Kapitel 8 [J]

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Jordan Brooks


„Mr. Brooks, ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn sie den Blick wieder auf die Tafel richten könnten", ermahnt mich unsere Chemielehrerin und direkt sehe ich wieder zur Tafel. Wobei man sagen muss, dass die Natur draußen um einiges ansehnlicher ist als die schon teilweise verschmierten Reaktionsgleichungen, neben welchen Ms. Summers gerade steht und sie erklärt. Oder es jedenfalls versucht, schließlich beschäftigt sich die Hälfte der Klasse mit etwas anderem als dem Unterrichtsstoff.

Da freue ich mich schon eher auf das Training nach all den Unterrichtsstunden. Schließlich brauchen wir so viel Übung wie möglich, der Erfolg fällt nicht vom Himmel. Bei dem Gedanken an das nächste große Spiel schweife ich ab und denke an die ganzen Mädchen, die von den anderen Jungs der Mannschaft wahrscheinlich eingeladen werden, das ganze von der Tribüne aus zu beobachten und dabei wahrscheinlich knapper angezogen sind als vorher. Wäre allerdings nicht die beste Idee im Oktober...

Würde dieser süße Junge, dessen Namen ich immer noch nicht weiß, vielleicht für mich zum Spiel kommen, wenn ich mich ein wenig mit ihm unterhalte? Dann finde ich seinen Namen heraus und lerne ihn gleich kennen, schließlich würde ich ungerne Georgia um irgendwelche Informationen bitten; das ist mir dann doch zu kindisch.



Das Klingeln zum Stundenende erlöst mich von diesem grausigen Fach. In die Schule gehe ich zwar nicht gerne, aber meine Noten sind ziemlich gut. Vor allem, weil ich vieles auf Anhieb verstehe und mir jegliche Extra Arbeit kralle, die von den Lehrern vorgeschlagen wird. Und wenn es um Chemie geht, werden diese besonders wichtig. Die Naturwissenschaft ist das einzige Fache, in welchem ich nicht glänze und es vermutlich auch nie tun werde. Egal, wie sehr ich mich anstrenge.

Ich schultere meinen dunkelroten Rucksack und verlasse das Klassenzimmer, nur um nach einigen Schritten von einer Hand an meinem Oberarm zurückgehalten werde. Nicht gerade auf die sanfte Art und Weise, wenn ich das mal anmerken darf. Ich drehe mich um und sehe mich Drake Thompson gegenüber – meine gute Laune ist augenblicklich verschwunden.

Ich rolle mit den Augen, als der Typ nach zehn Sekunden blöden Anstarrens immer noch nichts gesagt hat. „Ich habe schlechte Laune, Brooks. Mach es bloß nicht noch schlimmer." Ein schelmisches Grinsen bildet sich auf meinen Lippen. „Ach Drakey, was ist dir denn für eine Laus über die Leber gelaufen, hm?"

Die Schüler, die ebenfalls aus meinem Klassenraum kommen, bleiben ein paar Meter weiter weg stehen und gaffen uns an. Eine alltägliche Situation auf den Schulfluren der Lakewood High eben.

„Wenn ich in diesem Moment deinen Rucksack oder Spind durchsuchen würde, würden dort sicherlich alle Bücher stecken, die ich den ganzen Tag über gesucht habe, oder?" Mein Grinsen wird zu einem lauten Lachen. „Das ist sowas von kindisch, Brooks. Ernsthaft?" „Wenn ich mir deine Noten so ansehe, macht es keinen Unterschied ob du Bücher im Unterricht dabei hast oder nicht. Schließlich redet jeder Lehrer, der unsere beiden Klassen unterrichtet, vor uns von deinen miserablen Leistungen", verrate ich und Drake macht noch einen Schritt auf mich zu.

Kann ja nicht jeder so ein Arschkriecher sein wie du, Brooks. Nach deinem Training auf dem Parkplatz vom Great Fruits, kapiert? Sonst kommt morgen das Doppelte auf dich zu", flüstert er, versucht wohl bedrohlich zu klingen, rempelt mich im Vorbeigehen auch noch absichtlich an. Diese Situation wäre nur noch witziger, wenn ich tatsächlich für das Verschwinden seiner Bücher verantwortlich wäre. Doch ich habe nicht ansatzweise eine Ahnung, wer es gewesen sein könnte.

Die Menschen, die um uns herum standen, verschwinden nun auch langsam wieder. Dabei erhasche ich einen Blick auf den Jungen mit den hellbraunen Haaren, mit dem ich unbedingt sprechen muss. Er wendet jedoch nur desinteressiert seinen Blick ab und läuft die Treppen hinunter.

„Jordan!"

Verwirrt drehe ich mich um und sehe Penny auf mich zu sprinten. „Es tut mir leid!" Noch verwirrter ziehe ich die Augenbrauen hoch und versuche ihr zu verdeutlich, dass ich keine Ahnung habe, wovon sie spricht.

„Naja", fängt sie schüchtern an, „Irgendwie habe ich Drakes Sachen aus dem Spind geräumt und sie in meinem untergebracht. Ich dachte, so ein gemeinsamer Schrank hätte was. Wie das Zusammenziehen in High School Zeiten, weißt du? Ich habe es ihm gestern Abend auch geschrieben, aber anscheinend hat er es nicht gelesen."

„Also denkt er, dass ich seine Sachen geklaut habe und will sich deswegen mit mir prügeln, obwohl du ihn damit überraschen wolltest?" Penny nickt beschämt und sieht auf ihre Schuhe. Meine Güte, so ein liebes Mädchen. Sie tut mir leid.

„Penny", seufze ich, „Das Prügeln steht bei uns sowieso an der Tagesordnung, das weißt du. Aber vielleicht solltest du Drake erst einmal fragen, ob er mit deinem Vorschlag einverstanden ist." Die Blondine seufzt ebenfalls und sieht nun niedergeschlagen zu mir hoch.

"Die ganze Stufe weiß doch, dass Drake nur mit mir schlafen will. Du brauchst mir keine Hoffnungen machen, Jordan. Okay? Ich bin vielleicht kein Superhirn wie du, aber ich merke, wie uninteressiert Drake eigentlich an mir ist." Sie holt kurz Luft. „Und trotzdem", flüstert sie mehr zu sich selbst, „gebe ich nicht so schnell auf."

„Niemand kann dir was vorschreiben. Aber bitte, lass dich nicht entmutigen, wenn es nicht klappt. Du solltest jemanden finden, der dich interessant findet und nicht nur deinen Körper", sage ich noch zu ihr und mache mich dann selbst auf den Weg zur nächsten Stunde.

Seit wann gebe ich Beziehungstipps? Ich hatte doch selbst noch nie eine! Bei dem Gedanken daran muss ich schmunzeln. Nun ja, man sieht solche Situationen mit ganz anderen Augen, wenn man nicht die rosarote Brille trägt.

Bad Blood [BxBxB]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt