Aber ich hoffe doch auch irgendwo, wo es halbwegs in Ordnung ist?"
"Dass hier Villen stehen spricht doch nicht gerade gegen das Viertel, oder?"
-"Nein... aber wo um Himmels willen bist du denn da jetzt untergekommen? Kostet das viel?"
Verdammt. Jetzt musste ich es ihr doch sagen, sonst wird das schwierig mit der Erklärung.
"Also... ne, das kostet mich gar nichts. Ich... hab da jemanden im Flugzeug getroffen und darf jetzt bis Montag bei ihm wohnen."
-"Du wohnst bei jemandem, den du im Flugzeug erst kennengelernt hast?? Also... ich weiß ja nicht, ob das so eine gute Idee hast... was hältst du davon, wenn ich dir nochmal ein bisschen Geld überweise und du dich vielleicht doch nochmal nach einer anderen Bleibe umschaust?"
Ah, jetzt weiß ich wieder, warum ich es ihr nicht sagen wollte. Sie macht sich zu viele Sorgen. Und ja, ich weiß, dass es nur lieb gemeint ist. Trotzdem ist es ein bisschen anstrengend.
Ich seufze.
"Nein, danke Mama, aber das passt schon. Er ist wirklich in Ordnung und er wird mir nichts tun, falls du das jetzt denkst."
-"Aber Liebes, du kennst ihn doch gar nicht, du weißt doch gar nicht, wie er wirklich ist und ich weiß nicht, ob das so normal ist, jemanden für mehrere Tage bei sich wohnen zu lassen, den man eben erst kennengelernt hat, wenn man keine.. na ja, Hintergedanken hat?"
"Mama, es ist Harry Styles."
Schweigen am anderen Ende der Leitung. Anscheinend hat ihr das jetzt die Sprache verschlagen. Na gut, kann ich aber nachvollziehen.
Nach einer gefühlten Ewigkeit sagt meine Mutter dann doch wieder was, doch sie klingt nicht sehr erfreut.
-"Haha, sehr witzig. Ich mein's ernst, ich mache mir doch nur Sorgen um dich und ich will nicht, dass..."
"Mama, ich meine es auch ernst," unterbreche ich sie, "ich habe Harry Styles im Flugzeug getroffen. Ich bin gerade bei ihm in seiner Villa in London und darf bis Montag hier bleiben. Und er ist wirklich nett. Und schau doch mal, warum sollte er mir was antun? Wäre ja nicht gerade positiv für ihn oder seine Karriere, wenn das dann rauskäme, richtig?"
Wieder Schweigen.
-"Du willst mir also wirklich erzählen, dass du gerade.. bei dem Harry Styles zuhause bist?"
"Jep"
-"Liebling... das klingt echt nicht wirklich glaubwürdig."
Ich seufze. "Ja, ich weiß, ich glaube es ja selbst kaum... aber du musst mir glauben, ich bin wirklich bei ihm, ich kann's dir beweisen!" Fuck, warum hab ich das gesagt?
-"Ja, dann beweis es mir. Schick mir ein Foto von dir mit ihm, dann glaube ich dir."
Ich schlucke. Ich möchte Harry nicht nach einem Foto fragen, aber jetzt bleibt mir wohl nichts anderes übrig, wenn ich nicht möchte, dass meine Mutter uns nachher noch die Polizei auf den Hals schickt. "Okay", antworte ich also.

Nach weiteren 5 Minuten Telefonat, in denen sie mich noch kurz zu meinem Flug befragt hat und mir gesagt hat, wie sehr sie mich doch jetzt schon vermisst, beenden wir das Gespräch. Ich starre auf den Bildschirm. Jetzt würde ich wohl oder übel Harry nach einem Foto mit mir fragen müssen. Schon beim Gedanken daran fangen meine Finger an zu zittern.
'Verdammt Luna, da ist doch nichts bei. Erklär ihm die Situation. Er versteht das schon. Kein Grund, nervös zu werden. Und Fotos sind doch außerdem auch immer eine schöne Erinnerung.'
Ich atme ein weiteres Mal tief durch. Und nochmal. Und nochmal. Dann nehme ich entschlossen mein Handy in die Hand und gehe zur Tür.

Eine unerwartete BegegnungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt