Ichimatsu schüttelte den Kopf. "Das tust du nicht. Im Gegenteil, ich bin froh etwas darüber zu erfahren.", er wandte den Blick von mir ab und sah auf seine Violette Tasche, die neben seinem Bett stand. In der Tasche befanden sich Klamotten, sein Zähneputzzeug und sonst noch ein paar Dinge, die ich ihm vorbeigebracht hatte.
"Das freut mich.", ich stand auf. "Bringen wir deine Sachen nach Hause. Ich werde dir auf dem Weg dorthin mehr über dich erzählen, wenn du willst.", sagte ich und lächelte ihn an.
"Das wäre nett.", er erwiderte mein Lächeln, zog die Decke beiseite und stand auf. Seine Tasche warf ich mir über die Schulter. Der Protest seinerseits, dass er die Tasche tragen wollte, ließ mich schmunzeln. Früher hätte er sie mir einfach aus der Hand gerissen. Dass sich sein Charakter so verändert hatte machte mir aber auch gleichzeitig Angst. Was wenn sein Charakter so bleibt? Ist er dann überhaupt noch die Person, in die ich mich verliebt habe?
Ich warf ihm einen seitlichen Blick zu, als er sein Wasser von seinem Tisch exte. Ein Tropfen ran von seinem Mundwinkel herab und tropfte auf den Boden. Ich sah wohl eine Sekunde zu lange hin, denn er bemerkte meinen Blick und erwiderte ihn. Verlegen wandte ich meinen Blick ab und durchsuchte stattdessen seinen Kleiderschrank nach Klamotten, die ich vielleicht vergessen hatte einzupacken.
Dabei rutschte mir die Tasche fast von den Schultern und ich hatte Mühe sie aufzufangen bevor sie auf den Boden prallte. Hatte ich ihm wirklich so viel Zeug hergebracht?
Er stellte das Glas auf dem kleinen Tisch ab. "Ist sie zu schwer für dich?", ich spürte seinen Blick auf meinem Rücken liegen. Habe ich mir das eingebildet oder klang seine Stimme amüsiert? Früher hätte sie sich sicher so angehört. Ja früher hätte er sich mir genährt, seine Hände um mich gelegt und irgendetwas provozierendes in mein Ohr geflüstert.....aber jetzt..... "Karamatsu?", seine Stimme holte mich aus meinen Tagträumen in die Realität zurück.
"Hm?", erneut schulterte ich die Tasche. "Das geht schon. Bist du fertig?" Er nickte. "Gut, dann lass uns gehen.", damit lief ich durch die Tür auf den Gang hinaus. Die Formulare für seine Entlassung hatte ich vorhin schon unterzeichnet. Normalerweise hätte er es selbst machen können, da er ja schon zwanzig war, aber durch seinen Gedächtnisverlust bestand der Arzt darauf, dass es von einem Familienmitglied unterzeichnet würde.
Ichimatsu folgte mir aus dem Krankenhaus hinaus. Als ich im Augenwinkel zu ihm sah, erblickte ich ihn lächelnd neben mir her laufend. War er so froh darüber gewesen, dass er aus dem Krankenhaus draußen war? Oder freute er sich womöglich darauf zuhause anzukommen?
"Du siehst gut gelaunt aus.", stellte ich fest während ich meine Sonnenbrille auf meine Nase herunterzog. "So kenne ich dich gar ni-", schnell schloss ich meinen Mund. Ich wollte doch, dass er gut gelaunt ist. Ich wollte das immer. Also sollte ich seine gute Laune jetzt nicht zerstören.
"Ich war also oft schlecht gelaunt?"
"Ja, leider.", antwortete ich wahrheitsgemäß.
"Erzähl mir mehr.", drängte er und trat etwas näher an mich heran.
"Über dich?" Er nickte. Das wird schwierig. Ich konnte die Röte quasi in mein Gesicht schießen sehen. Schnell brach ich den Blickkontakt ab. "Naja also... Wir sind Eineiige Geschwister, was dir sicher schon aufgefallen ist. Du bist der viert älteste. Du hasst es früh aufzustehen, aber wachst oft sehr früh auf und kannst nicht mehr einschlafen. Auch habe ich dich oft nachts aufwachen sehen. Dein Lieblingsessen ist Onigiri, aber du konntest noch nie gut kochen und so habe ich dir oft welche gemacht.", mehr und mehr glitten meine Gedanken ab und ich vergaß darüber nachzudenken was ich sagen sollte und was nicht. "Früher hast du dich oft betrunken weil du dich mit uns messen wolltest. Um genau zu sein warst du am Schluss sogar noch am nüchternsten von uns allen obwohl du mehr wie wir anderen getrunken hast.", ein Lächeln schlich sich auf meine Lippen. "Jyushimatsu bewundert dich für deine Hilfsbereitschaft ihm gegenüber, Todomatsu bewundert dich für dein Durchhaltevermögen, Choromatsu für dein Selbstsicheres auftreten und Osomatsu für deine Begabung so viel trinken zu können. Trotzdem hast du immer auf dich selbst heruntergeschaut, ganz egal was ich gesagt habe.", ich hob meinen Blick erneut und sah in seine Augen, welche mir für einen Moment die Sprache raubten. "Ich....", ich schüttelte den Kopf ohne den Blickkontakt zu unterbrechen. "Du bist wirklich wunderbar und ich werde nicht zulassen, dass du wieder anfängst so schlecht über dich selbst zu denken."
Seine Augen weiteten sich etwas als ich ihn in eine Umarmung zog. Um uns liefen die Leute herum, unterhielten sich und lachten. Ich hingegen hatte Angst. Ich hatte Angst ihn nie wieder zurück zu bekommen. Meinen Ichimatsu. Aber gleichzeitig plagten mich die Schuldgefühle. Waren seine depressiven Gedanken Teil seines Charakters gewesen? Ist Ichimatsu ohne diese Gedanken derselbe? Ist er der, in den ich mich verliebte, auch wenn er sich an nichts mehr erinnerte?
Meine Beine zitterten. Ich konnte doch nicht wirklich wollen, dass er seine Depression zurück bekommt? Nein ich wollte, dass er glücklich ist. Und wenn er so keine solcher Gedanken mehr hat, dann ist es doch besser wie es jetzt ist. Wenn er glücklich ist, wenn er nicht mehr mit mir zusammen ist, ist es doch besser so, oder nicht?
Eine Träne kullerte meine Wange herab. "Karamatsu....", Ich fühlte eine von Ichimatsus Händen an meinem Hinterkopf, die andere legte er auf meinen Rücken. "Ich weiß nicht was mit dir los ist, aber...es ist alles gut." Auch wenn ich ihn nicht mehr küssen durfte, so wollte ich ihn doch berühren. Mein ganzer Körper verlangte nach ihm und seine Worte machten alles nur noch schlimmer. Immer mehr Tränen fanden ihren Weg über meine Wangen, während Ichimatsus Griff stärker wurde als wollte er sagen: "Noch einmal verlasse ich dich nicht, Karamatsu."
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Vergiss mich nicht/Ichikara FF
Fiksi Penggemar"Ichimatsu!" "Er wacht auf!" "Shht! Seid doch nicht so laut." "Ich sehe von hier aus nichts!" Mein Kopf pochte als ich meine Augen öffnete. Wegen dem hellen Licht musste ich mehrmals zwinkern bis ich etwas erkennen konnte. Fünf Gesichter lagen in me...