Kapitel 19 [C]

485 25 2
                                    

Cody Malone


[Cody] Hey, hier ist Cody... Ich hätte Freitag für die erste Stunde Nachhilfe Zeit.

[Jordan] Hey! Freut mich, dass du mir tatsächlich schreibst ;) Dann nehmen wir Freitag, direkt nach der Schule? Ich muss aber halb 5 wieder los, Vorbereitung für das Spiel am Abend usw. :)

[Cody] Natürlich, zwei Stunden sollten ja erst einmal reichen. Na dann, bis morgen.

[Jordan] Bis morgen. Schlaf gut und träum was schönes :))


„Du auch", flüstere ich, statt es über WhatsApp zu schreiben. Ich gehe offline und lege mein Handy auf den Nachtschrank. Eigentlich hatte ich nicht geplant, ihm am selben Abend zu schreiben. Und auch war nicht geplant, verdammte zehn Minuten Worte zu tippen, um sie sowieso wieder zu löschen und somit ewig zu rätseln, was ich Jordan überhaupt schreiben soll. Wieso waren diese zwei Sätze schon so schwer für mich? Wieso habe ich so lange gezögert, die Nachricht überhaupt abzuschicken?

Maximal überfordert beschließe ich, noch einmal duschen zu gehen. Danach rubbele ich meine Haare etwas trocken und schlüpfe in die Schlafsachen, welche bereits auf meinem Bett liegen. Und als Bett fungiert derzeit eine ausklappbare Couch, die meine Schwester vor meinem Einzug als Rückzugsort genutzt hat. Ebenso stehen in diesem Raum mehrere Regale mit Büchern, Zeitschriften und Erinnerungsstücken. Seit den vergangenen Ereignissen hat sie unsere Familienbilder aussortiert, bestimmt auf den Dachboden geräumt oder in einer der untersten Schubladen versteckt, und dort dann Bilder nur mit mir oder ihren Freunden platziert.

Ich stelle den Wecker passend ein und drehe mich um, damit ich den Sternenhimmel noch beobachten kann. Nein, die Jalousien habe ich bewusst oben gelassen. So habe ich beim Einschlafen diesen wunderschönen Anblick und werde morgens von der aufgehenden Sonne geweckt. Ich bin ein totaler Langschläger und bekomme es auch mal hin, den Wecker im Halbschlaf wieder abzuschalten. So habe ich zumindest dieses permanente Scheinen der Sonnenstrahlen, welches mich auf jeden Fall bis zum Ende nerven wird.



So langsam gewöhne ich mich an die Leute, die mir regelmäßig am Arsch kleben. Übertrieben gesprochen, natürlich. Obwohl Georgia oftmals darauf besteht, immer an meiner Seite zu sein und mich nicht aus den Augen zu lassen. Auf Dauer wird es wirklich anstrengend, aber mittlerweile scheint sie zu spüren, wann es mir zu viel wird.

Da habe ich dann auch in der Mittagspause die Chance, die Raucherecke aufzusuchen. Schwer zu verfehlen, wenn wir mal ehrlich sind, denn... Oh, Überraschung! Aus der Gegend steigt Rauch in den Himmel hinauf. Ich hole noch tief Luft, bevor ich dieses Gebiet betrete und bin erleichtert, als ich nur den Typen dort sehe, den ich gesucht habe. Wenn hier noch weitere fünf Leute herumgelungert hätten, wäre mir sehr wahrscheinlich schlecht geworden und ich hätte mich ins Gebüsch übergeben.

„Schon wieder der Neuling", stößt Drake aus, ohne sich überhaupt umzudrehen. „Willst du wieder Geld schnorren?" Bei diesem Satz könnte ich an die Decke gehen. Ich habe mich wirklich schlecht gefühlt, dieses Geld anzunehmen und bin ja auch nun wieder hier, um es zurückzuzahlen.

„Ich wollte es dir wiedergeben. Heute habe ich mein Portemonnaie glücklicherweise eingesteckt."

Nun dreht sich Drake auch um, mustert mich jedoch mit einem ungläubigen Blick. Als würde ich ihn soeben verarschen wollen. „Dein Ernst?" Verwundert nicke ich. „Warum denn nicht? Du hast mir geholfen und bekommst das Geld wieder zurück", antworte ich und ziehe sogleich meinen Geldbeutel aus der hinteren Hosentausche, dem ich den 10-Dollar Schein entnehme und dem Raucher entgegen halte.

Er nimmt einen letzten Zug von seiner Zigarette und tritt sie dann aus, um den Schein einzustecken. „Nun, ähm... Danke. Würde ich sagen." Er wirkt überfordert und starrt praktisch Löcher in den Geldschein. „Das ist selbstverständlich." Bevor ich wieder zu den anderen gehe, krame ich jedoch noch etwas aus meiner Hosentasche. Eine Packung Menthol Kaugummis, die ich vom Rest von Drakes geliehenem Geld geholt habe.

„Mein Dad ist auch Raucher und meinte mal, dass ihm die mit der Zeit geholfen haben, davon loszukommen." Ich werfe ihm die Packung zu, mit meinen eher weniger vorhandenen Wurfkünsten und er schafft es gerade so, sie aufzufangen. „Versuch es einfach, noch mehr schaden kann es nicht", merke ich abschließend an und zucke mit den Schultern, ehe ich schnellen Schrittes zurück zum Gebäudeeingang laufe.

Ein gutes Stück von der Raucherecke entfernt bleibe ich stehen und hole tief Luft, um den Knoten in meinem Hals zu lösen. Ich hasse es, in solche Situationen zu geraten. Auch wenn ich auf 180 bin, wenn solche Typen gehässige Sprüche ablassen, schlummert tief in mir diese Angst davor, dass sie mich innerhalb weniger Sekunden rot und blau schlagen. Denn genauso sieht Drake aus. Als würde es wenige Treffer brauchen, bevor sein Gegner wehrlos am Boden liegt. Bin ich froh, dass ich mir nicht in die Hose gemacht habe...

Bad Blood [BxBxB]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt