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Nach Annes herzlicher Begrüßung kommt auch Gemma auf mich zu und zieht mich in ihre Umarmung. Leicht überfordert erwidere ich diese, bevor wir anschließend ins Haus gehen.

"Und Luna, wie gefällt dir London bisher so?", fragt Anne mich interessiert.

"Oh, gut gut", antworte ich, "es ist halt... groß. Ich war noch nicht so oft in Großstädten. Aber London ist an sich echt schön.. aber so viel habe ich jetzt auch noch nicht gesehen, bin ja erst seit ein paar Tagen hier."

"Ach ja, das ist doch trotzdem auch schon mal was", meint Anne und lächelt mir zu. In dem Moment mischt sich Gemma in unsere kleine Konversation ein: "war Harry denn auch die ganze Zeit nett zu dir?"

Harry wirft seiner Schwester daraufhin einen gespielt empörten Blick zu, der mich grinsen lässt.

"Jap, ich könnte mir keinen besseren Gastgeber wünschen", antworte ich ohne zu überlegen. Und bevor ich anfangen kann, zu überdenken, ob ich vielleicht etwas weniger begeistert hätte wirken sollen, ergreift Anne schon wieder das Wort: "Na, was anderes hätte ich aber auch nicht erwartet bei meinem Sohn... ansonsten hätte ich wohl mal ein ernstes Wort mit ihm sprechen müssen!", meint sie und lacht. "Na, wie auch immer, ihr habt bestimmt Hunger nach der langen Anfahrt, ich würde sagen, wir essen jetzt erst mal was."

Und damit begeben wir uns ins Esszimmer, in dem uns ein prächtig gedeckter Frühstückstisch erwartet. Frische Toasts, Croissants, Käse, knuspriger Bacon, kleine Würstchen, Spiegelei, diverse Aufstriche und noch viel mehr stehen dort. Mir läuft das Wasser im Mund zusammen und mein Bauch meldet sich mit einem leisen Grummeln zu Wort, das mich daran erinnert, dass ich heute noch nichts zu mir genommen habe.

"Setzt euch und greift zu!", fordert Anne uns auf und das lassen sich vor allem Harry und ich nicht zweimal sagen. In Windeseile laden wir unsere Teller voll. Vor allem Bacon, Würstchen und Toast finden sich auf meinem Teller ein, Sachen, die ich zuhause eher selten zum Frühstück esse (außer Toast vielleicht). Vor allem Bacon ist aber ein Gericht, das ich sehr gerne esse, seit ich es zum ersten Mal auf einem Schüleraustausch in den USA gegessen habe.

Auch Gemma und Anne greifen kräftig zu, nachdem Harrys und mein Teller voll sind. Die nächste Viertelstunde herrscht erst mal Stille, in der jeder von uns mit Essen beschäftigt ist.

"Das ist köstlich Mum!", bricht Harry schließlich das Schweigen und beißt ein weiteres Mal von seinem Toast ab. Ich schlucke meinen Bissen Bacon runter und beeile mich, das Essen ebenfalls zu loben: "Da kann ich mich Harry nur anschließen, das ist wirklich super. Vor allem der Bacon ist wirklich unglaublich gut!"

Und genau so, wie ich es sage, meine ich es auch. Das Essen lädt wirklich dazu ein, sich den Bauch vollzuschlagen, egal, ob man großen oder kleinen Hunger hat und in dem Fall bin ich wirklich froh, durch die Autofahrt großen Hunger gehabt zu haben.

Anne freut sich merklich über unsere Komplimente. "Danke ihr Lieben, das freut mich doch, wenn es euch schmeckt! Aber ich würde gerne darauf verweisen, dass Gemma mir dabei geholfen hat, es vorzubereiten", erwidert sie und wirft ihrer Tochter einen zufriedenen Blick zu.

"Na, dann auch Lob an dich, Schwesterherz", kommentiert Harry und Gemma lächelt.

Als alle aufgegessen haben, räumen wir, trotz Annes Protest, dass sie das auch allein machen könne, alle gemeinsam den Tisch ab und helfen beim Abwasch. Während Anne und Harry das Geschirr abwaschen, stehen Gemma und ich mit Handtüchern bewaffnet hinter ihnen, um das Geschirr abzutrocknen.

"Und Luna, was machst du eigentlich so? Also gehst du noch zur Schule oder studierst du oder sowas?", spricht Gemma mich schließlich mit einem freundlichen Lächeln auf den Lippen an.

"Oh, ich bin dieses Jahr mit der Schule fertig geworden. Was ich jetzt mache, weiß ich noch gar nicht so genau, vielleicht mach ich erst mal ein Auslandsjahr oder sowas... an sich hätte ich Interesse daran, entweder Psychologie oder Musik zu studieren, mal schauen", antworte ich wahrheitsgemäß.

"Ach, das ist ja cool! Spielst du denn irgendein Instrument oder singst du oder wie kommst du zu Musik?"

