Kapitel 11 [J]

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Jordan Brooks


Ein bisschen nervös bin ich schon, das gebe ich zu. Das kann man mir aber auch nicht verübeln. Ich weiß jetzt, dass Cody... naja, Cody heißt und bin kurz davor, ihn das erste Mal allein anzusprechen. Ohne Dean oder Georgia nebendran, die mich stören könnten. Ich stehe beim Schultor und warte auf das Auto, welches den Jungen in den nächsten zwanzig Minuten hier absetzen sollte, da er sonst auf jeden Fall zu spät zur ersten Stunde kommt. Ja, so viel Geduld habe ich.

Daraufhin fährt auch ein roter Toyota ein, aus welchem Cody flink aussteigt. Das Auto brettert auch sehr unelegant wieder davon und lässt einen eingeschüchtert wirkenden Jungen zurück, der langsam zum Eingang trottet. Stehen bleibt er jedoch, als er mich erblickt. „Morgen", sage ich, als ich nur noch wenige Schritte von ihm entfernt bin. „Keine Lust auf den Unterricht?" Cody grinst gequält. „Woran erkennt man es?"

„An dem betrübten Ausdruck in deinen schönen Augen", antworte ich und wünsche mir, im Erdboden zu versinken. Ernsthaft? Wie kommt man denn bitte darauf, Jordan? Cody scheint nicht minder überfordert zu sein, da er auf der Stelle rot anläuft und seinen Blick abwendet. Das Komplimente machen sollte ich lieber noch einmal üben.

„Ähm...", sagt Cody nur zögernd und räuspert sich. „Was hast du denn in der ersten Stunde, dass du direkt so verzweifelt wirkst?", frage ich stattdessen in der Hoffnung, irgendwie dieser peinlichen Situation zu entfliehen. „Spanisch." „Wenn du willst, kann ich dir Nachhilfe geben. Ich bin in so gut wie allen Fächern ziemlich gut", schlage ich vor. „Merke ich mir", bekomme ich als Antwort und schon ist es wieder still.

Das erste Klingeln an diesem Morgen erlöst uns jedoch und sorgt dafür, dass Cody erleichtert und schnellen Schrittes im Gebäude verschwindet, während ich tief durchatme, darüber nachdenke, was das für eine unangenehme Situation war und dann erst zu meinem Klassenzimmer gehe. Aber hey, Übung macht den Meister. Flirten kann man auch lernen! Schließlich war ich vorher noch nie so offensiv.




Beim Mittagessen bietet sich eine neue Chance, zumindest auf freundschaftlicher Ebene auf Cody zuzugehen. Dieser sitzt mit Georgia, ihrer besten Freundin Kristy und einigen anderen Mädels, die ich eher oberflächlich kenne an einem Tisch und dreht seine Spaghetti professionell auf den Löffel, bevor er sie in seinem Mund verschwinden lässt.

„Hey Leute", begrüße ich die anderen freundlich und setze meinen Rucksack ab. Direkt lächeln alle zurück und unterhalten sich weiterhin miteinander. Während ich rechts von mir eine Konversation über die neue Talentshow im Fernsehen belauschen kann, möchte Georgia Kristy zu einem Besuch im Nagelstudio überreden. „Da habe ich wirklich keine Lust drauf, G." Georgia allerdings ist hartnäckig. „Ach, komm schon! Jordan, sag du auch mal was dazu!"

Überfordert lasse ich den kleinen Plastiklöffel in meinem Pudding stecken und schaue zu beiden herüber. „Was soll ausgerechnet ich denn dazu sagen?" „Finden Jungs nicht Mädchen attraktiv, die sich um die Pflege ihrer Fingernägel kümmern?" Daraufhin kann ich nur lachen. „Georgia, den Jungs ist sowas sicherlich scheißegal! Solange du nicht haufenweise Dreck unter den Nägeln hast, ist es unwichtig, ob die Nägel farblos oder knallgrün sind."

Empört schnaubt Georgia auf, während Kristy ebenfalls lachen muss. „Du solltest das nicht für die Jungs tun, Georgia. Oder generell, um anderen zu gefallen. Du solltest es für dich selbst tun", stimmt Cody uns zu und schiebt dann sein leeres Tablett von sich weg, wobei er meinen Pudding umstößt.

„Hey! Den wollte ich noch essen!"

Während die anderen lachen, schaut Cody mich frech an. „Pech gehabt, würde ich sagen." Jetzt sind die anderen Puddings bestimmt schon ausgeteilt und ich kann mir keinen neuen holen. „Du bist ja ein Baby", seufzt der Braunhaarige noch und schiebt mir dann seinen Pudding zu – ebenfalls Vanille. „Das war ein Spaß, du-" „Jetzt iss einfach", unterbricht er mich und bringt dann die leeren Tabletts zurück, wofür wir ihm natürlich alle danken.

Mein Blick folgt ihm bis zur Tablett Rückgabe und als ich mich wieder den anderen zuwende, sehe ich direkt Georgias Grinsen, welches mir ehrlich gesagt ein bisschen Angst einjagt. Die Kleine ist alles andere als dämlich und scheint genau bemerkt zu haben, dass mir ihr neuer Kumpel ein kleines bisschen gefällt. Sie sagt jedoch nichts weiter dazu sondern wendet sich lächelnd wieder an ihre beste Freundin.


Bad Blood [BxBxB]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt