Kapitel 27

394 22 0
                                    

Die Wachen durchsuchen gerade Räume, Gemächer, nehmen alles und jeden Verdächtigen genau unter die Lupe. Und all das nur, um den zu finden, der uns Böses will. Wie Peter es schon einmal vorhatte. Macht und Einfluss mit allen Mitteln.

Und doch habe ich einen Brief von genau ihm bekommen. Und nicht nur das, darin meldet er sich für den Nachmittag an. Eigentlich will ich absagen, der Tag hat immerhin schon genug Unruhe gebracht, doch irgendwas sagt mir, dass er niemals einfach so kommen würde. Und genau dieses bescheuerte Gefühl bringt mich dazu, ihn tatsächlich zu empfangen. Vielleicht hat er sich ja verändert ... oder jemand anders heißt genau so wie er. Beides etwa gleich wahrscheinlich, schätze ich.

Immerhin wird er mich wohl nicht angreifen. Serafin durchsucht ihn schließlich, bevor Peter zu mir darf und dann wird Jade die ganze Zeit bei mir sein, während sein Partner vor der Tür wachen wird.

Ein Klopfen reißt Jade und mich aus unseren Gedanken. Das muss Peter sein. Wir wechseln einen angespannten Blick, dann bitte ich ihn laut und deutlich herein. Soll er doch sehen, dass ich keine Angst vor ihm habe.

Die Tür öffnet sich und er tritt ein. Auch er hat sich verändert. Seine Züge scheinen weicher, soweit ich das beurteilen kann, denn sofort nach seinem Eintreten kniet er nieder und senkt den Kopf.

„Prinz Lucius. Ich weiß, meine Taten sind unverzeihlich, ich kann nur sagen, ich bereue sie zutiefst. Es tut mir leid, euch und eurem Bruder so etwas zugemutet zu haben. Ich habe eingesehen, dass es falsch war.“ Seine Stimme zittert zu stark, um weiter zu sprechen.

„Du hast Recht, deine Taten sind unverzeihlich. Doch ich denke, jeder kann Sühne leisten und wenn er es aufrichtig bereut, kann viel Vergeben werden. Die Last des Gewissens ist Strafe genug.“

„Danke, Prinz“, er räuspert sich unsicher, „ich bin eigentlich hier, um euch etwas zu zeigen.“

„Dann erhebe dich und sprich.“

„Danke.“ Er steht auf und erwidert meinen Blick. Darin sehe ich den stolzen Drachen, der er ist und wie viel Reue es gebraucht hat, sich so untergeben zu zeigen. Und irgendwie macht es mich stolz, dass er es dennoch getan hat. „Ich habe vor ein paar Wochen einen Brief erhalten. Erst habe ich ihn nicht ernstgenommen, doch als ich von den Schmähschriften erfahren habe, dachte ich, es könne nicht schaden, ihn euch zu zeigen.“ Seine Stimme und Hand zittert kein Bisschen, als er mir das Papier reicht. „Und wenn ich mir den Aufruhr hier so ansehe, scheine ich Recht zu haben.“

Schnell überfliege ich die Zeilen, während sich mein Interesse, langsam in Panik und dann Zuversicht verwandelt. Das Datum ist nicht mehr ganz aktuell, doch in dem Brief wird von Plänen berichtet, die Krone anzugreifen, also Alec und mich.

„Wir reden morgen nochmal. Danke für die Hilfe und den Brief. Jade, lässt du ihm bitte ein Quartier vorbereiten?“

Jades Antwort bekomme ich nicht mehr mit. Ich bin schon auf dem Weg zu Alec. Das ist es!

Ich kümmere mich nicht um die Lords, als ich in ihre Besprechung platze. „Alec! Ich weiß, wie wir sie finden können!“ 

Entgeistert sehen sie mich an, dann entfalten meine Worte ihre Wirkung. Alec springt auf und nimmt mich am Arm. „Entschuldigt uns bitte.“ Dann führt er mich in den Nebenraum. „Wie?“

„Peter hat einen Brief von ihnen bekommen. Ich kann ihn mit Magie zum Ersteller zurückverfolgen. Wenn wir Wachen mitschicken, haben wir sie.“

„Du bist ein Genie! Einverstanden. Komm!“

Eilig folge ich ihm zum Wachtzentrum, höre zu, wie er Befehle gibt, auf die hin sich die Drachen ausrüsten. Panzer, Waffen, Helme, ... Ich muss nur noch die Magie auslösen und schon folgen sie der glühenden Kugel aus reiner Energie und ich bin alleine mit Alec.

„Das war´s. Damit bekommen wir sie.“ Er grinst mich glücklich an und ich nicke perplex. Ist das gerade wirklich passiert?

„Du bist wieder in Sicherheit.“

Es ist, als würde mit diesem Satz endlich alles wirklich bei mir ankommen. Die ganze Anspannung der Bedrohung, die jetzt urplötzlich wieder verschwunden ist. Alle Aufregung und der Tumult. Einfach alles.

Und das sorgt dafür, dass ich zusammenbreche. Es gibt einfach kein Halten mehr. Nur noch Tränen und Emotionen, die mich durchfließen. Alec´Arme, die mich halten.

Nichts anderes existiert in diesem Moment mehr. Jetzt wird alles wieder gut. Die Welt rutscht wieder in ihre normale Position und alle Anspannung weicht. Wir sind sicher. 

In Sicherheit.

Durch mich und all diese Drachen, die uns unterstützen.

Durch Alec und alle, die unsere Rolle erst möglich machen.

Es sind so viele und alle können sich aufeinander verlassen.

All das führt dazu, dass ich mich einfach der Situation ergebe und in Tränen auflöse.

Der DrachenprinzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt