"Vergiss es einfach.", sagte Choromatsu und spielte mit seinem leeren Glas in der Hand.
"Tz.", immer noch gereizt mischte ich die Karten. Weshalb bin ich eigentlich so schlecht gelaunt?
Um mich abzulenken teilte ich die Karten aus. Erst jetzt bemerkte ich, dass ich wusste wie man Uno spielte. Ernsthaft? Ich erinnere mich an Uno aber nicht an meine Brüder? Bedeuteten sie mir so wenig?
Zunehmend bekam ich ein schlechtes Gewissen. Das kann ja nicht der Fall sein, dachte ich während ich die oberste Karte von Stapel umdrehte. Oder doch?
Meine Hände bewegten sich wie mechanisch. Ich musste gar nicht darüber nachdenken welche Karte ich legte. Wie auch? Meine Gedanken drehten sich um meine drei Brüder. Totty war nun auch schon eine Weile lang dort unten. Was treiben die so lange?
Ungeduldig tippte ich mit meinem Finger auf der Tischplatte.
Ich konnte es mir nicht erklären, aber mit jeder Sekunde die verstrich in welcher die drei nicht zurückkamen sank meine Laune immer weiter.
Ich ballte meine Hand, welche bis eben noch immer damit beschäftigt war den Tisch anzutippen, zu einer Faust. War ich schon immer so ungeduldig gewesen?
Choromatsu, welcher mein Verhalten bemerkt hatte, blickte zu mir bevor er seine Karten ablegte und aufstand, wobei er sowohl Jyushimatsus als auch meine Aufmerksamkeit auf sich zog. "Ich werde nachsehen wo sie so lange bleiben.", sagte er und lief zur Tür.
Gerade als er diese öffnen wollte, wurde sie vom Gang aus geöffnet. Osomatsu und Karamatsu traten mit Bierflaschen in der Hand ein. "Wo habt ihr Todomatsu gelassen?", fragte der im grünen Pulli, sah erst zu Ihnen und warf dann einen Blick in den Gang.
"Der kommt noch.", sagte Osomatsu und pflanzte sich neben Jyushimatsu an den Tisch. Mein Blick glitt von ihm zu Karamatsu, der sich ebenfalls gerade hingesetzt hatte. Als sich unsere Augen trafen, wandte er schnell den Blick ab und sah auf den Tisch.
Was war denn mit dem los?
Keine Fünf Sekunden später, stieg auch Totty aus dem Keller. Während er an Choromatsu vorbeilief, der noch immer neben der Tür stand, drückte er ihm eine Bierflasche in die Hand und setzte sich dann ohne ihn eines Blickes zu würdigen zu uns an den Tisch.
Choromatsu blieb kurz irritiert stehen, ehe er die Tür in den Gang schloss und sich dann auch zu uns an den Tisch gesellte.
Als Karamatsu mir das Bier öffnete und zu schob, bedankte ich mich kurz und nahm dann einen großen Schluck davon.
Sobald ich den Geschmack der Flüssigkeit in meinem Mund erkannte, erinnerte ich mich an einen Abend, an welchem wir zusammen getrunken hatten. Draußen war es dunkel gewesen. Genauso wie jetzt saßen wir alle an diesem Tisch und tranken Bier. Karamatsu unterhielt sich mit Osomatsu über Pferderennen und hatte seinen Arm um mich gelegt. Seine Hand befand sich aber nicht dort, wo sie normalerweise hätte sein sollen.
Sofort nahmen meine Wangen einen ungesunden Rotton an. Nie im Leben war das eine echte Erinnerung. Wirkte der Alkohol wirklich so schnell, dass ich mir schon Erinnerungen ausdachte?
Ich stützte meinen Kopf auf meiner Hand ab und vergrub meine Finger in meinen zerzausten Haaren. Kurz sah ich zu Karamatsu, welcher immer noch auf die Tischplatte blickte.
Choromatsu nahm seine Karten wieder in die Hand und Jyushimatsu zog eine vom Stapel. Ich atmete so leise aus, dass es niemand bemerkte und richtete mich dann wieder auf um eine Karte abzulegen.
Jyushimatsu war dieses Mal als erster fertig. Dicht gefolgt von Choromatsu, der gleich zwei Züge nach ihm Schluss machte. Heute war einfach nicht mein Tag. Weder beim Kartenspielen, noch beim erinnern.
Ich nippte an meinem Bier während Osomatsu austeilte. Meine Gedanken waren ganz wo anders.
Während den nächsten drei Spielen konnte ich mich nicht auf eine Strategie konzentrieren und so war es kein Wunder, dass ich eins nach dem anderen davon verlor. Immerhin wurde ich beim letzten Spiel vierter.
"Sollen wir etwas anderes spielen?", fragte Choromatsu, der sowohl meine als auch Karamatsus gedankliche Abwesenheit bemerkt hatte.
"Was denn?", Osomatsu mischte die Karten nochmals bevor er sie in der dafür vorgesehenen Schachtel verstaute. Natürlich wollte wieder niemand von uns aufstehen um sie aufzuräumen also spielten wir Schere Stein Papier. Da heute mein Pechtag war, verlor ich erneut, wie erwartet.
Ich atmete aus, packte die Schachtel und stützte mich beim aufstehen am Tisch ab. In einer Ecke des Raumes stand ein Schrank, wo ich das Spiel in einer der Schubladen verstaute.
"An so etwas erinnerst du dich?", fragte Choromatsu verwirrt.
"Es hat mich auch gewundert.", sagte ich und setzte mich schnell wieder an den Tisch bevor sie mich noch dazu bringen konnten ein anderes Spiel aus dem Schrank zu holen.
Meine Augen glitten dabei kurz zu Karamatsu, der Gedankenverloren an seinem Bier nippte.
"Wie wär's mit Wahrheit oder Pflicht?", schlug Osomatsu vor und lehnte sich dabei etwas nach hinten. "Ich habe nämlich keine Lust aufzustehen um andere Karten zu holen."
"Wahrheit oder Pflicht?", fragte Totty, der gerade auf seinem Handy irgendwelche Nachrichten las. "Das macht doch gar keinen Spaß ohne Frauen."
Choromatsus Blick glitt zu ihm, bevor er zuerst zu Osomatsu und dann mit ihm zusammen zu mir sah. "Ihr müsst mich gar nicht so ansehen. Mir könnte das nicht egaler sein.", sagte ich und stützte meinen Kopf wieder auf meiner Hand ab.
"Ich will Wahrheit oder Pflicht spielen.", sagte Jyushimatsu und grinste dabei gut gelaunt. Er und Osomatsu schienen momentan die einzigen am Tisch zu sein, die wirklich gut gelaunt waren.
"Gut.", sagte Osomatsu, exte sein Bier und legte die leere Flasche dann in die Mitte des Tisches. "Ich fang an, weil es meine Flasche ist.", sagte er grinsend und drehte die Flasche dann.
Sie hatte allerdings so viel Schwung, dass sie beinahe auf Karamatsus Schoß gelandet wäre, der jetzt endlich aus seinen Gedanken erwacht zu sein schien. Der Flaschenhals, welcher auf ihn zeigte schien ihn aus den Gedanken zurück in die Realität geholt zu haben.
"Wahrheit oder Pflicht?", fragte Osomatsu und sah dabei zu Karamatsu, welcher scheinbar erst jetzt bemerkt hatte, was wir spielten.
"Wahrheit.", sagte er überrumpelt ohne nachzudenken.
"Wahrheit Hm...", Osomatsu schien damit nicht gerechnet zu haben und musste kurz überlegen bevor er ihm eine Frage stellte. "Bereust du es?"
Karamatsus Augen schnellten zu Osomatsu. Es war als wollte er ihn mit ihnen Erdolchen. Wovon redeten sie, dass er ihn so ansah? Ich hatte Karamatsu noch nie so ernst blicken sehen. Was war auf einmal los mit ihm?
Im Augenwinkel bemerkte ich Tottys ernsten Blick. Bis eben hatte ihn dieses Spiel doch gar nicht interessiert.
Ich blickte zwischen den drein hin und her. Ist im Keller doch etwas passiert?
Als meine Augen Choromatsus streiften, bemerkte ich, dass er genauso verwirrt über die Frage war wie ich. Auch Jyushimatsu schien verwirrt zu sein.
DU LIEST GERADE
Vergiss mich nicht/Ichikara FF
Fanfiction"Ichimatsu!" "Er wacht auf!" "Shht! Seid doch nicht so laut." "Ich sehe von hier aus nichts!" Mein Kopf pochte als ich meine Augen öffnete. Wegen dem hellen Licht musste ich mehrmals zwinkern bis ich etwas erkennen konnte. Fünf Gesichter lagen in me...