"Ich spiele Schlagzeug und habe noch eine Gitarre zuhause, auf der ich mir ein bisschen was beigebracht habe. Na ja, das Problem ist halt, dass mich persönlich Musiktheorie gar nicht allzu sehr interessiert, ich aber total Lust hätte, Schlagzeug spielen zu meinem Beruf zu machen, sei es in einer Band oder als Begleitung eines Einzelkünstlers, nur ich denke, dass meine Chancen da ohne Musikstudium nicht allzu gut stehen."

"Hm, ja, das ist natürlich schwierig. Hast du das Harry schon mal erzählt? Vielleicht könnte er dir da ja irgendwelche Kontakte vermitteln", schlägt Gemma schließlich mit gerunzelter Stirn vor.

Bevor ich antworten kann, dreht Harry, der soeben den letzten Teller fertig abgewaschen hat, sich zu uns um. "Worum geht's? Ich hab nur meinen Namen gehört. Ihr lästert doch nicht etwa über mich?"

"Doch klar. Was sollten wir denn sonst machen?", frage ich und grinse ihn provokant an. Daraufhin zieht er ebenfalls gespielt provokativ die Augenbrauen hoch. "So ist das also? Na warte!" Und ehe ich mich versehe spritzt er Wasser von seinen Händen auf mich. Reflexartig schlage ich mit meinem nassen Handtuch zurück und während Anne mit einem amüsierten Geräusch aus der Küche verschwindet, liefern Gemma, Harry und ich uns eine Mini-Wasserschlacht.

Nach fünf Minuten sind unsere Oberteile und Haare völlig durchnässt. Als wir lachend Frieden schließen, steckt Anne ihren Kopf durch die Tür. "Trocknet ihr die Küche jetzt auch wieder ab?", fragt sie, doch das leichte Lächeln, das ihre Mundwinkel umspielt, zeigt, dass sie uns nicht wirklich böse ist.
"Ja, klar", sage ich und die Styles-Geschwister stimmen ebenfalls zu.

Nachdem wir die Küche wieder trocken gelegt haben, verschwindet Harry kurz, um kurz darauf mit zwei Pullis wiederzukommen.

"Ich dachte, es wäre vielleicht ganz nett, wenn wir uns auch wieder was trockenes anziehen... es sei denn, du findest den nassen Hoodie bequemer", meint er grinsend zu mir.

"He, und was ist mit mir?", fragt Gemma gespielt beleidigt.

"Oh sorry, ich dachte, du hättest deine eigenen Klamotten mit.. warte kurz." Und damit verschwindet Harry erneut, trotz Gemmas sofortigem Protest, dass das doch nicht ernst gemeint gewesen war und kommt mit einem dritten Pulli wieder.

"Na dann Luna, such dir aus, welcher dir am besten gefällt", fordert Gemma mich auf und ich werfe einen Blick auf die Pullis, die Harry geholt hat. Ein olivgrüner mit dunkelgrüner Aufschrift "Obsession", ein roter Strickpulli und ein schwarzer Calvin-Klein-Pulli. Sie sehen alle sehr bequem aus, doch ich entscheide mich schließlich für den grünen Pulli.

"So einen Notvorrat meiner alten Pullis im Haus meiner Mutter zu haben, zahlt sich doch immer mal wieder aus", meint Harry grinsend, bevor Gemma mir das Badezimmer zeigt, damit ich mich in Ruhe umziehen kann.

Während ich meinen nassen Hoodie ausziehe und den mir etwas zu großen Pulli Harrys anziehe, fällt mein Blick in den Spiegel und ich realisiere, wie glücklich ich aussehe. Also prinzipiell genau so, wie ich mich auch fühle.

Niemals hätte ich gedacht, dass ich mich in einer Familie, die ich gerade erst kennengerlernt habe, direkt so wohlfühlen könnte, aber das Leben hält eben immer wieder eine neue Überraschung für einen bereit, was? Und mit diesem Gedanken lächle ich meinem Spiegelbild noch einmal zu, bevor ich das Badezimmer wieder verlasse und zu Gemma, Anne und Harry ins Wohnzimmer gehe.

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Heyho! :D

Jaa, ich lebe tatsächlich noch, bitte entschuldigt meine lange Inaktivität, Schule und der damit verbundene Stress hat mir in den letzten Wochen komplett die Zeit und Motivation zum Schreiben genommen, aber da jetzt endlich Ferien sind, habe ich mir gedacht, probiere ich es doch einfach mal wieder und tada.. da ist ein neues Kapitel bei rausgekommen :D

Ich hoffe, euch geht es soweit allen gut und ihr kommt soweit gut durch die Corona-Zeit :)

Ansonsten wünsche ich euch wie immer viel Spaß mit dem Kapitel, bleibt gesund und vor allem nicht vergessen: Always treat people with kindness ;3

Eine unerwartete BegegnungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt