Kapitel 6 [C]

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Cody Malone


Wenn mich auch Georgias gute Laune zu Beginn amüsiert hat, so geht sie mir nach nur zwei Schulstunden extrem auf den Wecker. Schön und gut, dass sie sich neben mich gesetzt und mir ihre Hilfe in jedem Fach angeboten hat, obwohl sie selbst in manchen nicht den Durchblick hat, aber sie folgt mir praktisch auf Schritt und Tritt und statt einer netten Schulkameradin sehe ich in ihr gerade mehr einen Bodyguard.

Gerade jetzt machen wir uns nach der ersten großen Pause auf den Weg zurück zum Klassenzimmer, während sie von ihrem letzten Wochenende erzählt, dass sie mit einer gewissen Kristy verbracht hat. Georgia hat eine angenehme Stimme, aber ihr Kichern nach jedem zweiten Satz zerrt an meinen Nerven. Ich war noch nie jemand für direkte Konfrontation, wenn mir etwas nicht in den Kram gepasst hat. Meistens habe ich die Klappe gehalten und es mit einem schwachen Lächeln über mich ergehen lassen, doch die Zeiten haben sich geändert.

Es kommt immer öfter vor, dass meine Laune sich durch körperliche Signale äußert. Das beginnende Zittern meiner Hände bestätigt das genau in dieser Sekunde. Meine Atmung kann lauter und unregelmäßiger werden, mir wird unerträglich warm und Sophie meinte, meine Augen würden beinahe Funken sprühen, wenn ich wütend bin.

Doch in diesem Moment bin ich einfach nur genervt. Von dieser Schule, von diesem Mädchen, das einfach nicht den Mund halten will und vor allem von mir selbst, dass ich mir das alles weiterhin antue.

„- und dann sind wir erst eingeschlafen. Ich sage dir, noch nie war ich so lange wach! Dafür war ich am nächsten Tag total erschöpft und bin im Unterricht immer wieder für ein paar Sekunden eingeschlafen. Man, hatte ich Angst erwischt zu werden."

Daraufhin brumme ich nur unbeeindruckt und stoße die Eingangstür des Schulgebäudes auf. Die nächsten Sekunden bleibt es ruhig, abgesehen von dem Stimmen der quatschenden Schüler im Flur, doch dann fängt sie erneut an zu reden und mir platzt der Kragen.

„Ach ja und beim Abendessen-" „Stopp, bitte!", rufe ich flehend aus und bleibe knapp vor ihr stehen. Erschrocken weicht Georgia einen Schritt zurück. „Ich habe gerade echt schlechte Laune und dein dauerhaftes Quatschen macht das wirklich nicht besser", stoße ich aus und merke, wie mir auf der Stelle schlecht wird. So aus der Haut zu fahren ist bis vor kurzem nicht meine Art gewesen und meine Meinung laut auszusprechen, das war schon früher schwer für mich. Es kostete mich enorme Überwindung, aber ich konnte nun einmal nicht anders.

„Lass mich einfach in Ruhe, ja? Allein bin ich sowieso besser dran", füge ich leise hinzu und laufe dann schnellen Schrittes weg, den Blick auf den Boden und meine Schuhe gerichtet. Da bräuchte ich auch mal wieder neue. Die Sohle fällt ja beinahe schon ab...



Schnell laufe ich die Treppen hinauf und biege links ab, als ich plötzlich volle Kanne gegen jemanden remple und erschrocken aufschaue. Direkt in das schmerzverzerrte Gesicht eines Jungen der so aussieht, als wäre er direkt vom Surfen am Strand gekommen. Leicht reibt er sich die Brust, gegen welche ich soeben mit meinem Kopf gestoßen bin.

„Tut mehr weh als erwartet. Sag mal, was ist da denn bitte drin? Zement?" Grinsend sieht der Typ auf mich herab und ich kann nicht sagen, ob dieser Spruch von Humor zeugt oder ob er versucht, mich zu beleidigen. „Nun ja, da oben sitzt eigentlich nur das Gehirn. Sieht bei dir allerdings anders aus, wenn du so dumme Fragen stellen musst", antworte ich schnippisch, während mein Herz wieder pocht bis zum geht nicht mehr. Dann drängele ich mich an dem Verschnitt eines 90-er Jahre Boygroup Mitglieds vorbei und stürme weiter in Richtung Klassenzimmer.

Bad Blood [BxBxB]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt