Teil 2 Ichimatsu

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Gerade als ich halb am einschlafen war, begann der Regen gegen das aufgestellte Fenster direkt neben meinem Bett zu prasseln. Genervt setzte ich mich auf und streckte meine Hand aus um das Fenster zu schließen, doch aus irgendeinem Grund wollte ich es nicht zu machen.

Ich warf einen Blick in Richtung Gang nur um festzustellen, dass die Tür zu war. Schnell schloss ich das Fenster um es anschließend richtig zu öffnen. Sofort kam mir ein kühler Luftzug entgegen. Ich schlang die Decke enger um mich, blieb aber sitzen. So frische Luft hatte ich schon lange nicht mehr atmen dürfen.

Auf dem Gang wurde es lauter. Jyushimatsu, so hieß der Junge in dem gelben Hoody glaube ich, stritt sich direkt vor meiner Zimmertüre mit dem Personal. "Ich will nicht gehen! Ichimatsu braucht mich hiiiieeer!!!"

Ich frage mich was ich wohl getan habe, um so gemocht zu werden. Ich kann mir beim besten willen nicht vorstellen jemals irgendetwas für ihn getan zu haben. Geschweige denn für irgendjemand anderen.

Diese Unterhaltung führten sie schon seit mehreren Minuten und er schien nicht nachzulassen. "Ich bleibe hier!"

Ich atmete aus. Ganz egal was ich damals getan habe, jetzt wollte ich nur, dass er endlich Ruhe gab. Das Rauschen der Blätter übertönte die Unterhaltung. Ich schloss meine Augen und genoss den leichten Sprühregen, der vom Wind durch das geöffnete Fenster geweht wurde.

Das Grollen im Himmel holte mich in die Realität zurück. Ich sollte das Fenster vermutlich wieder schließen. Als ich meine Augen wieder öffnete klang erneut die Stimme dieses Types an mein Ohr. "Lassen sie mich rein! Ich will meinen Bruder sehen!!!"

"Gehen sie nach Hause. Die Besucherzeit ist vorbei. Ihr Bruder sollte sich ausruhen und schlafen."

"Aber er braucht mich! Er ist ganz alleine da drinnen!"

"Er braucht jetzt vor allem ausreichend Schlaf. Gehen Sie jetzt, bitte."

"Aber-"

"Ich werde mich nicht wiederholen. Sie sind erwachsen. Also gehen sie jetzt."

Ein Blitz riss mich erneut aus meiner Trance. Schnell beugte ich mich vor und schloss das Fenster bevor ich mich zurück in die Kissen fallen ließ. Die Decke zog ich mir über den Kopf und die Augen schloss ich.

Auf einmal war es so still geworden. Weder das donnern war mehr zu hören noch das Gespräch außerhalb der Türe.

Am nächsten Morgen schien die Sonne. Die Sonnenstrahlen kitzelten mir in der Nase und so wachte ich niesend auf. Nicht die beste Art aufzuwachen.

Ich blinzelte ein paar Mal bis sich meine Augen an die Helligkeit gewöhnt hatten. Mein Frühstück stand bereits auf meinem Nachtkästchen. Eine der Krankenschwestern muss es vorhin hergebracht haben.

Mit einem Blick auf die Uhr, die mir verrat, dass es schon 9 war, setzte ich mich auf und streckte mich. Das Croissant war bereits kalt geworden als ich den ersten Bissen davon nahm. Dies hielt mich aber nicht davon ab es zu essen. Mein Magen grummelte. Das Abendessen hatte ich gestern verpasst. Ist ja auch kein Wunder. Als Krankenschwester würde ich auch einen großen Bogen um das Zimmer machen, wenn vor besagtem Zimmer ein nörgelnder zwanzig jähriger herumstehen würde.

Zwanzig jähriger.....

Woher weiß ich das?

Für eine Sekunde starrte ich auf das Croissant bevor ich mich wieder fing und einen weiteren Bissen tat. Das Wissen, dass ich doch eine Verbindung zu mindestens einem von ihnen gehabt haben musste, beruhigte mich etwas. Auch wenn es das einzige war, an was ich mich momentan erinnern konnte.

Ich dachte an die anderen. Da war dieser eine Typ in dem roten Shirt gewesen. Sie haben nicht mal seinen Namen erwähnt. Die anderen kamen mir genauso unbekannt vor. Woher sollte ich sie kennen? Sie meinten wir sind Brüder, aber sind wir das wirklich? Kann ich mir da sicher sein?

Vergiss mich nicht/Ichikara FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt